Die Auswahl bei der Modellbaubörse des MSV Hofheim ist stets riesig und lockt viele Interessierte an. Foto: Thorsten Gutschalk
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LAMPERTHEIM - Sie reiben sich bibbernd die Hände, sind in dicke Winterjacken eingemummelt und manch einer trippelt zum Aufwärmen auf der Stelle. Doch der Schein trügt: Die am Samstag vor der Hans-Pfeiffer-Halle frierenden Männer strahlen über das ganze Gesicht. Sie haben ihre Autos bis unters Dach mit Flugobjekten und Ersatzteilen beladen. Ja, wer bei den Minustemperaturen an der Würstchenbude zum Mittagessen ansteht, der hat seine Schlacht bereits geschlagen.
Ein von Männern dominiertes Hobby
„Wir haben alles“, nickt ein Ludwigshafener glücklich und beißt beherzt in seine Bratwurst. Mit Schwager, Sohn und zwei Arbeitskollegen ist er gekommen, um auf Hessens größter Modellbaubörse Utensilien für sein Hobby zu erstehen. „Männerausflug“, heißt es. Im Inneren der Halle haben derweil der Erste Vorsitzende des Hofheimer Modellsportvereins, Stefan Winkler, und sein Kollege, der Börsen-Organisator Joachim Götz, alle Hände voll zu tun. „Die Halle ist bis auf den letzten Tisch besetzt. Wir haben wieder über 300 Aussteller und sind überaus zufrieden“, meint der Organisator. Auch Vereinskollegen haben Tische aufgebaut, um sich von Altlasten aus dem Keller zu befreien.
Flieger Frank Schneider zum Beispiel, der seit vielen Jahren in Hofheim seinem Hobby nachgeht und der Platz für Neues braucht. „Ist halt immer so eine Sache. Irgendwann muss man sich von Altem trennen, damit man sich verändern und erweitern kann.“ Pragmatisch erklären die Männer ihre Verkaufsmotivation. Das müssen sie wohl auch, um den Herzschmerz zu unterdrücken. Dass vielen ihre Spielzeuge nämlich sehr ans Herz gewachsen sind, das können sie nicht verbergen: Das Funkeln in den Augen und das vorsichtige Transportieren ihrer Schätze verrät es.
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Zweimal im Jahr veranstaltet der Hofheimer Modellsportverein Hessens größte Modellbaubörse. Die 64. Auflage findet am 29. September in der Hans-Pfeiffer-Halle statt. (pam)
„Unsere Mädels halten uns wie immer den Rücken frei und unterstützen uns bei der Organisation“, erklärt Joachim Götz. Auch wenn Modellflug nach Jahren noch immer ein von Männern dominierter Sport ist, bemüht man sich in Hofheim um eine familienfreundliche Behandlung. „Aktuell haben wir 92 Mitglieder. Überwiegend Männer. Aber auch Frauen und Kinder“, ergänzt der Vorsitzende Stefan Winkler. Dass es in den umliegenden Vereinen ähnliche Strukturen geben muss, beweist die Testosterondichte an diesem geschäftigen Samstagmorgen.
Nur vereinzelt sieht man Mädels. Die meisten nur ein Schatten ihrer Männer. Doch Jasmin aus Karlsruhe sieht das anders: „Ich gehe gern mit auf den Flugplatz. Ich mag die Atmosphäre, die Leute. Ich bin gerne dabei und manchmal fliege ich auch.“ Auf die Frage ob es diesbezüglich schon Streitigkeiten in ihrer Beziehung gab, muss sie lachen. „Ich fliege die alten Modelle. Gott behüte, wenn mir die neueste Errungenschaft abstürzen würde. Da riskiere ich besser nichts!“ Was dem einen das wohlgepflegte Auto, ist dem anderen eben der Modellflug. Und um den in der Zukunft noch personalisierter zu gestalten, haben Felix Kläres und sein Vater Ulrich aus Ober-Ramstadt ihren 3-D-Drucker mitgebracht. „Wir können damit zum Beispiel Pilotenfiguren mit eigenem Gesicht herstellen“, erklärt der Junior und zeigt ein Männchen, das ihm sehr ähnlich sieht. Ein Raunen geht durch die Menge, und die Männer sind sich alle einig. „Voll cool. Stimmt’s Schatz?“ Damit ist Jasmin gemeint, die sich einen Flyer und die Visitenkarte der Druckerei in ihre Tasche packt. „Ist ja bald Ostern“, beruhigt sie ihren aufgeregten Gatten. Für viele ist das Auspacken ihrer neuen Schätze zuhause dann wohl eine Mischung aus Geburtstag und Weihnachten.