WIESBADEN - Wenn man zum Kauf einer Leiste die Wiesbadener Holzhandlung Blum in der Rheinstraße aufgesucht hat, konnte es passieren, dass man von Franz-Heinrich Blum unversehens in ein Gespräch über das Konzertleben verwickelt wurde. Über 70 Jahre war der große Musikfreund für das traditionsreiche Unternehmen aktiv. Bis 1998 war der Enkel des Firmengründers Gesellschafter der Heinrich Blum oHG. Sieben Jahrzehnte lang war der Wiesbadener Geschäftsmann, der am 12. April im Alter von 88 Jahren gestorben ist, aber auch ein treuer Freund des hiesigen Theaters und des Konzertlebens.
Dem Neuen gegenüber immer aufgeschlossen
Dabei war er nicht nur ein Konzertgänger, der wohl kaum ein Sinfoniekonzert des Staatsorchesters verpasst hat. Franz-Heinrich Blum hat sich für die Kultur der Stadt unter anderem 39 Jahre lang als Schatzmeister der Gesellschaft der Theaterfreunde aktiv eingesetzt – im Umgang mit Zahlen war er auch als Kassierer der Firma Blum geübt.
Im Gespräch mit ihm musste man immer wieder über die Fülle seines Wissens staunen. In seinem Gedächtnis hatte er nicht nur Maifestspiel-Aufführungen der 50er Jahre abrufbar, sondern auch ganze Spielpläne der Salzburger Festspiele oder andere überregionale Theatererfahrungen. Dabei gehörte die Kultur bei ihm nicht zur bildungsbürgerlichen Dekoration, sondern schien ein ganz elementares Bedürfnis zu sein, ein geistiges Grundnahrungsmittel jenseits des repräsentativen Charakters eines Premierenbesuchs.
Viele Worte über sich selbst wollte der freundliche, zurückhaltende Musikfreund nie machen. Dabei war auch sein stark ausgeprägtes Interesse für das Neue, das ihn zum regelmäßigen Besucher der Musik-Theater-Werkstatt gemacht hat, außergewöhnlich. Einen „unschätzbaren Ratgeber“ nennt ihn Helmut Nehrbaß, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Staatstheaters. Ausdruck seines großen Interesses an der Musik sei nicht zuletzt eine umfangreiche Sammlung wertvoller historischer Aufnahmen gewesen. Der Theater-Enthusiast mit dem breiten Interessenspektrum sei aber auch bei Wartburg-Premieren präsent gewesen.
In der Familie Blum wird erzählt, dass Franz-Heinrich schon als Lehrjunge kurz nach dem Krieg jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit das Feuilleton dieser Zeitung gelesen hat, um sich über Konzerte und Theater zu informieren: In der Rheingaustraße gab es einen Schaukasten mit Aushang der Tageszeitung. Zeitungslesen im Betrieb wäre für den Sohn des Chefs natürlich nicht möglich gewesen. Die Mittagspause habe er dann genutzt, um sich eine Schallplatte zu kaufen.