Gähnende Leere in Darmstädter Ladenräumen

Auch "Violas" hat mittlerweile geschlossen.

Was andere Innenstädte längst ereilt hat, wird auch in Darmstadt zunehmend zur trostlosen Realität: In der Fußgängerzone stehen immer Geschäfte leer. Ein Rundgang.

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Darmstadt. Natürlich ist es nicht gesagt, dass hinter den abgeklebten Schaufensterscheiben diverser Ladengeschäfte nicht schon längst neue Mietverträge abgeschlossen oder gar Kaufverträge unterschrieben wurden. Aber wer derzeit durch die Darmstädter Fußgängerzone schlendert, stellt fest, dass sich der sichtbare Leerstand an der einen oder anderen Stelle ballt.

So hat der Küchenmeister in der Elisabethenstraße mit dem Kochshop zwar einen Nachfolger gefunden. Aber Otten im Eckhaus zur Adelungstraße ist draußen. Im Schirnerhaus eine Ecke weiter fehlt das Gewürz-und Spezialitätengeschäft Violas, daneben hat der Donut-Laden kein Glück gehabt, buckelauf steht der vietnamesische Imbiss leer und auf der anderen Straßenseite ist Goldmarmor nach Bessungen ausgewandert. Um die Ecke neben dem Salve hat der an den Ludwigsplatz gezogene Comspot ein dunkles Schaufenster und offensichtlich noch keinen Nachfolger hinterlassen. Und in der Elisabethenstraße runter hat der Nachrichtentreff-Nachfolger schon vor Jahren zugemacht. Der Esoterikbuchladen selbst ist die Elisabethenstraße ebenfalls schon vor Jahren weiter hinaufgezogen, Richtung Ludwigsplatz.

Summa summarum acht Ladengeschäfte in einem ziemlich kleinen Bereich. „Jeder Leerstand, der da ist, schadet der Innenstadt weiter“, hatte Henschels geschäftsführender Gesellschafter Dr. Moritz Koch Anfang Dezember vor Immobilienfachleuten gewarnt. Und an dieser Stelle wirkt es tatsächlich, als würden sich schwarze Löcher gegenseitig anziehen.

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Nun ist die Wilhelminenstraße auch deutlich breiter und damit übersichtlicher als etwa die Ernst-Ludwig-Straße, wo sich der Leerstand scheinbar unauffällig verteilt, und auch die Römer-Baustelle die anderen Bauzäune irgendwie kleiner sein lässt. Dennoch stehen derzeit auch dort fünf Läden leer, dazu einer in der Ludwigspassage sowie das große Eckhaus am Ludwigsplatz, seit dort McDonalds ausgezogen ist.

Ein eher trostloses Bild vermittelt gerade der bis auf Rossmann, Thalia, die Stadtkultur und dem Nebeneingang von Faix leere Boulevard. Dort soll laut Eigentümer das kleinteilige Konzept zugunsten weniger, größerer Geschäfte auggegeben werden. Ein Interessent habe eine Absichtserklärung unterzeichnet. Voll belebt scheint dagegen das Luisencenter. Dort haben sich jedoch auch ungefähr sechs Läden verabschiedet, wobei das aufgrund der flexiblen Zuschnitte schwer zu sagen ist.

Nachdenken übers Konzept

44 sichtbare Leerstände hat der Rundgang durch Fußgängerzone und Grafenstraße Ende Dezember offenbart. Die einzige Straße ohne leere Läden ist die Schulstraße. Das Konzept der rührigen Interessengemeinschaft funktioniert. Andere müssten sich überlegen, ob ihre Konzepte noch stimmig sind, hatte Stadtplanungsdezernent Michael Kolmer bei einer Online-Infoveranstaltung im Sommer gesagt.

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Zur Rettung der City ist fürs Frühjahr ein Entwicklungskonzept angekündigt, das darauf setzt, dass die Innenstadt die Bedürfnisse Handel und Versorgung, Arbeitsvielfalt, Muße und Kultur, Teilhabe, Wohnen sowie Mobilität zuverlässig erfüllt. Die Erdgeschosszonen sollen mit Gastro und Handel lebendig und einladend für die Innenstadtbesucher sein, Leerstand könnte mit Kultur gefüllt werden – die vielen Pop-Up-Stores von der Kultur-Stadtkantine über das Secondhand-Kaufhaus Kagel bis zum Heinerliebe-Store sind kein Zufall.

Eine Frage der Aufenthaltsqualität

Letztendlich geht es um Aufenthaltsqualität – „als Leitfrage, nicht als Selbstzweck“, wie Stadtplanungsdezernent Michael Kolmer sagte. Mit dem Augenmerk auch auf nicht-kommerzielle Angebote und Treffpunkte. 3 Millionen Euro, auch aus Förderkonzepten des Bundes und des Landes, stehen für die Belebung der Innenstadt zur Verfügung.

Der Handel, da waren sich allerdings alle Experten auf allen Foren im vergangenen Jahr einig, müsse weiter eine zentrale Rolle spielen in der Innenstadt. Das wiederum ist auch eine Frage der Gewerbemieten. Sorge bereitet dazu die Frage, ob einer und welcher der Galeria-Standorte Karstadt und Kaufhof überleben wird.