Die Sanierung des vierten und letzten Abschnitts der Hessischen Weschnitz-Deiche kann beginnen. Bis zum Abschluss der Arbeiten bleibt der Radfernweg R6 gesperrt.
Von Helmut Kaupe
Der neue Deich soll Schutz gegen Hochwasser bieten, die nur einmal alle 130 Jahre auftreten.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
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BIBLIS-NORDHEIM - Die Sanierung des vierten und letzten Abschnitts der Hessischen Weschnitz-Deiche kann beginnen. Am Donnerstagvormittag hatte die Darmstädter Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid gemeinsam mit Bürgermeister Felix Kusicka aus Biblis und Abteilungsdirektor Rainer Fuchs von der Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt am Regierungspräsidium (RP) mit dem symbolischen ersten Spatenstich das Startsignal für den letzten Bauabschnitt der Deichsanierung gegeben. Der Verteidigungsweg entlang des Rhein-Hauptdeichs wird in den kommenden zwölf Monaten landseitig ertüchtigt und damit seine Standsicherheit im Falle eines Hochwassers verbessert.
Die sechs Millionen Euro sind gut angelegtes Geld
„Man kann eigentlich noch nicht genau erkennen, was hier passieren soll“, begrüßte Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid die Gäste, die zum Start des letzten Bauabschnitts der Weschnitzdeich-Sanierung an den Nordheimer Fährturm gekommen waren. „Wir brauchen Verständnis dafür, was hier passiert“, erklärte sie und gab zum besseren Überblick der geplanten Baumaßnahmen eine kurze Rückschau auf die bisher durchgeführten Arbeiten. So wurde im letzten Winter das Areal vom Kampfmittelräumdienst systematisch nach Blindgängern abgesucht, da sich das Baufeld während des Zweiten Weltkriegs am Rande eines Bombenabwurfgebietes befunden hat. In Absprache mit dem Forst mussten sowohl unumgängliche Baumfällungen durchgeführt als auch Baumschutzmaßnahmen zur Sicherung schutzwürdiger Solitärbäume eingeplant werden. Die Kosten für Planung und Bau des vierten Abschnitts belaufen sich laut der Regierungspräsidentin auf rund sechs Millionen Euro, die das Land Hessen vollständig trägt.
Im Mittelpunkt des letzten Sanierungsabschnitts steht die Ertüchtigung der Baustellenzufahrt L-B-01 auf einer Länge von rund 2,3 Kilometer durch den Steiner Wald. Dabei soll die landseitige „Berme“, ein horizontaler Absatz in der Deichböschung entlang des Rhein-Hauptdeiches, erhöht werden. Die bereits bestehende Schließe „Augieß“ wird in diesem Zuge durch einen Neubau ersetzt und durch einen großen Versickerungskasten („Entlastungsrigole“) ergänzt.
DER RADWEG
Während der Bauarbeiten ist der Radfernweg R6 zwischen dem Fährhaus und der Schließe/Pumpwerk „Augieß“ für den Radverkehr komplett gesperrt. Es gibt jedoch eine ausgeschilderte Umleitung, die nördlich des Kernkraftwerks Biblis sowie im Süden auf der Höhe von Nordheim verläuft.
Die Regierungspräsidentin bittet die Bevölkerung ausdrücklich um Verständnis für die Einschränkungen. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern geahndet. (heka)
Bürgermeister Felix Kusicka sieht dem Ende der Sanierung ebenfalls zuversichtlich entgegen: „Es ist für mich ein Meilenstein, dass nun auch der letzte Bauabschnitt zügig saniert wird. Das ist mit Sicherheit gut angelegtes Geld.“ Der Bibliser Verwaltungschef unterstrich die gewaltigen Belastungen, dem die Deichschutzmaßnahmen bei Hochwasser standhalten müssen: „Die Deiche sind dann für einen Abfluss von 6000 Kubikmeter Rheinwasser pro Sekunde bezogen auf den Pegel Worms ausgebaut. Dies soll Schutz gegen ein 130-jährliches Hochwasser bieten. Wenn außerdem sämtliche Rückhalte-Maßnahmen entlang des Rheins vollständig realisiert sind, wird der Schutzgrad sogar einem 200-jährlichen Hochwasser entsprechen.“
Valérie Kohnen und Holger Densky vom Staatlichen Wasserbau erläuterten die Rahmenbedingungen, die bei der Sanierung aus technischer Sicht zu berücksichtigen sind. So kann der historische Fährturm, der an der Baustellenzufahrt steht, nicht durch die Deichsicherungsmaßnahme „zugebaut“ werden. Eine zusätzlich eingebaute Rigole soll aber auch zukünftig dessen Standfestigkeit garantieren. „Unterhalb des Deichverteidigungsweges wird landeinwärts eine Dichtwand errichtet, die einen Wurzeldurchbruch von Bäumen des Steinerwaldes in den Deich verhindert“, erläuterte Projektleiterin Kohnen eine weitere wichtige technische Maßnahme zur Deichsicherheit.
„Da der nicht unerhebliche Baustellenverkehr südlich an Nordheim vorbeigeleitet wird, sollten sich die Verkehrsbelastungen für die Bevölkerung während der einjährigen Bauzeit in Grenzen halten“, unterstrich Holger Denski, dass in der Gesamtplanung auch die Belastung für die Bevölkerung bedacht worden ist. Für den Radweg R6 ist eine Alternativroute mit Radwegumleitung entlang des Weschnitzdeiches über Wattenheim und Nordheim beziehungsweise in umgekehrter Richtung ausgeschildert.