Immer größerer Andrang bei der Darmstädter Tafel

aus Energie

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Günstige Lebensmittel gibt's bei der Tafel. Die Stadt weist aber darauf hin, dass die ukrainischen Kinder und Jugendlichen einen Anspruch aufs Teilhabepaket haben. Dazu gehört auch ein kostenloses Mittagessen in Kita oder Schule.

2022 hat sich die Zahl der Abholer bei der Tafel in Darmstadt um fast 50 Prozent erhöht. Weil sie im neuen Jahr mit mehr Andrang rechnet, werden ehrenamtliche Helfer gesucht.

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Darmstadt. Bei der Darmstädter Tafel steigen die Kosten. Das ist spürbar bei Strom und Gas, aber auch beim Sprit. „Wir sind jeden Tag von morgens bis abends mit unseren Fahrzeugen unterwegs, um Lebensmittel abzuholen“, sagt Vereinsvorstand Gert Wentrup. Was auf die Tafel im Einzelnen zukomme, sei noch nicht absehbar. „Wir werden überall Mehrkosten haben“, so sein Fazit. Was hingegen abnimmt, ist die Menge an Lebensmitteln, die beispielsweise Supermärkte, Bäckereien oder Restaurants der Tafel spenden. „Die Firmen kalkulieren vorsichtiger.“ Zudem würden bundesweit auch Aktionen wie die „Rette mich“-Tüte des Lidl-Konzerns dazu beitragen, dass weniger gespendete Lebensmittel bei den Tafeln ankommen. In diesen Tüten wird Obst und Gemüse, das nicht mehr perfekt aussieht, aber noch genießbar ist, preiswerter an die Kunden abgegeben. „Das sind Waren, die wir früher gekriegt haben.“

Zahl der Abholer hat sich um fast 50 Prozent erhöht

Um fast 50 Prozent hat sich 2022 die Zahl der sogenannten Abholer erhöht. Also der Menschen, die sich bei der Tafel mit Lebensmitteln eindecken. Der Angriffskrieg auf die Ukraine, aber auch die Inflation und die Nachwehen der Corona-Pandemie sorgten für lange Wartelisten. Daraufhin wurde das System im September umgestellt: Seitdem gibt es, wie berichtet, statt einmal die Woche nur noch alle zwei Wochen Lebensmittel.  Dieses Angebot wird von etwa 1100 Menschen genutzt.  Wentrup geht davon aus, dass es noch mehr werden, nämlich dann, „wenn sie ihre Strom- und Gasrechnung bekommen und an ihre finanziellen Grenzen kommen“.

Tafel-Mitarbeiterin Gabi Holasek stellt Lebensmittel zusammen und gibt sie in Darmstadt aus.
Tafel-Mitarbeiterin Gabi Holasek stellt Lebensmittel zusammen und gibt sie in Darmstadt aus. (© Guido Schiek)

Was der Tafel geholfen hat, war die Soforthilfe des Landes zur Deckung der Betriebskosten. Bei der gemeinnützigen Einrichtung waren vor einigen Wochen 60.000 Euro angekommen. Auch das Spendenaufkommen sei in der Vorweihnachtszeit recht hoch gewesen. „Wir haben viel Unterstützung bekommen, von allen Seiten.“ Viele Firmen hätten in diesem Jahr auf Mitarbeitergeschenke und Weihnachtsfeiern verzichtet und stattdessen die Tafel finanziell unterstützt. Neu sei hingegen, dass viele Menschen zweckgebunden spendeten, mit dem klaren Auftrag, dass die Tafel von dem Geld Lebensmittel für Bedürftige kauft. Dies passe zwar nicht zu dem nachhaltigen Grundprinzip, wonach Tafeln nur Lebensmitteln abgeben, die sonst weggeworfen würden. „Aber wir haben das gemacht und organisiert.“

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Was die Tafel mit Blick aufs neue Jahr braucht, sind weitere ehrenamtliche Mitarbeiter. Zum Beispiel, um dem Vorstand bei der Organisation und Verwaltung zu helfen. Oder Fahrer für die Kühlfahrzeuge und die Transporter, um die Lebensmittel bei den Geschäften, Firmen und Restaurants abzuholen und in die Bismarckstraße zu transportieren. „Und wir suchen Helfer, die sich um die Menschen kümmern, das Gespräch mit ihnen suchen und nach ihren Sorgen fragen“, sagt Wentrup. Für viele Abholer seien auch die Gespräche wichtig und der Austausch mit anderen. „Wir haben hier schon eine tolle Mannschaft“, lobt er das derzeitige Tafel-Team, das zusammenhalte und ein bisschen wie eine große Familie sei. Die Motivation sei groß. „Ein Ehrenamt muss Spaß machen, aber man muss auch sehen, dass man mit seiner Arbeit etwas bewegen kann.”

Wir haben hier eine tolle Mannschaft

GW
Gert Wentrup Vorstand der Darmstädter Tafel