Fünf Jahre Digitalstadt: Wie digital ist Darmstadt?

2017 hat Darmstadt den Digitalstadt-Wettbewerb von Bitkom gewonnen. Was hat sich seitdem verändert?

Mehrere Jahre ist der Sieg beim Wettbewerb mittlerweile her. Viel wurde 2017 geplant. Aber wurde alles umgesetzt?

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Darmstadt. Seit 2017 nennt Darmstadt sich stolz „Digitalstadt”. Der Branchenverband Bitkom hatte einen Wettbewerb ausgerufen, den Darmstadt gewann. Nach dem Sieg sollte es millionenschwere Investitionen geben. Schnell wurde eine Digitalstadt Darmstadt GmbH gegründet. „Ab Anfang 2018 werden Bereiche wie der Verkehrssektor, die Energieversorgung, Schulen und das Gesundheitswesen mit neuesten digitalen Technologien ausgerüstet”, hieß es in der damaligen Berichterstattung. Doch was ist seit 2017 wirklich passiert?

Klar ist, dass nicht alles, was seinerzeit geplant wurde, bisher auch umgesetzt wurde. So wurde 2017 beispielsweise eine „Smart-Parking”-App angekündigt, die Autofahrern über mit Sensoren ausgestattete Parkplätze die nächste Gelegenheit zum Abstellen des Autos anzeigen sollte. Auch Ende 2022 gibt es eine solche App noch nicht. Im Herbst 2021 wurde noch einmal angekündigt, dass daran gearbeitet werde.

Bei Behördengängen muss ebenfalls noch einiges analog erledigt werden. Seit 2017 kann aber deutlich mehr digital gemacht werden als davor. „Vor dem Jahr 2017 waren in etwa zwölf Dienstleistungen der Stadt online verfügbar”, berichtet Pressesprecher Klaus Honold. Im Kontext der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes könnten von den Bürgern aktuell 50 Dienstleistungen online erledigt werden. Das Gesetz verpflichtet Bund und Länder Verwaltungsleistungen bis Ende 2022 auch digital anzubieten.

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In Darmstadt sollen in den kommenden Jahren hunderte weitere digital hinzukommen. Konkrete Beispiele sind laut Honold beispielsweise der Antrag auf Fahrerlaubnis oder die An- oder Abmeldung eines Hundes. Außerdem gibt es noch Self-Service-Terminals. „Im Bürger- und Ordnungsamt der Stadt sind insgesamt fünf Self-Service-Terminals der Bundesdruckerei im Einsatz”, erklärt Honold. An denen können Bürger beispielsweise Ausweise oder Pässe beantragen.

Mit der Maas-Bahn wird das autonome Fahren bei Straßenbahnen in Darmstadt getestet. Damit ist die Bahn ein Teil der Digitalstadt-Strategie.
Häufig geht es in der Digitalstadt um den Verkehr. Beispielsweise sollen Daten erhoben werden, die helfen, den Verkehr schadstoffärmer zu machen.
In Darmstadt wird die Luft analysiert. Die Menge an Schadstoffen in der Luft können die Darmstädter seit 2021 auf einer Datenplattform nachlesen.

Manche Projekte haben nach dem Sieg beim Digitalstadt-Wettbewerb ihren Anfang genommen und werden seitdem stetig erweitert. So beispielsweise die Datenplattform, die seit Anfang 2021 in Betrieb ist. Dort können Bürger Informationen zur Luftverschmutzung, Corona oder dem Füllstand verbundener Mülltonnen erhalten. In Kürze soll es auf der Plattform wieder etwas Neues geben. Dann soll an die Stelle der Veranstaltungsliste ein Pilot zur Übersicht zu Erneuerbaren Energien kommen, sagt Projektmanager Christopher Voß. „Dieser Energiewendemonitor wird dann in 2023 mit weiteren Inhalten ausgebaut”, berichtet er.

Nicht alles ist sofort sichtbar

Vieles, was zur Digitalstadt dazugehört, läuft aber auch im Hintergrund ab. Die Bürger bekommen davon nicht immer etwas mit. So wurde vor Beginn der Bauarbeiten in der Nieder-Ramstädter Straße ein Ampelphasenassistent getestet. Zusammen mit weiteren Gadgets soll in Darmstadt in Zukunft der Verkehr so intelligent gesteuert werden, dass möglichst wenige Schadstoffe ausgestoßen werden. Weitere Reallabore, wie an der Nieder-Ramstädter Straße, sind für 2023 und 2024 geplant.

Insgesamt gibt es zahlreiche Projekte, die gerade den Verkehr betreffen. So ist beispielsweise auch der Heinerliner ein Teil der „Smart City”-Strategie der Stadt. Auch hier läuft vieles im Hintergrund ab. Auffälliger ist dagegen die Maas-Bahn, die seit geraumer Zeit durch Darmstadt fährt. Mit ihr wird getestet, wie eine autonom fahrende Straßenbahn funktionieren kann.

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Doch auch um den Umgang mit Folgen des Klimawandels geht es bei den Projekten. Unter dem Begriff „Schlaues Wasser” hat die Stadt bis zum Herbst 2022 Vorschläge gesammelt, wie man mit Wasser klug umgehen kann. Hinzu kommen digitale Daten, wie datengestützte Bewässerung von Bäumen oder smarte Schwimmbäder.

Und auch im Gesundheitsbereich will Darmstadt die Digitalisierung vorantreiben. Im Juli 2021 wurde ein Kompetenzzentrum gegründet, das als einen der ersten Schritte den besseren Austausch medizinischer Daten zwischen Kliniken und Praxen plant.

Vieles wurde also 2017 geplant. Manches wurde bereits umgesetzt, anderes ist noch in der Entwicklung. Für die Zukunft gibt es weitere Pläne. Dennoch ist im Vergleich mit anderen Städten nicht alles rosig: 2017 wurde verkündet, dass Darmstadt fortan ein „Digitaler Leuchtturm” sein solle. 2020 schaffte es die Stadt auf Platz vier des von Bitkom erstellten „Smart City Index”. 2022 reichte es nur noch für Platz zehn. In der Kategorie „IT und Kommunikation” ist Darmstadt von Platz vier 2020 auf Platz 19 abgestürzt. Ob die kommenden Projekte den Trend wieder umkehren können, wird sich zeigen.