Der Arheilger Jubilar ist nach eigenen Worten "alles in allem mit dem Erreichten zufrieden". Doch ruhig ist es bei Benz auch im Ruhestand nicht. Er hat ein Buch herausgebracht.
DARMSTADT. Auf "mehr Zeit zum Nachdenken" freute sich Peter Benz, als seine Amtszeit als Darmstädter Oberbürgermeister 2005 zu Ende ging. Seitdem hat er sich nicht mehr in die Kommunalpolitik eingemischt, ist aber bestens darüber informiert. "Wenn man das ein Leben lang gemacht hat, ist man mental weiter dabei," sagt der Arheilger, der am heutigen Samstag, 10. September, 80 Jahre alt wird. Auf einer Skala von 1 (null Interesse an Kommunalpolitik) bis 10 (sehr starkes Interesse) würde er sich bei 7 bis 8 einordnen. Jeden Abend liest er die Online-Zeitungsausgabe des nächsten Tages und weiß daher schon vorab, worüber sich die Print-Leser am Morgen aufregen werden.
Benz, in der Nachkriegszeit aufgewachsen, hatte sich aus Idealismus schon früh für die SPD und die Kommunalpolitik entschieden, weil er es für wichtig hielt, die junge Bundesrepublik zu stärken und zu stützen. Im Lauf von fast 40 Jahren kletterte er alle Sprossen vom Stadtverordneten bis zum Oberbürgermeister empor. 1993 war er der erste direkt gewählte Oberbürgermeister einer Hessischen Großstadt - und der fünfte Darmstädter Nachkriegs-OB. Durch Geradlinigkeit, Sachlichkeit und Beharrlichkeit verschaffte er sich Respekt.
Aufregung wegen "Bert-Brecht-Schule"
Auch als es Social Media noch nicht gab, waren Politiker Anfeindungen und Gehässigkeiten von vielen Seiten ausgesetzt. Vor allem im Stadtparlament ging es hoch her - manchmal sogar ehrverletzend. Notgedrungen musste sich Benz ein dickes Fell zulegen. Zu seinem 80. Geburtstag gibt er das Buch "Alles in allem" heraus, das er mit Fritz Deppert konzipiert hat. Für diesen literarischen "Gang durchs Leben" hat er auch Reden und Texte aus seiner Politikerzeit ausgewählt.
Manches, was damals die Gemüter erhitzte, erscheint uns heute als Kinkerlitzchen. Ein Beispiel: Benz, damals Studienrat und bis heute literarisch interessiert, gehörte der Planungsgruppe für ein Oberstufengymnasium an, das auf sein und Fritz Depperts Betreiben hin 1974 den Namen "Bert-Brecht-Schule" erhielt. "Die CDU lief Amok", erinnert sich Benz. Ihnen sei vorgeworfen worden, eine Kaderschmiede zu begründen. Als Lehrer an der Justus-Liebig-Schule setzte er sich - was damals revolutionär war - für das Kurssystem in der Oberstufe und eine Kooperation mit Berufsfachschulen ein.
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Das Thema Oberstufenreform beschäftigte ihn auch als Landtagsabgeordneter (1974 bis 1976). Unvergessen sind die heftigen Auseinandersetzungen im Landtag mit der CDU, die die SPD bezichtigte, die Gymnasien zerschlagen zu wollen.
Als hauptamtlicher Darmstädter Stadtrat (1976 bis 1983) war Benz für Schule, Jugend, Sport verantwortlich, später, als Bürgermeister (1983) auch für Soziales. Er führte die Schuldnerberatung und in den achtziger Jahren die offenen Jugendhäuser ein.
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"Eine Stadt verändert sich, aber wie sie sich verändert, das muss geplant werden", mit dieser Einstellung setzte Benz einen Stadtentwicklungsbeirat ein, der Impulse für den Umbau des früheren Boschgeländes, die spätere Weststadt, gab. In enger Zusammenarbeit mit dem damaligen TU-Präsidenten Jan-Dietrich Wörner entstanden das Start-up-Zentrum TIZ in der Weststadt und das Kongresszentrum Darmstadtium. In Benzens OB-Zeit wurde die heutige Centralstation zum Kulturhaus, worauf er heute noch stolz ist. Und auch darauf, dass sie nach Erbbaurecht vergeben wurde. "Alles in allem" ist er mit dem Erreichten zufrieden. Und für alle, die grundsätzlich alles erst mal schlecht finden, hat er diesen Spruch parat: "Hätt ich gewusst, wie's wird, wär' ich schon immer dafür gewesen."
Auch mit 80 Jahren will sich Benz weiterhin im kulturellen Bereich einbringen: im Darmstädter Förderkreis Kultur, in der Jury des Büchnerpreises und des Buchs des Monats, in der Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft und der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde. Seinen Geburtstag feiert er mit seiner großen Familie und Freunden in Arheilgen.