Ein neues Kompetenzzentrum soll Praxen, Kliniken, Forschungseinrichtungen und Unternehmen vernetzen. Dazu werden noch Mitglieder aus dem Gesundheitsbereich gesucht.
DARMSTADT. Es ist schon länger angedacht, das Gesundheitswesen in Darmstadt besser digital zu vernetzen. Am Mittwoch ist nun die erste Mitgliederversammlung des Vereins für ein neues Kompetenzzentrum für digitale Medizin in Darmstadt.
Bei den ersten Projekten, die das Zentrum angehen will, geht es um einen Austausch von medizinischen Daten zwischen den Darmstädter Kliniken und Arztpraxen. Dazu müssen die Schnittstellen allerdings so verknüpft werden, dass die Informationen von allen Beteiligten abgerufen werden können. Geplant sind auch Verbundlösungen, um möglichst vielen Menschen die Teilnahme an medizinisch-digitalen Innovationen zu ermöglichen und damit die medizinische Versorgung zu verbessern – und zwar „unter Wahrung der höchsten IT-Sicherheitsstandards und des Daten- und Patientenschutzes“, wie es in der Pressemitteilung der Stadt heißt.
Um die digitalen Lösungen in der Stadt umsetzen zu können, sucht der Verein weitere Mitglieder. „Neben Akteurinnen und Akteuren aus dem medizinischen Bereich sind dies beispielsweise Start-ups oder Institutionen aus dem Gesundheitswesen. Sie können in den Mitgliederversammlungen des neuen Kompetenzzentrums innovative und projektorientierte Workshops durchführen“, so die Stadt weiter.
Nach Angaben der Pressestelle entstand der Verein auf Initiative von Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) und Klinikdezernent André Schellenberg (CDU), und zwar in Kooperation mit der Digitalstadt. Gemeinsames Ziel sei, in Darmstadt einen „zentralen Hotspot der digitalen Medizin zu etablieren“.
Beteiligt sind bislang die Darmstädter Kliniken, die Fraunhofer Institute, die TU Darmstadt und auch einige Unternehmen. „Digitalisierungsprojekte sind für Darmstadt ein wichtiger Standortfaktor“, so Partsch. Darmstadt sei Vorreiter, wenn es um die Implementierung von Digitalkonzepten in der Stadt gehe. Geht es nach dem Oberbürgermeister, soll die Gesundheitsversorgung digital werden.
Dazu gehört für Partsch, dass digitalmedizinische Anwendungen für den Datenaustausch etabliert werden und Kliniken und Forschungseinrichtungen über die Datenplattform der Digitalstadt Darmstadt vernetzt und gefördert werden. „Gerade in Darmstadt spielen Datenschutz und dessen ethische Leitplanken eine besondere Rolle. Deshalb ist ein besonderes Anliegen des Kompetenzzentrums, dass die Datenhoheit von geplanten Projekten bei den Patienten liegt“, so Partsch weiter.
An Anwendungsbeispielen fehlt es nicht, wie im Herbst 2020 eine Veranstaltungsreihe der Evangelischen Stadtakademie Darmstadt zeigte, die die Chancen und Risiken der digitalen Medizin aufgegriffen hatte und auch konkrete Projekte aufzeigte: Wissenschaftler des Fraunhofer IGD in Darmstadt haben beispielsweise schon vor einiger Zeit spezielle Sensoren entwickelt, die in der Sturzprävention eingesetzt werden und es ermöglichen, dass Menschen möglichst lange selbstbestimmt zuhause leben können. Andere Wissenschaftler arbeiten daran, mithilfe von virtuellen Biopsien mehr über die Eigenschaften von Tumoren herauszufinden. Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann Ärzten die Arbeit erleichtern, etwa, wenn es um die Auswertung von Röntgen-Bildern geht.