Nach zwei Jahren Corona-Pause startet heute das Schlossgrabenfest. Das erwartet die Besucher auf dem größten Musikfestival in Hessen - und so laufen die Arbeiten.
DARMSTADT. Eigentlich sieht es an diesem Aufbaudienstag vor dem Schlossgrabenfest auf dem Karolinenplatz aus wie immer. Überall stehen Autos und halbausgeladene Lastwagenanhänger, ein Gabelstapler tuckert vorbei. Material stapelt sich vor der Merckbühne, wo noch zwei Traversen an Ketten darauf warten, hochgezogen zu werden. Der pausenmachende Bühnenbauer nebenan lässt die Beine baumeln und freut sich. Er sei beim letzten Mal zwar nicht dabei gewesen, „aber es ist schon schön in dem kleinen Kosmos“, sagt er.
Alles wie immer, alles vertraut und dennoch fühlt es sich anders an. Zwei Jahre Pause hat das Schlossgrabenfest pandemiebedingt machen müssen, zuletzt sah es vor drei Jahren, 2019, um den Schlossgraben herum so aus. Die Merckbühne steht an ihrem Platz, die ECHO-Bühne steht an ihrem Platz, zwischendrin werden noch Getränkezelte aufgebaut, an einem Bierstand blinken schon die Lichter.
Schlossgrabenfest-Erfinder kommt vorbei
Frank Friedrich Grossmann, mit Thiemo Gutfried gemeinsam Schlossgrabenfesterfinder und -veranstalter, kommt vorbeigeradelt und ist ebenso hin- und hergerissen. „Es fühlt sich an wie was Altes und was Neues“, stellt auch er fest. Es gibt einiges an Neuerungen, zum Beispiel die Eintrittstickets statt des Schlossgrabenfestbechers, der seither die Künstlergagen mitfinanzierte. Zum Beispiel der Friedensplatz mit seinen zum Teil schon aufgebauten Imbissbuden und Getränkeständen, wo man sich in Ruhe treffen und etwas essen, trinken und sich unterhalten kann, ohne dass unmittelbar die Livemusik dazwischenkommt.
Der Weg hinterm Intef am Schlossgraben ist fertiggepflastert, so dass man direkt zu den gebrannten Mandeln, dem Schokopopcorn und den sonstigen Naschereien von Diana Husar kommt, die eben mit ihrer Mitarbeiterin Stefanie Lehmann die Auslage wienert. Diana Husar ist „sehr froh“ auf dem Schlossgrabenfest zu sein, „wir sind schon Ewigkeiten hier“, sagt sie. Drei Stände haben die Schausteller auf dem Schlossgrabenfest verteilt. „Wir haben zwei Jahre lang wahnsinnig gelitten, wir sind seelisch fast kaputt gegangen“, sagt sie über die Coronazeit und den Lockdown. „Jetzt ist es so, als hätte es Corona gar nicht gegeben, die Leute sind froh, wieder rauszukommen.“
Beeindruckende Zahlen
Bis gestern Nacht standen die Husars am Schloss Freudenberg in Wiesbaden, jetzt folgt das Schlossgrabenfest – und in Frankfurt auf dem Wäldchesfest sind sie auch vertreten. Dementsprechend guter Dinge ist die Chefin – und nicht nur das: Sie freut sich total auf Howard Carpendale. Ihr Blick auf die Merckbühne wird von einigen Zelten getrübt, aber von der Videowand könnte sie am Freitagabend was mitkriegen.
Inzwischen ist auch Thiemo Gufried nach einer Runde wieder auf dem Karolinenplatz angelangt und hat Zahlen mitgebracht. Eindrucksvolle Zahlen. Auf dem mit 700 Bauzäunen eingefassten Gelände stehen 70 Stromverteilerkästen. 1,3 Kilometer Hauptstromkabel durchziehen das Gelände, „und die trägst du nicht alleine, da brauchst du einen Stapler“, sagt Frank Friedrich Grossmann und deutet mit beiden Händen den Umfang an.
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Eine Hand wäscht die andere
Dazu kommen 9 Kilometer Kabel für normalen Wechselstrom und weitere fünf Kilometer Strom- und Signalkabel auf den Bühnen. 300 Kabelbrücken schützen die Leitungen, über viele führen rollstuhlgeeignete Rampen. Die größte Bühne, die Merckbühne, misst 234 Quadratmeter, nicht sehr viel kleiner ist die ECHO-Bühne mit 168 Quadratmeter. 14.000 Gerüstbaustangen kommen zum Einsatz.
Neu ist, dass die Stadt im Herrngarten den kompletten Bereich hinterm Landesmuseum absperrt. Wer von der Bismarckstraße in die Hochschulstraße will, kann dies auf dem Damm auf gerader Achse tun. Rechts zum Schlossgrabenfest abzubiegen ist indes nicht möglich. Der für die Martinsviertler praktischste Eingang ist der am Herrngartentor in der Hochschulstraße. Die Johannesviertler erreichen auf dem Cityring zwischen Landesmuseum und Friedensplatz den nächsten Eingang.
Am Dienstag rief übrigens die Produktionsfirma von Howard Carpendale an, erzählt Thiemo Gutfried. Das Schlagerurgestein wünsche einen Tanzboden. Darmstadt wäre nicht Darmstadt, wenn nicht die Karnevalsabteilung der TSG 1846 eingesprungen wäre. Die Woogshusaren leihen ihren Tanzboden aus. „Das find ich cool“, sagt Thiemo Gutfried, „es zeigt, wie sehr das Fest verankert ist in der Stadt.“ Weil die Fastnachtskampagne erneut ausgefallen ist, gibt das Schlossgrabenfest der IG Darmstädter Karnevalsvereine die Merckbühne ohnehin am Sonntagmittag ab 14.44 Uhr für 14x11 Minuten frei.
Und so wäscht eine Hand die andere. Wie immer. Und irgendwie doch ganz anders. Aber nach drei Jahren ungewohnt schön.
Das komplette Programm hier online.
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