Stuttgarter Tatort "Der Welten Lohn" als Sozialdrama
Oliver Manlik hat für seine Firma den Kopf hingehalten. Nach drei Jahren Gefängnis ist er zurück - und fordert Genugtuung. Ein Fall für Lannert und Booth.
Von Birgitta Lamparth
Redakteurin Kultur/Politik/Wirtschaft Wiesbaden
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
Drei Jahre lang hat Oliver Manlik (Barnaby Metschurat) in den USA im Gefängnis gesessen. Als Sündenbock für Korruptionsvorwürfe gegen seinen Arbeitgeber, einen Automobilzulieferer. Seine Frau Caroline hat sich in der Zeit von ihm getrennt und längst einen anderen. Er hat alles verloren. Jetzt steht er vor Joachim Bässler (Stephan Schad) und will Genugtuung. Aber beim Vorstandsvorsitzenden der Stuttgarter Firma beißt er auf Granit. Bässler hat gerade andere Sorgen: Seine Personalchefin ist tot im Wald aufgefunden worden, beim Joggen ums Leben gekommen. War das etwa Mord?
Der Fall ruft Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Booth (Felix Klare) auf den Plan. Auch sie bekommen schnell Wind davon, dass es ein Bauernopfer gibt, das von allen fallen gelassen wurde. Aber ist er auch ein Mörder? Als ein Anschlag auf Bässler verübt wird, spitzt sich die Lage zu. Und Manlik steht immer mehr mit dem Rücken zur Wand.
Hochspannend, dieser Tatort vom Undank, der "Der Welten Lohn" ist. Gerd Schneider hat ihn eindringlich verfilmt: Wenn Manlik seiner Exfrau (Isabelle Barth) wieder begegnet und sie ihn auf Distanz hält, sieht der Zuschauer das Kopfkino des Verlassenen, der sich an intime Momente erinnert. Wie man überhaupt das Geschehen mit zunehmender Sympathie für diesen an einem kranken System Gescheiterten verfolgt: Da hat einer sich geopfert für die Machenschaften der anderen - und was er bekommt er dafür? Den Spruch "Sie waren einer der Besten". So zynisch läuft dieser Fall auf ein Sozialdrama zu, das zunehmend an Fahrt und Tiefgang gewinnt - bis alles eskaliert. Es ist letztlich ein Showdown zwischen einem Verlierer mit Haltung, der in seiner Verzweiflung auf seine Werte pocht - und einem skrupellosen Manager, der nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Beide, Metschurat und Schad, verkörpern diese Kontrahenten sehr glaubwürdig und mit feinen Zwischentönen. Da treten Richy Müller und Felix Klare diesmal für diese beiden Hauptfiguren einen Schritt zurück. Ein guter Tatort, der eine Menge zu erzählen hat über Gesellschaft und familiäre Bindungen und was mit jenen passiert, die aus diesem Netz fallen.