Firmenchef des Sägewerks in Grasellenbach fühlt sich nach Großbränden alleine gelassen
Zweimal in drei Jahren hat es im Sägewerk in Grasellenbach gebrannt. Nach dem Feuer am 13. Juli ist die Brandursache noch unklar. Die Firma mit ihren 15 Mitarbeitern steht vor einer ungewissen Zukunft.
Von Matthias Rebsch
Redaktionsleiter Darmstadt & Südhessen
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GRASELLENBACH - Michael Monnheimer ist traurig. Und wütend. Zweimal in drei Jahren hat sein Sägewerk in Grasellenbach gebrannt und erheblichen Schaden davongetragen. Nun steht der Unternehmer vor den Trümmern seines Lebenswerks. Monnheimer fühlt sich dabei von der Politik im Stich gelassen. Die Firma mit ihren 15 Mitarbeitern steht vor einer ungewissen Zukunft.
Es ist Freitag, der 13. Juli, als am späten Abend Michael Monnheimers Telefon klingelt. Zeitgleich hört er draußen die Martinshörner heulen. Der 63-Jährige eilt sofort zu seinem Sägewerk. Mit den ersten Feuerwehrmännern erreicht er das Gelände und denkt nur: "Ende. Das war es." Die Einsatzkräfte geben zwar alles, können aber die Lagerhalle für die Spezialpaletten nicht retten. Bei fünf Millionen Euro soll der Schaden ersten Schätzungen zufolge liegen. "Das halte ich für realistisch", sagt Michael Monnheimer.
Der Odenwälder sitzt zwölf Tage später in seinem Büro auf dem Gelände des Sägewerks und muss mit den Tränen kämpfen. "Mein Sohn stand in den Startlöchern und wollte den Betrieb übernehmen. Aber das kann und will ich ihm nicht zumuten." Denn Monnheimer kritisiert, dass nach dem ersten Brand am 23. November 2015 zwar alle möglichen Politiker zur Brandstelle gekommen waren "und alle erdenkliche Hilfe für einen raschen Wiederaufbau zugesagt hatten, aber uns bis heute eine Veränderungssperre daran hindert, das Werk wiederaufzubauen." Die Kunden hätten zwar Verständnis für den Brand gehabt, "aber als wir nach einem Jahr immer noch nicht liefern konnten, haben wir sie verloren. Und das kann ich sogar verstehen", so Monnheimer.
Von der Lagerhalle für Spezialpaletten der Firma Monnheimer sind nur noch Trümmer und ein Teil der Fotovoltaikanlage übrig. Foto: Sascha Lotz
Grasellenbachs Bürgermeister Markus Röth will sich aber nicht den Schwarzen Peter zuschieben lassen und begründet die verhängte Sperre mit Mängeln im Bebauungsplan. Nach Differenzen über die Abwasserableitung sowie die Zufahrt streiten sich die Parteien aktuell noch vor Gericht. Mittlerweile sei die Veränderungssperre auch aufgehoben, so der Bürgermeister. "Dass der Kreis Bergstraße aber noch keine Baugenehmigung erteilt hat, würde mir zu denken geben", so Röth, der unabhängig von den Querelen mit dem Sägewerk von einem "schweren Schlag für die Firma" spricht.
Nach dem ersten Brand 2015 hat Michael Monnheimer 25 der 40 Mitarbeiter entlassen müssen. Die verbliebenen 15 sind aktuell mit Aufräumarbeiten und der Produktion von Bleistiftbrettchen beschäftigt. "Jeder Mitarbeiter ist wie ein Bruder", sagt Monnheimer. "Wir sind ein Familienbetrieb. Ich fühle mich für jeden einzelnen verantwortlich."
ÜBER DAS UNTERNEHMEN
Das familiengeführte Unternehmen wurde 1955 von Heinz Monnheimer gegründet.
Im Jahr 1975 übernahm Sohn Michael die Firma und ist bis heute Geschäftsführer. Dessen Sohn Markus Monnheimer arbeitet ebenfalls in der Firma.
Das Sägewerk bezieht laut eigener Aussage ausschließlich Holz aus regionaler und nachhaltiger Fortwirtschaft aus dem Odenwald.
Die Firma bietet trotz des Brandes weiterhin Holzpellets an. Kollegen aus der Region helfen bei der Produktion aus. (reb)
Aktuell suchen die Experten der Kriminalpolizei Heppenheim, des Landeskriminalamts Wiesbaden sowie ein unabhängiger Sachverständiger nach der Brandursache. "Aufgrund der Komplexität wird das noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen", sagt ein Polizeisprecher. Auch Monnheimer will über den Auslöser nicht spekulieren. "Das ist alles noch zu früh", so der Geschäftsführer, der sich aber bei den vielen freiwilligen Helfern bedankt. "Die Feuerwehr hat unsere Produktionsstätte für Bleistiftbrettchen gerettet", sagt er. Bis auf ein paar Risse im Putz und zerborstene Fenster hat die Halle keine Schäden davongetragen. "Jeder Papa, der geholfen hat, oder Kitas aus der Umgebung können sich zum Dank bei uns Brettchen zum Basteln abholen - so viele sie tragen können."