Sie soll dabei helfen, vermisste Personen zu finden und Brandherde auszumachen: die 11.000 Euro teure Drohne des Kreises Bergstraße.
Von Matthias Rebsch
Lokalredakteur Bergsträßer Echo
Ausgerüstet mit zwei Kameras könnte sie bis zu 3000 Meter hoch steigen: die erste Drohne des Kreises Bergstraße, die 11 000 Euro gekostet hat.
(Foto: Sascha Lotz)
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KREIS BERGSTRASSE - Eine vermisste Person im Bensheimer Badesee. Eine verschwundene Seniorin im Lampertheimer Wald. Die Suche nach dem Brandherd im Gras-Ellenbacher Sägewerk. Immer wieder werden die Feuerwehren im Kreis Bergstraße zu kniffligen Einsätzen alarmiert. Doch ab sofort können die Einsatzkräfte auch aus der Luft agieren, was ihre Arbeit deutlich erleichtert – der Kreis hat sich eine Rettungsdrohne angeschafft.
„Wir organisieren aktuell den Brandschutz neu“, sagte Christian Engelhardt. Dazu zähle nicht nur die Verjüngung der Kreisbrandinspektoren, sondern auch die Modernisierung des Inventars, so der Landrat. „Die Drohne ist ein technisches Zeichen dafür“, sagte er bei der Vorführung des Flugobjekts. Es ist die erste Drohne, die der Kreis hat. „Unser ganzer Stolz“, formulierte es Engelhardt, der vor etwa anderthalb Jahren den Antrag auf seinem Schreibtisch fand. Schon damals war ihm klar: „Die will ich auch mal fliegen.“ Das setzte er nun am Lorscher Feuerwehrgerätehaus in die Tat um. Dort ist die Rettungsdrohne stationiert.
Doch ganz so einfach ist es nicht, das Gerät zu fliegen. Fünf freiwillige Kollegen verschiedener Feuerwehren im Kreisgebiet wurden an der Drohne ausgebildet: Thomas Schumacher (Einhausen), Thomas Kritsch (Biblis), Florian Müller (Biblis), Jan Lüders (Lorsch) und Frank Jakob (Kreis) haben den Schein gemacht. Die Ausbildung umfasst zwei Tage à acht Stunden Theorie sowie 60 Flugstunden. „Da das alles im Ehrenamt passiert, reden wir von einem halben Jahr Ausbildungszeit“, so Engelhardt.
TECHNISCHE DATEN
Marke: DJI Matrice M200
Gewicht: 3,8 Kilogramm
Max. Steigrate: 5 m/s
Max. Geschwindigkeit: 61,2 bis 82,8 km/h
Max. Flughöhe: 3000 Meter
Max. Windwiderstand: 12 m/s
Die Rettungsdrohne vom Hersteller DJI hat den Kreis 11 000 Euro gekostet. Sie wiegt etwa vier Kilo und wird per Funk gesteuert. Die Drohne könnte bis zu 3000 Meter hoch steigen, seitens des Landes Hessen wurde jedoch aus Gründen der Flugsicherheit eine Flughöhenbegrenzung von maximal 100 Metern angeordnet. Mit einem Akku kann die Drohne 20 Minuten in der Luft bleiben, dem Kreis stehen drei Akkus zur Verfügung. „Somit ist 60 Minuten Dauerflug möglich“, sagte Operator Thomas Schumacher. Natürlich sei es möglich, die Akkus in der Zwischenzeit zu laden, sodass sie im Notfall auch länger in der Luft bleiben könnte.
Das Fluggerät ist mit zwei Kameras ausgestattet: eine Wärmebildkamera und eine optische. „Die Bilder werden übereinandergelegt und sind sofort abrufbar“, erklärte Schumacher. So könne man etwa bei einem brennenden Gefahrenguttransporter die Warntafeln erkennen. Am Laptop lassen sich die Aufnahmen mit höherer Qualität abspeichern. Geflogen wird auf Sicht und immer in Zweier-Teams: Der Operator fliegt die Drohne. Ein zweiter Kollege steht permanent in Kontakt mit der Einsatzleitung und hat das oft unbekannte Umfeld im Blick.
Denn auch bei Drohneneinsätzen gibt es gewisse Spielregeln, wie Schumacher erläuterte. Der Überflug von Personengruppen ist nicht erlaubt. Es gilt darüber hinaus, den Luftraum zu überwachen. Schließlich sind auch Rettungshubschrauber unterwegs.
Und warum ist die Drohne in Lorsch untergebracht? „Wir haben als Kreis zwar eine Brandschutzabteilung und Kreisbrandinspektoren, aber weder eine eigene Feuerwehr noch eine Wache“, erklärte Landrat Engelhardt. „Irgendwo muss das Zeug halt hin.“ Hier kamen Bürgermeister Christian Schönung und die Stadt Lorsch ins Spiel. „Da hier auch das Fahrzeug des Kreises steht, haben wir uns gemeldet“, so Schönung. Von der Klosterstadt aus ist sie 24 Stunden am Tag abrufbar und kann auch von Nachbarkreisen angefordert werden.
Unter strenger Aufsicht von Operator Schumacher durfte Landrat Engelhardt dann an die Steuerung gehen. Hochkonzentriert ließ er die Drohne nach oben steigen, flog ein paar Bahnen und brachte sie wieder sicher an den Boden zurück. Und sollte sie aus irgendeinem Grund doch mal beschädigt werden, ist der Kreis auf der sicheren Seite: Die Drohne ist Vollkasko versichert.