Der Lampertheimer Stadtteil Neuschloß feierte am Wochenende seinen 550. Geburtstag mit Musik und Tanz aus unterschiedlichen Epochen.
Von Helmut Kaupe
Ausgelassen führen die Mitglieder des Tanzkreises Bensheim Tänze aus unterschiedlichen Epochen vor.
(Foto: Thorsten Gutschalk)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
NEUSCHLOSS - Der Lampertheimer Stadtteil Neuschloß feierte am Wochenende seinen 550. Geburtstag. Historische Grundlage und Anlass zu diesem Fest ist eine Urkunde vom 10. September 1468, die mit der Ortsangabe „datum in castro novo Friedrichsburg“ (übersetzt „ausgefertigt auf dem neuen Schloss Friedrichsburg“) versehen ist und anlässlich des Treffens einer großen Jagdgesellschaft ausgefertigt wurde. Dies ist der erste dokumentierte Hinweis auf das Jagdschloss. Was hätte deshalb besser gepasst, als das Startsignal für das zweitägige Jubiläumswochenende am Samstagmorgen um 11 Uhr von den Wormser Jagdhornbläsern erklingen zu lassen?
Mischung aus Natur und Lebendigkeit
„Idyllisch, auf drei Seiten von Wald umgeben und nach Süden von der offenen Flur begrenzt, gilt Neuschloß heute als ruhige und bevorzugte Wohnlage. Aber die Zeiten waren keineswegs immer friedvoll“, erinnerte Carola Biehal in ihrer Begrüßung die Gäste im voll besetzten Festzelt an die wechselvolle Vergangenheit des Lampertheimer Stadtteils. Gerade in jüngster Zeit würde die Bevölkerung durch die Altlastensanierung und die drohende Zerschneidung des Waldes durch die ICE-Bahntrasse erneut auf eine harte Probe gestellt. „So klein wir waren und sind, es scheint die Aufgabe der Neuschlösser Bevölkerung zu sein, immer neue Herausforderungen zu bewältigen, auch als Vorreiter für manches Neue“, machte die Vorsitzende der Bürgerkammer den Einwohnern Mut, die Flinte nicht ins Korn zu werfen.
Gisela Bürkel und Michael Bayer, der zugleich auch Autor der Festschrift ist, führten amüsant und locker durch das Programm. Den Reigen der Grußworte eröffnete Bürgermeister Gottfried Störmer, der daran erinnerte, dass 18 Generationen vom Mittelalter bis in die Neuzeit den Stadtteil geprägt haben. „Es ist die Mischung aus Natur und Lebendigkeit, die Neuschloß zu einem intensiv erlebten Ortsteil macht, den es auch in Zukunft zu erhalten gilt“, würdigte Störmer das Engagement der Bürger und riet ihnen, „die eigene Vergangenheit zu erkennen, um die Zukunft zu gestalten“.
BEAMTENBAU
An beiden Tagen konnte die interessierte Öffentlichkeit das alte Schlossgebäude („Beamtenbau“), das derzeit umgebaut und saniert wird, in seiner gesamten Schönheit besichtigen. Besitzer und Architekt Franz-Rudolf Braun bot 30-minütige Führungen für kleinere Gruppen an, wovon eifrig Gebrauch gemacht wurde. (heka)
Nach einem kurzen Grußwort von Spargelkönigin Christin I. nutzte Landrat Christian Engelhardt die Gelegenheit, um von der hohen Lebensqualität in Neuschloß zu schwärmen: „Ein lebendiger Ort wie ein gallisches Dorf, nahe am Wald gelegen, deren Bewohner sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt, und wo ständig gefeiert wird.“ Der Landrat informierte, dass er alle Verantwortlichen zum zweiten Mal zu einem ICE-Forum Südhessen eingeladen habe, „um sich auf dem Weg zu einer für alle tragbaren Lösung nicht auseinanderdividieren zu lassen“. Auch FDP-Fraktionschef Thomas Bittner, sein SPD-Kollege Marius Schmidt und Bundestagsmitglied Michael Meister (CDU) würdigten in ihren Grußworten die großen ehrenamtlichen Anstrengungen der Einwohner, die einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der Dorfgemeinschaft leisten, und sicherten ihnen größtmögliche überparteiliche politische Unterstützung bei der Umsetzung einer „ICE-Konsens-Trasse“ zu.
Auf dem Rasen vor dem Schloss hatte der Historische Tanzkreis ein Zeltlager errichtet. Das Tanz-Repertoire spannte sich von den lustigen, ausgelassenen Tänzen der Bauern vom Mittelalter bis zu den beliebten Gesellschaftstänzen des Biedermeier. In der Kunstausstellung im Schloss spielte Suzanne van Oz auf der Laute. Am frühen Samstagnachmittag sorgten Lieder des Kindergartens Neuschloß und das Spielmobil für Abwechslung im Sinne der kleinen Gäste. Für die Livemusik war am Samstagabend ab 18 Uhr die Neuschloß-Band „VoxFour“ zuständig, ab 20 Uhr spielte die Band der Musikerinitiative (MIL) zum Tanz auf.
Nach einem Ökumenischen Gottesdienst am Sonntagmorgen, der musikalisch von dem Chor „Ephata“ umrahmt wurde, übernahm ab 14 Uhr die Band „Second Chance“ der Musikschule Lampertheim das Unterhaltungsprogramm auf der Bühne hinter dem Schloss. Den Wormser Jagdhornbläsern war es vorbehalten, um 16 Uhr das Ende der Jubiläumsfeier angemessen mit dem Signal „Jagd beendet“ anzublasen.