Viel Nonsens beim Super-Acht-Wettbewerb in Weiterstadt
Mit Schmalfilm hat einst alles angefangen. Deshalb war der Super-Acht-Wettbewerb beim Festival in Weiterstadt auch im 42. Jahr wieder ein liebevoll gepflegter Anachronismus.
Von Bettina Bergstedt
Im Zeichen des Kult-Romans „Per Anhalter durch die Galaxis“ steht das 42. Weiterstädter Filmfest, das noch bis Montag, 20. August, läuft. Da lässt sich der „Filmhirsch“ bereitwillig von einem Ufo einsammeln.
(Foto: Festival)
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WEITERSTADT - Es läuft das 42. Open-Air-Filmfest in Weiterstadt. Kenner wissen, dass es sich, anders als bei 50 oder 100, um eine magische Zahl handelt: 42 ist im Kult-Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ die sinnlose Antwort auf die Frage nach dem Universum, errechnet von einem Supercomputer in Millionen von Jahren, der die Ausgangsfrage jedoch nicht mehr kennt. Die Macher des Weiterstädter Filmfestes sind natürlich Kenner, weshalb die Aufschrift „Die ultimative Frage...“ neben einem prächtigen Hirsch als Slogan auf den diesjährigen T-Shirts prangt, zu manchem Super-8-Film allemal passend.
Da stellt sich doch manchmal die Frage nach, äh, ja, was nur? „It’s not a message“, sagt Magnus Irvin, keine Botschaft also, eher „Nonsens“. Irvins Beitrag „Super Looloo picks up poopoo“ zeigt beim Super-8-Wettbewerb am Samstagabend dann auch in zeitgerafften Echtbildern und Animation eine Super-Frau mit Super-Mädchen, die Hundehaufen unterschiedlicher Konsistenz und Form aufsammelt, um Hundehaltern den Umgang mit der Plastiktüte beizubringen. Nach acht Minuten über Exkremente ist der Applaus für den Film eher mau, aber der Engländer bekommt bei der anschließenden launigen Befragung durch Filmfest-Organisator Andreas Heidenreich ordentlich Beifall – und wird vom Publikum auf Platz drei gewählt.
Ebenfalls Nonsens liefern die in Weiterstadt Dauer-Prämierten Manuel Francescon und Michael Sommermeyer mit „Weiterstadt von unten“, und erhalten als Hauptpreis den Filmhirsch. Auch hier ist der Smalltalk lustiger als der Film, bei dem zwei Höhlenforscher in die Weiterstädter Unterwelt entführen, in einen Kellerraum, in dem sich vom Nazi-Bunker über Reste des „Homo weiterstadtensis“ bis zu verendeten Höhlenforschern gewichtige Historie findet. „Kann man so einen Film überhaupt irgendwo anders zeigen? Wer kennt Weiterstadt?“, fragt Heidenreich. Die Namen seien nach dem Baukastenprinzip austauschbar und Verhandlungen mit Peking und New York stünden schon an, versichern die Filmemacher.
FESTIVAL-FINALE
Zum Abschluss des 42. Open-Air-Filmfests in Weiterstadt läuft am Montag, den 20. August, ab 20 Uhr eine Auswahl der besten Beiträge im Filmzelt beim BMX-Gelände. Anders als sonst beim Festival, werden hier zehn Euro Eintritt fällig.
Eine weitere Nachlese folgt am 28. September um 20 Uhr in der Darmstädter Centralstation. (red)
Den zweiten Platz belegt der Schweizer Michel A. Chappuis mit „Le flic au bois dormant“, einem märchenhaften Krimi mit technischer Besonderheit: Der über dreiminütige Film liegt auf einer 15-Meter-Kassette vor, wurde am Stück gedreht, ohne Schnitt. Ein gutes Gefühl für Szenenlänge hat Chappuis dabei bewiesen bei einer gelungenen absurd-witzigen Story mit coolen Ermittlern, echten Gangstern, märchenhaftem Dornröschenschlaf und fliegenden Hexen.
Von den insgesamt acht Super-8-Filmen hat „Blaue Stunde“ den größten ästhetischen Wert. Stephan Grosse-Grollmann entwickelt da über fünf Minuten mit reduzierten Bildausschnitten ein Szenario zwischen Industrie- und Gewerbe-Architektur im Zwielicht der Dämmerung, eine rauchende Frau, gelehnt an Mauerwerk, ein Mann, der Schienen entlang läuft, dazu ein packender Underground-Sound von der Gruppe „Buddy and The Huddle“, der die Grundlage für die ruhig-schöne Bildsprache liefert.
Auch eine kurze Hommage an die „42“ mit Handpuppen von Johanna Seiferts ist im Wettbewerb. Dazwischen laufen die Gewinner des Rüsselsheimer Kurzfilmfestivals.