Styropor-Entsorgung im Kreis Bergstraße funktioniert wieder
Von Christian Knatz
Wolfram Gutknecht (links) und Gerhard Goliasch an einer Lagerstätte für Restmüll im Heppenheimer Abfallwirtschaftszentrum. Foto: Karl-Heinz Köppner
( Foto: Karl-Heinz Köppner)
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KREIS BERGSTRASSE - Vorübergehende Engpässe ändern nichts daran. Zumindest für das laufende Jahr ist das Problem gelöst, wohin Styropor-Müll zur Entsorgung geschafft werden kann. Dies betonen die Verantwortlichen beim Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB), der in der vergangenen Woche kurzzeitig an seine Grenzen gestoßen war.
Weil Styropor in großen Mengen abgegeben wurde, stoppte das Heppenheimer Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) des ZAKB für ein paar Tage die Annahme. „Das galt aber nur für einige Großkunden“, erklärt ZAKB-Geschäftsführer Gerhard Goliasch. Diese seien ohnehin gehalten, Lieferungen von mehr als fünf Kubikmeter vorher anzukündigen. „Privatanlieferer waren zu keiner Zeit von der Regelung betroffen.“
Sie habe außerdem nur ein paar Tage gegolten, fügt AWZ-Betriebsleiter Wolfram Gutknecht hinzu; eine Neuauflage sei nicht zu erwarten. „Wir hatten damit schon seit Anfang Januar gerechnet“, sagt Gutknecht. Da nämlich trat eine zeitlich befristete Neuregelung in Kraft, die den seit Oktober in Deutschland geltenden Annahmestopp für Styropor kassierte.
ZWEI TORE BEIM AWZ
Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte stehen Kunden des ZAKB, die im Heppenheimer Abfallwirtschaftszentrum Müll abliefern wollen, zwei Tore offen. Die zweite Zufahrt soll dafür genutzt werden, private und gewerbliche Anlieferungen voneinander zu trennen.
Die neue Einfahrt soll denen vorbehalten sein, die kostenfrei normalen Müll abgeben, zum Beispiel Grünschnitt. Dieser macht einen erheblichen Teil der Fuhren zum AWZ aus.
Dort, wo sie gebaut werden soll, steht noch ein Flachbau, dessen Abriss der Verband beim Kreis beantragt hat. Ersetzt wird es durch einen Neubau ein paar Meter weiter westlich. Dort läuft gerade der Innenausbau, im Frühjahr soll das Gebäude fertig sein. „Ein Richtfest haben wir uns geschenkt“, sagt ZAKB-Geschäftsführer Gerhard Goliasch. (cris)
Letzte Woche, nach Ende der Winterpause bei den viel mit Styropor arbeitenden Dachdeckerbetrieben, war es so weit: Gleich fünf große Container mit Styropor-Müll seien ins AWZ gebracht worden. Obwohl das Areal im Westen Heppenheims aber etwa 22 000 Quadratmeter groß ist, sind die Lagerflächen für Müll knapp. Styropor kann überdies nur in verhältnismäßig kleinen Mengen wieder abtransportiert werden.
Jetzt wird der Stoff mit anderem Müll vermischt
Weil bei der Verbrennung dieser Art von Restmüll sehr hohe Temperaturen entstehen, akzeptieren die Betreiber von Verbrennungsanlagen nur einen bestimmten Anteil im angelieferten Restmüll. „Maximal zehn bis fünfzehn Prozent Styropor dürfen enthalten sein, erklärt Gutknecht. Andernfalls würden die Lastwagen von den thermischen Anlagen in Darmstadt und Mannheim wieder weggeschickt.
Als der problematische Stoff, der unter anderem für Isolierungen verwendet wird, in großen Mengen über den ZAKB kam, wurde er in einer Halle des AWZ separiert. Mittlerweile ist das Styropor dort verschwunden. „Wir haben es untergemischt“, sagt der Betriebsleiter. Jetzt, da die erste große Welle vorbei ist, rechnet der Verband nicht mit weiteren Engpässen und daraus folgenden Annahmestopps für Großkunden. „Aber wir können natürlich nur schwer einschätzen, wann wir wie viel Müll gebracht bekommen“, sagt ZAKB-Geschäftsführer Goliasch. Aber vorher habe es ja auch funktioniert.
Vorher, das heißt: vor Inkrafttreten der deutschen Umsetzung einer EU-Verordnung, die das Verbrennen von Styropor-Abfällen an strenge Bedingungen knüpft. Weil der Dämmstoff oft mit dem Flammschutzmittel HBCD behandelt ist, das als giftig gilt, entschied der ZAKB wie andere Entsorger, fürs erste kein Styropor mehr anzunehmen. Denn: Ohne eingehende Untersuchung ist nicht herauszufinden, ob der Kunststoff einschlägig behandelt wurde oder nicht.
Weil die Überführung der EU-Verordnung in deutsches Recht dazu führte, dass Dachdecker wie die Heppenheimer Firma Gessner – sie bekam auch den neuerlichen Stopp zu spüren – auf ihrem Müll sitzenblieben, setzte das Bundeskabinett auf Empfehlung des Bundesrats die Regelung Ende 2016 aus. Deshalb musste der ZAKB auch nicht auf eine eilig gefundene Zwischenlösung zurückgreifen. Die regionalen Firmen Knettenbrech und Meinhardt hätten Styropor hilfsweise entsorgen können. Das wäre aber im Höchstfall ein Container alle vier Wochen gewesen, wie Gutknecht erläutert. „Das war dann nicht mehr notwendig.“
Private Anlieferer müssen sich mit ihrem Styropor wie gewohnt nicht einmal zum AWZ in Heppenheim bewegen. Sie können alle Wertstoffhöfe des ZAKB ansteuern, um den Müll in haushaltsüblichen Mengen loszuwerden.
Spannend wird es, wenn die EU-Verordnung 2018 dann doch in Kraft tritt. Weder die Verbrennungsanlage in Darmstadt noch die in Mannheim haben zur Stunde die Lizenz, HBCD-haltiges Dämmmaterial zu entsorgen.