WORMS - Der Besen diente einmal als ein Teil des Karussells, dann als Surfbrett, Mikrofon, Fernrohr oder auch als Gitarre. Die beiden Schauspieler Christina Gumz und Clément Labail nutzten ihre wenigen Requisiten gekonnt, um die Zuschauer im Lincoln Theater in die Welt des Zirkus und der Träumerei zu entführen. Die beiden Künstler sind momentan mit dem Fahrrad auf dem Weg von Frankfurt nach Straßburg und führten bei einem Zwischenstopp in Worms ihr Stück „ Manèges-Kreise“ auf. Es handelt von dem Pärchen Marie und Pierre. Die beiden sind Schausteller, betreiben ein Karussell und bieten für Kinder kleine Zirkusnummern an.
Gastschauspieler mit auf der Bühne
Gleich zu Beginn des Theaterstückes ertönten typische Zirkusfanfaren. Die Schauspieler wählten drei Zuschauer aus, die auf der Bühne eine Probefahrt auf dem imaginären Karussell machen durften. Als die Gäste die Manèges, also den Kreis, in der die amüsante Fahrt stattfand, wieder verließen, schloss das Fahrgeschäft. Marie verabschiedete sich vom Publikum, packte ihre Sachen und ihr Ehemann Pierre kam auf die Bühne. Schnell wurde klar, dass sie von einem anderen Leben träumt.
Der jungen Frau reicht das Schaustellerleben nicht mehr, sie möchte einen sinnvollen Beruf ausüben und beispielsweise als Köchin in einem Kindergarten arbeiten. Ihr humorvoller Mann versteht Marie in dieser Hinsicht nicht. Für ihn als Künstler, der die Poesie, die Kunst und die Musik liebt, ist das Karussell die Erfüllung. Immer wieder versucht Pierre, seine Partnerin aufzumuntern, macht Witze und zieht gelegentlich ihre Träume und Zukunftspläne etwas ins Lächerliche.
Wird die lebhafte Diskussion der beiden über die Zukunft emotionaler, so fallen die Figuren gelegentlich ins Französische. Es scheint, als würde es ihnen so leichter fallen, Gefühle, wie Wut und Trauer aber auch Freude und Hoffnung auszudrücken. Je nach Spielort führen Gumz und Labail ihr Stück auch einmal komplett auf Französisch oder ausschließlich auf Deutsch auf. Neben ihren schauspielerischen Fähigkeiten präsentierten die beiden in einigen Liedern auch ihr Gesangstalent.
Das Publikum ließ sich von dem humorvollen Stück mitreißen, lachte viel und applaudierte gelegentlich.
Gegen Ende des Stücks eskaliert der Streit zwischen Pierre und Marie. Schließlich greift die unglückliche Schaustellerin ihre Tasche und haut ab. Als Marie ihren Mann jedoch trauernd und einsam Mundharmonika spielen hört, kehrt sie zurück. Auch er hat nun den Entschluss gefasst, das Karussell zu verkaufen und hat bereits eine neue Geschäftsidee, um über die Runden zu kommen. Pierre will die Menschenrechte erweitern und die Regel einführen, dass kein Mensch mehr Waffen bauen darf. Marie ist zunächst begeistert, all die Kriege auf der Welt würden enden und endlich würde überall Frieden herrschen. Doch dass die Lösung nicht ganz so einfach ist, merkten einige Stimmen aus dem Zuschauerraum an.
Die Theaterwerkstatt der Volkshochschule wurde im Vorfeld zu dem Stück eingeladen, um in die Rolle der Bevölkerung zu schlüpfen. Kurz vor Beginn des Theaterstücks wurden die Schauspieler der Laientheatergruppe mit Texten und Requisiten ausgestattet.
Die Gastschauspieler mahnten an, dass man etwa auch mit einer Krawatte oder einem BH jemanden erwürgen könne. Ganz zu schweigen von Messern, die jedoch zum Kochen unersetzbar seien. Letztlich endete das Stück mit einem Lied über Träume und das Losziehen in die Ferne. Ob Marie und Pierre das Karussell wirklich verkaufen werden und den Weltfrieden schaffen können, blieb offen.