Gelungener Auftakt der vierteiligen Serie „Heppenheim singt“
Von Fritz Kuhn
Der etwas andere Dirigent: Mit Charisma und Lockerheit trifft Patrik Bach beim Singtreffen im Heppenheimer „Gossini“ genau den richtigen Ton. Foto: Sascha Lotz
( Foto: Sascha Lotz)
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HEPPENHEIM - Das am Freitag von der Kulturgemeinschaft in Gang gesetzte Projekt „Heppenheim singt“ ist hervorragend aus den Startlöchern gekommen. Vorsitzender Dietmar Petermann war im Vorfeld zur Premiere von „höchstens 100 Besuchern“ ausgegangen: „Da wäre ich schon sehr zufrieden.“ Dass fast doppelt so viele der Einladung folgten, darf als Bestätigung für die ungebrochene Freude am gemeinsamen Singen gewertet werden. Offenbar ist Mut zu neuen Formen notwendig, um dem vielerorts beklagten Chorsterben einen Riegel vorzuschieben.
Dass im „Gossini“-Saal drangvolle Enge herrschte und die Luft immer stickiger wurde, nahmen die Besucher klaglos hin. Für gute Stimmung sorgte im Laufe der 90-minütigen Singstunde vor allem der von Funk und Fernsehen bekannte Chorcoach Patrick Bach, der im hippen Look zwischen Klavierspiel und Moderation immer mal wieder über die Bühne turnte und so schon vom Habitus her dem Klischeebild eines klassischen Dirigenten entgegenstand.
Bach gehörte mit seinen 41 Lenzen der größten im „Gossini“ präsenten Altersgruppe an. Angesprochen fühlten sich aber auch Opas und Omas sowie ihre Enkel, darunter der elfjährige Bastian Kirmse. „Das gefällt mir hier prima, weil alle so toll mitmachen“, diktierte der aus Bensheim stammende Knirps dem Echo in den Notizblock. Mit dem 74 Jahre alten Helmut Bitsch aus Zell fand ein weiterer Gast von auswärts Gefallen am Angebot. Sein Kommentar: „Ich singe gerne und oft, natürlich auch in der Badewanne. Einem Gesangverein gehöre ich aber nicht an.“ Bitsch gehörte damit genau der Zielgruppe an, auf die es die KGH als Dachorganisation aller 36 Heppenheimer Kulturvereine abgesehen hatte. Schon in seinem Willkommensgruß gab sich Vorsitzender Petermann überzeugt davon, dass Chöre auch künftig hohen Stellenwert genießen werden. „Heppenheim singt“ wolle dazu beitragen. Mission erfüllt. Gemäß dem Motto „Froh zu sein bedarf es wenig“ präsentierte sich Patrick Bach als ein um flotte Sprüche nie verlegener Chorcoach. Das „Du“, das er allen anbot, sorgte von Anfang an ebenso für eine von Zwängen losgelöste Stimmung wie die Ankündigung, niemanden überfordern zu wollen: Im Vordergrund solle Spaß stehen und nicht Leistung. Gleichwohl folgte ein sängerisch überzeugendes Ergebnis, für das wohl genau der von ihm propagierte Spaß an der Freud die Voraussetzung war. Die Überzeugung des Musikpädagogen, nach der jeder Mensch singen kann, war schon spürbar beim Bilden der Neigungsgruppen, die er „Sing-Wohlfühl-Zonen“ nannte. Null Schwellenangst.
TERMINE
Das Projekt „Heppenheim singt“ wird mit drei weiteren Veranstaltungen fortgesetzt: Montag, 23. April, „Singen beim Wein“; Montag, 14. Mai, „Singen am Lagerfeuer“; Sonntag, 10. Juni, „Finales Singen am Kulturerlebnistag“. (frk)
Als dann beim Finale von Helene Fischers „Atemlos“ bis hin zu Max Giesingers „80 Millionen“ mehrere Ohrwürmer zu einer rhythmischen Einheit verschmolzen, kannte die Begeisterung – vor allem über sich selbst – keine Grenzen. Andreas Bouranis WM-Hit von 2014 passte bestens dazu. „Weil Eigenlob stimmt“ (Bach) stimmten die knapp 200 „Ein Hoch auf uns“ an. Der Dirigent, der mehr motivierte als dirigierte, wurde von „seinem“ Chor mit frenetischem Beifall verabschiedet.