Ticker: Aktivisten blockieren die A5 bei Reiskirchen

Aktivisten haben sich von der A5 abgeseilt und blockieren so die Autobahn. Foto: Berghöfer

Am Dienstag ging es weiter mit der Rodung im Maulbacher Wald und entsprechenden Protestaktionen. Daneben blockieren Aktivisten erneut die A5, dieses Mal bei Reiskirchen. Der Tag...

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HOMBERG/STADTALLENDORF/DANNENROD/MAULBACH. Begleitet von Protesten gegen den Ausbau der Autobahn 49 sind am Dienstag die Arbeiten im Maulbacher Wald fortgesetzt worden. Ein Sprecher der Projektgesellschaft Deges zeigte sich zuversichtlich, dass das rund 3,5 Hektar große Areal bis zum Mittwoch gerodet sein könnte. "Wir sind vernünftig vorangekommen", sagte er. Polizisten beseitigten unterdessen weitere Barrikaden, wie das zuständige Polizeipräsidium in Gießen und Naturschützer übereinstimmend mitteilten. Ein Polizeisprecher bezeichnete die Lage als "relativ ruhig". Mehr zu den Entwicklungen in unserem Ticker:

19.35 Uhr: Fazit der Polizei

Das Fazit der Polizei zum sechsten Einsatztag lautet, "insgesamt ereignisreich". Dies geht aus einer Pressemitteilung vom Dienstagabend hervor. Zudem teilten die Beamten mit, dass Unbekannte in der Nacht von Montag auf Dienstag aus dem Dannenröder Wald Feuerwerkskörper in Richtung von Einsatzkräfte feuerten. Dabei kam niemand zu Schaden.

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Insgesamt sei festzustellen, dass sich die A49-Gegner verstärkt selbst in Gefahr begaben - und auch vor Selbstverletzungen nicht zurückschreckten. "So verklebten sie sich die Fingerkuppen mit Sekundenkleber oder ritzten sie sich mit Rasiermessern ein", heißt es in der Pressemitteilung der Beamten. Darüber hinaus soll eine Baumbesetzerin versucht haben, sich die Hände vollständig mit Sekundenkleber zusammenzukleben, während sie einen Baum umklammerte. Speziell geschulte Einsatzkräfte der Polizei konnten sie vom Baum begleiten.

Darüber hinaus seilten sich gegen Mittag drei Personen von einer Autobahnbrücke der Autobahn 5 in Höhe des Reiskirchener Dreiecks ab und hingen im Bereich der Fahrbahn. Der Polizeieinsatz an dieser Stelle dauerte bis etwa 14.30 Uhr. Dabei kamen laut Polizei speziell ausgebildete Höhenrettungskräfte zum Einsatz. Die Aktion sorgte für lange Staus in beiden Richtungen. "Insgesamt wurden sieben Personen zum Zwecke der Personalienfeststellung kurzfristig festgehalten", teilte die Polizei weiter mit.

Seit 1. Oktober überprüften die Ordnungshüter eigenen Angaben zufolge insgesamt 161 Identitäten, hielten diese Personen zum Teil kurzfristig fest und entließen sie im Anschluss unmittelbar wieder. Es kam darüber hinaus zu 24 vorläufigen Festnahmen. Die Polizei fertigte 15 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und elf Strafanzeigen.

15 Uhr: Protest am hessischen Landtag

Aus Protest gegen den Weiterbau der Autobahn 49 haben Umweltschützer ein Plakat am hessischen Landtag in Wiesbaden angebracht. Aktivisten seilten sich am Dienstag an der Fassade ab und entrollten ein Banner mit der Aufschrift "Ausbau der A49 sofort stoppen! Wald statt Asphalt". In Zeiten von Klimakrise und Artensterben sei eine sozial-ökologische Mobilitätspolitik erforderlich und kein Neubau von Autobahnen, teilte die Umweltorganisation Robin Wood mit. Abgeordnete des Landtages reagierten unterschiedlich auf die Aktion. "Mit dem illegalen und unangemeldeten Kletterprotest von Robin Wood an der Fassade des Hessischen Landtags werden Grenzen massiv überschritten und damit der Hort der parlamentarischen Demokratie verletzt", teilte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Holger Bellino, mit. Der Landtag sei das symbolische Zentrum der freiheitlichen Demokratie in Hessen. Es sei falsch, diesen überparteilichen Ort für seinen Protest zu nutzen. "Wer diese Grenzen bewusst überschreitet, stellt sich außerhalb der Gesetze, will provozieren und schadet der Demokratie." Der Abgeordnete Torsten Felstehausen (Linke) solidarisierte sich mit der Kletteraktion. Es sei richtig, die Kritik direkt an die politischen Entscheidungsträger in den Parlamenten zu richten. Aktionen des gewaltfreien zivilen Ungehorsams seien ein legitimes Mittel, erzeugten Bilder und förderten die demokratische Auseinandersetzung. Die AfD-Fraktion nannte die Aktion dagegen eine "politisch motivierte Straftat". Die Mitglieder von Robin Wood hätten sich "gezielt über demokratische Spielregeln hinweggesetzt, um Aufmerksamkeit für ihre Sache zu erzeugen und das ist innerhalb einer rechtsstaatlichen Demokratie zu verurteilen", teilte sie mit.

