Kleines Einmaleins für junge Radler

Links ab: Vorschriftsmäßig umkurven die jungen Rad- und Rollerfahrer bei der Fahrzeugübergabe in der Heppenheimer Nibelungenschule die Erwachsenen. Foto: Dagmar Jährling
HEPPENHEIM - Landrat Christian Engelhardt staunte nicht schlecht, als einige Grundschüler der Nibelungenschule bei der Übergabe eines der beiden neuen Fahrzeuge der Jugendverkehrsschule vorschriftsmäßig auf ihren Rollern und Fahrrädern vorfuhren und mit ausgestrecktem Arm links abbogen. Das hatten sie nicht erst lange einstudieren müssen.
In der Nibelungenschule werden die Verkehrsübungen für die Drittklässler aller Heppenheimer Grundschulen abgehalten, weshalb dort von den Verantwortlichen das neue Fahrzeug der Jugendverkehrsschule präsentiert wurde. Die Busse waren zum richtigen Zeitpunkt bestellt worden. Ihre Vorgänger im Alter von 26 und 18 Jahren hatten ausgedient. Noch dazu ging tatsächlich das ältere Fahrzeug vor zwei Wochen kaputt.
Ab sofort sind die beiden Polizeiteams der Jugendverkehrsschule, Matthias Zoubeck und Bettina Böhmer sowie Wolfgang Singer und Torsten Konietzka mit zwei nagelneuen 3,5 Tonnen schweren Sprintern im gesamten Kreis Bergstraße an Kindergärten, Grund- und Förderschulen unterwegs.
Im Hof der Nibelungenschule sind Straßen mit Fahrbahnen und Kreuzungen weiß markiert. Die Polizisten müssen nur noch die Pylone und Verkehrsschilder aus in ihren mobilen Jugendverkehrsschulen ausladen, und schon kann es mit der Verkehrserziehung losgehen. Kinder ohne eigenes Fahrrad bekommen eins gestellt.
Zoubeck und Böhmer berichteten aus ihrer Erfahrung bei der Radfahrausbildung. In einer ersten Unterrichtseinheit üben die Grundschüler auf dem Schulhof die Verkehrsregeln. In der folgenden Einheit geht es mit den Polizisten in den richtigen Straßenverkehr, und tatsächlich müssten die Kinder dort auch mit Gefahren umgehen lernen. Wenige rücksichtslose Autofahrer nähmen den Kindern schon mal die Vorfahrt. „Doch was wir auch nicht möchten, sind die übervorsichtigen Fahrer, die die Kinder zuerst vorbei lassen wollen“, erklärte Zoubeck.
Weil manche Kinder motorische Störungen hätten, gestalte sich die Verkehrserziehung auf dem Fahrrad mitunter schwierig. Zoubeck hofft, die Eltern in Zukunft wieder mehr ins Boot holen zu können, denn das Radfahren sollten die Kinder schon zu Hause lernen.
Zum Präsentationstermin war auch der Leiter der Jugendverkehrsschulen Südhessen, Ralf Drexelius, gekommen. Er betreut neun dieser Schulen. Er hatte ausgerechnet, dass alleine die beiden Bergsträßer Teams in den vergangenen 20 Jahren 65 000 Kinder ausgebildet haben. Der Leiter der Polizeidirektion Bergstraße, Erik Kadesch, bedankte sich im Namen des Polizeipräsidenten Südhessen, Bernhard Lammel, beim Landrat für die Neuanschaffung.
Die Gelegenheit für mehr Verständnis – vor allem bei Autofahrern – für auf dem Gehsteig fahrende Kinder, für Menschen mit Handicap und Eltern mit Kinderwagen zu werben, nutzten Nikolaus Teves und Randoald Reinhardt vom Kreisseniorenbeirat. Sie haben dafür eine Karte entworfen mit der Überschrift „Wir brauchen dringend den Gehweg!“, auf der vier Symbolbilder die genannten Gruppen darstellen.
Drexelius wies darauf hin, dass die Verkehrserziehung der Polizei längst nicht nur auf Kinder abzielt. Viel Kommunikation sei auch mit den Eltern erforderlich, außerdem würden Menschen im Umgang mit Rollatoren oder Rollstühlen unterstützt.