Mannheim - Mit einer großangelegten Durchsuchung eines Wohnhauses in Mannheim ist die Polizei am Dienstagmorgen gegen mutmaßliche Mietwucherer vorgegangen. Die Bewohner, darunter viele bulgarische und rumänische Immigranten, sollen in winzigen Zimmern und Kellerverschlägen "regelrecht eingepfercht" worden sein, sagte ein Polizeisprecher. Zudem hätten sich bei den Ermittlungen gegen Bewohner und Vermieter Hinweise auf Steuerhinterziehung, Urkundenfälschung und Betrug erhärtet. Die Beamten sprechen von einer "Problem-Immobilie".
Nach Polizeiangaben wurden bei der Durchsuchung vier Fahrräder im Wert von mehreren Tausend Euro gefunden, die höchstwahrscheinlich gestohlen worden sind. Auch anderes Diebesgut sei entdeckt worden, sagte ein Sprecher. Zudem sei das Bauamt wegen Baumängeln hinzugezogen worden. Die Bewohner hätten offenbar wild Strom gezapft und unsachgemäß Kabel verlegt. Dadurch steige die Brandgefahr. Erst vor zwei Jahren waren in Mannheim drei kleine Kinder bei einem Brand durch eine falsch verlegte Stromleitung ums Leben gekommen.
Nach Angaben des Polizeisprechers wurden während der Razzia im sozial schwachen Stadtteil Neckarstadt-West 38 Bewohner kontrolliert und sollen nun vernommen werden. Sie hätten sich während der Durchsuchungsaktion sehr kooperativ gezeigt und Fragen beantwortet, sagte er. Es handele sich um die Geschädigten, die Täter müssten erst noch ermittelt werden. Der Verdacht des Mietwuchers habe sich erhärtet. Ob allerdings der Eigentümer des Hauses davon gewusst habe, sei noch unklar. Es sei auch möglich, dass er die Immobilie weitervermietet habe und ein anderer die Mieter ausgenommen habe.
An der Durchsuchung beteiligten sich den Angaben zufolge rund 130 Polizisten, Finanzinspekteure und Mitarbeiter der Stadt. Beamte der Bereitschaftspolizei, eine Hundestaffel sowie ein Hubschrauber zur Überwachung möglicher Fluchtwege waren im Einsatz. Der Razzia waren nach Angaben des Sprechers anderthalbjährige Ermittlungen vorausgegangen.
Mannheim gehört zu den Großstädten, in denen besonders viele Zuwanderer aus Südosteuropa leben. Ihre Wohnsituation ist häufig schlecht. Viele von ihnen wohnen im Multikulti-Stadtteil Neckarstadt-West.