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14.59 Uhr: Sicherheit aller geht vor

Der zweite Aktivist ist soeben abgeführt und in das Polizeifahrzeug gebracht worden. Ein polnischer Lkw-Fahrer, der sich mit unserem Reporter vor Ort auf Englisch unterhalten hat, kommentiert das Geschehen folgendermaßen: "Schade, dass wir nicht in Russland sind, da würde das Ganze nur fünf Minuten dauern. Die Deutschen sind zu zimperlich. Und die Polen sind mittlerweile wie die Deutschen.

14.57 Uhr: Sprungkissen in Position

Die beiden Aktivisten, die sich in Fahrtrichtung Alsfeld abgelassen haben, sind von der Feuerwehr heruntergeholt und der Polizei festgenommen worden. Ein Aktivist ist aber noch auf der Autobahnbrücke in Fahrtrichtung Frankfurt angeseilt. Gerade wird ein Sprungkissen von der einen Fahrbahnseite zur anderen getragen. Dann wird mit der Bergung des dritten Aktivisten begonnen und der Verkehr dürfte nach Einschätzung unseres Reporters dann auch wieder fließen.

14.51 Uhr: Drei Aktivisten auf der A 5

Insgesamt sind es drei Aktivisten, die die A5 blockieren, wie unser Reporter Ingo Berghöfer berichtet, der live vor Ort ist. Einer hat sich in Fahrtrichtung Frankfurt abgeseilt, zwei weitere in Fahrtrichtung Alsfeld. Der Aktivist, der sich auf der Fahrbahn in Richtung Frankfurt abgeseilt hat, wurde von der Polizei bereits heruntergeholt und in einen Gefangenentransporter gebracht. Die anderen beiden werden gerade mit der Hebebühne von der Feuerwehr von der Brücke geholt.

14.47 Uhr: Aktivisten haben sich von Brücke abgeseilt

Von der Brücke zwischen Bersrod und Reiskirchen haben sich zwei Aktivisten mit einem Transparent über der A 5 abgeseilt und blockieren den Verkehr. Die Feuerwehr ist mit der Hebebühne vor Ort und versucht, die Aktivisten runterzuholen. Die Straße in Richtung Alsfeld ist komplett gesperrt. Vor Ort sind etwa 20 Polizisten und Feuerwehrkräfte. Auf der Brücke selbst stehen auch noch Personen, die allerdings keine Anstalten machen, die Brücke zu verlassen oder sich auch abzuseilen.

14.37 Uhr: Nichts geht mehr auf der A5

An einer Autobahnbrücke kurz vor der Autobahnraststätte Reinhardshain haben Aktivisten ein Plakat ausgerollt. Auf der Straße kann unser Reporter keine Aktivisten erkennen, aber jede Menge Polizeiautos. Ein Feuerwehrauto hat die Autobahn quer blockiert. Der Verkehr, der aus Richtung Gießen kommt wird auf die Gegenspur umgeleitet. Doch noch steht unser Reporter selbst im Stau.

12.57 Uhr: Aktivisten blockieren die A5

Aktivisten haben die A5 zwischen Reiskirchen und Bersrod beidseitig blockiert. "Nichts geht mehr" berichtet unser Reporter Ingo Berghöfer, der vor Ort ist. Sie zeigen sich als Unterstützer der Proteste gegen den Bau der A49 und die Rodung von Herren-, Dannenröder und Maulbacher Wald.

Den Autobahnbesetzern gehen diese Forderungen aber nicht weit genug. Sie wollen mehr: "Eine echte Verkehrswende braucht nicht nur mehr Fahrradstraßen, barrierefreie Fußbereiche und einen Top-ÖPNV zum Nulltarif, sondern auch weniger Straßen. Darum wollen wir ein Zeichen setzen: Auch große Autobahnen wie die A5 müssen möglichst schnell rückgebaut werden!“ Das teilt die Projektwerkstatt Saasen in einer Pressemeldung mit.

Damit das ermöglicht werden kann, müssten umweltfreundlichen Formen wie Fuß- und Radverkehr sowie der solidarische, umweltschonende öffentliche Personen- und Güterverkehr massiv ausgebaut werden. Für andere Mobilitätsformen würden die Flächen gebraucht werden, die bisher Straßen und Parkplätze einnehmen: „Wir brauchen Böden für die Natur und eine umweltgerechte Nahrungsmittelproduktion. Es gibt jetzt schon viel zu viele betonierten und asphaltierten Flächen – daher Straßen wieder abreißen!“

Als völlig verfehlt sehen die Aktivisten, dass neue Straßen gebaut werden sollen. „Dieses Verbrechen an Klima, Umwelt, Böden und dort lebenden Menschen muss ebenso sofort gestoppt werden.“ Da aber schon jetzt zu viel Fläche überbaut sei, müssen statt Neubauten der Rückbau von Straßen und den verkehrserzeugenden Einkaufszentren außerhalb von Orten angegangen werden.

Die Aktivisten des Dannenröder Forstes freuen sich über die Aktion und teilen es direkt über ihren Twitterkanal.

Auch die Polizei Mittelhessen twittert über die Vollsperrung, auch wenn dort nicht von Aktivisten die Rede ist.

12.17 Uhr: Weiter geht's

Der erste große Einsatz des Tages ist beendet. Der Hubsteiger ist wieder hochgefahren worden, um die Plattform zu Räumen und die restlichen Kollegen des Höhenrettungsteams aus dem Baum wieder herunter zu holen.

Insgesamt sollen sich noch 13 weitere Personen im Wald befinden, deren Aufenthaltsorte sind derzeit allerdings nicht bekannt.

12.02 Uhr: Erste Aktivisten am Boden

Die erste Höhenrettung ist abgeschlossen. Der Steiger fährt gerade nach unten. Die beiden Aktivisten haben ihren Widerstand aufgegeben und werden nun sicher zu Boden geleitet.

11.46 Uhr: Statement der Polizei

Wie Polizeisprecher Jochen Wegmann erläutert, stocken die Rodungsarbeiten, da sich noch einige Personen im Wald befinden. Aktuell geht die Polizei von 15 Waldbesetzern aus, die sich am Boden und in den Bäumen aufhalten.

Die Polizei will mit aller Sorgfalt vorgehen, wenn die Personen aus den Bäumen geholt werden. Zum Teil würden sich die Aktivisten ohne jede Sicherung in den Bäumen aufhalten. Die Polizei versuche zielgerichtet eine Person nach der anderen wieder auf den Boden zu bringen, ohne dass jemanden etwas geschieht.

Derzeit herrsche viel Bewegung unter den Aktivisten. Sie kletterten die Bäume rauf uns runter und bewegetn sich in alle Richtungen. Dementsprechend müsse sich die Polizei immer wieder neu auf das Szenario einlassen.

An die Bäume, an denen das Höhenrettungsteam gerade im Einsatz ist, käme man noch einigermaßen gut ran. Tiefer im Wald gebe es aber kein Durchkommen mehr für den Hubsteiger. Dann müsse sich die Polizei unter Einhaltung größter Sicherheitsstandards Stück für Stück nach vorne arbeiten und gegebenenfalls Bäume fällen, damit der Steiger eingesetzt werden kann.

11.29 Uhr: Ein Katz' und Maus-Spiel

Die Höhenretter haben den Hubsteiger weit ausgefahren und sind mittlerweile ziemlich hoch. Der Aktivist ist dafür auf der anderen Seite wieder ein Stück runter geklettert, sodass er von Ästen geschützt ist. Die Polizei kommt weiterhin nicht an ihn ran.

Außerdem hat die Polizei mittlerweile eine Drohne steigen lassen und fliegt das Gebiet ab.

11.17 Uhr: Polizei kommt keinen Schritt vorwärts

Das Höhenrettungsteam kommt im Moment keinen Schritt weiter, wie unser Reporter vor Ort berichtet: "Sie sind wieder vier, fünf Meter tiefer gefahren, wahrscheinlich um sich Platz zu verschaffen. Aber das zieht sich hier wie Kaugummi. Das kann dauern."

11.14 Uhr: Aktivist außer Reichweite

Der Aktivist ist mittlerweile so hoch in die Fichte geklettert, dass er außer Reichweite des Höhenrettungsteams ist. Der Hubsteiger kann im Moment nicht höher ausgefahren werden. Die Polizei muss sich zuvor einen Weg freischneiden.

11.06 Uhr: Höhenrettungsteam macht sich Sorgen

Das Höhenrettungsteam ist am Baumhaus angekommen. Die Aktivisten singen, die Polizei sagt durch, dass die Aktivisten nicht noch höher in die Baumkronen klettern sollen. Auch das Höhenrettungsteam mache sich sorgen bei dieser Höhe. "Scheint doch sehr, sehr gefährlich zu sein", so unser Reporter Christian Dickel.

10.56 Uhr: Zweiter Aktivist in Baum

Die Höhenretter haben sich vorbereitet und lassen sich mit der Hebebühne hochfahren. Ein zweiter Aktivist im Tarnanzug hat sich mittlerweile in einen zweiten Baum begeben und ist noch höher geklettert. Er dürfte sich jetzt in rund 30 Metern Höhe befinden. Trotz der Höhe habe er sein Handy rausgeholt und filme sich jetzt, berichtet unser Reporter vor Ort.

10.40 Uhr: Plattform in 25 Metern Höhe

Polizei und Höhenretter sprechen mittlerweile davon, dass sich das Baumhaus in 25 Metern Höhe befindet. Es werde wohl dauern, bis die Arbeiten weitergehen können. Die Vorbereitungen zur Räumung laufen.

10.22 Uhr: Baumhaus in luftiger Höhe

Unser Reporter bestätigt, dass sich weiter im Wald ein Baumhaus befindet. "Es ist dieses Mal extrem hoch gebaut, bestimmt in 12 bis 15 Metern Höhe", so Christian Dickel. Ein Höhenrettungsteam mache sich gerade bereit, um auch dieses Baumhaus zu räumen.

Insgesamt sei aber deutlich weniger los als gestern. Sowohl die Anzahl der Aktivisten, als auch die der Polizei und Journalisten sei vielleicht nur noch halb so groß. Dafür hat sich rund ein Dutzend älterer Menschen aus Maulbach an der Stelle eingefunden, an der gestern die Mahnwache stattfand. Auch sie sind gegen die Rodung des Waldes zugunsten der A49. Einer der Anwesenden meint: "Es ist zum heulen!"

9.58 Uhr: Über Nacht Plattform erbaut Das Presseteam der Polizei hat unseren Reporter direkt abgefangen, als dieser in den Wald wollte, und hat ihn darauf hingewiesen, dass er wieder zurück gehen solle. Er werde dann später wieder nach vorne geführt. Es scheint doch noch eine Plattform im Wald zu geben, die über Nacht aufgebaut wurde, wie unser Reporter Christian Dickel berichtet.

9.55 Uhr: Anwohner ebenfalls gegen Bau der A 49

"Wie zu erwarten ist es hier sehr, sehr, sehr ruhig, alles geht seine geordneten Bahnen, Protest und Widerstand sind nicht zu sehen", berichtet unser Reporter Christian Dickel vor Ort. Einige Anwohner - gerade die älteren Leute aus dem Dorf - laufen aktuell zum Wald, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Die meisten Bewohner des Dorfes seien gegen den Bau der A 49, wie unser Reporter berichtet.

9.39 Uhr: Umweltschützer protestieren am Landtag gegen Weiterbau der A 49

Umweltschützer haben aus Protest gegen den Weiterbau der A 49 am hessischen Landtag in Wiesbaden ein Plakat angebracht. Aktivisten seilten sich am Dienstagmorgen an der Fassade ab und entrollten ein Banner mit der Aufschrift "Ausbau der A 49 sofort stoppen! Wald statt Asphalt", wie die Umweltorganisation Robin Wood mitteilte. Die Landesregierung wurde aufgefordert, den Polizeieinsatz gegen die Waldbesetzung sowie die Rodungsarbeiten zu stoppen.

"In Zeiten von Klimakrise und Artensterben ist eine sozial-ökologische Mobilitätspolitik erforderlich und kein Neubau von Autobahnen wie der A49", erklärte Robin Wood. Eine Räumung mitten in der Corona-Pandemie durchzusetzen, sei besonders riskant und verantwortungslos. Dass die in Hessen mitregierenden Grünen den Kurs mittrügen, kritisierte die Organisation scharf.

Auch die Aktivisten im Wald geben sich weiter kämpferisch, wie auf ihrem Twitterkanal zu lesen ist.

07.03 Uhr: Noch ist es ruhig

Noch ist die Lage entspannt. Bisher weist nur ein Tweet der Polizei darauf hin, dass es heute in Maulbach weitergeht. Sie schreibt, dass sich ihre Pressesprecher heute im Maulbacher Wald aufhalten werden.

5. Oktober

Von unseren Reportern/dpa