Nachdem der Darmstädter Brunnen im Sommer erstmals trockengefallen war, fließt nun wieder Wasser aus dem Löwenkopf. Was bisher für die zuverlässige Wasserführung gesorgt hat.
Darmstadt. Beim Spaziergang in der vergangenen Woche vom Prinzenberg hinunter zum Melitabrunnen war die Freude groß: Der Eberstädter Brunnen, der im Sommer erstmals in seiner langen Geschichte trocken gefallen war, führte wieder Wasser; aus seinem Löwenkopf sprudelte es. Dies ist umso erfreulicher, weil der Melitabrunnen einer der wenigen in Darmstadt ist, deren Wasser man trinken kann. „Er läuft wieder.... Weihnachtswunder?”, schreibt auch Leserin Waltraud Baumann.
Ein Wunder ist es sicher nicht, und, wie Eberstadts Bezirksverwalter Lutz Achenbach am Freitag bemerkt, „gibt es auch keine finsteren Mächte, die ihn auf- und zudrehen”. Auch habe der Melitabrunnen keinen Schieber, den man öffne oder schließe. Der Brunnen sei ein „Bio-Indidkator”: In den vergangenen Wochen habe es einfach deutlich mehr Niederschlag gegeben, das sei ausschlaggebend dafür, dass nun wieder Wasser fließt.
Es gibt keine finsteren Mächte, die ihn auf- und zudrehen.
Dass der Melitabrunnen stets zuverlässig Wasser geführt hat, liegt daran, dass es einen Quellsammler, eine Art Brunnenstube, gibt, die mit einem Rückhaltebecken vergleichbar ist. Dieses kann in einem heißen, trockenen Sommer wie in diesem Jahr natürlich auch mal leerlaufen. Ein Auge auf die Eberstädter Brunnen hat der Eberstädter Bürgerverein, in dessen Abteilung „Brunnen und Quellen” Matthias Haas aktiv ist. Er hatte im Sommer beklagt, dass neben dem Melita-Brunnen aufgrund der ausbleibenden Niederschläge auch der Hetterbachbrunnen, der Steckenbornbrunnen, der Ludwigsbrunnen und der Lindenbergbrunnen trockengefallen waren.
Der Brunnen als Hochzeitsgeschenk
Der Melitabrunnen hat eine lange Geschichte. Der Name erinnert an die erste Frau des Großherzogs, Ernst-Ludwig von Hessen und bei Rhein (1892-1918). Verheiratet war er mit Melita von Sachsen-Coburg-Gotha (1876-1936). Sie hatte eine gemeinsame Tochter, Prinzessin Elisabeth. Das von den Darmstädtern liebevoll „Prinzesschen” genannte Mädchen (1895-1903) verstarb früh, die Ehe wurde bereits 1901 geschieden. Der Brunnen wurde 1894 im Auftrag des Verkehrsvereins Eberstadt zur Hochzeit von Melita und Ernst-Ludwig angelegt. Gebaut in Raumauerwerk, wurde er mit einer Sandsteinplatte mit der Jahreszahl 1894 versehen. Aus dem Löwenkopf mit dem kupfernen Auslaufrohr sprudelt seitdem das frische Wasser.
Zwar ließ Großherzog Ernst-Ludwig nach der Trennung von Melita alle Erinnerungen an seine erste Frau entfernen. Den Brunnen hat er glücklicherweise vergessen.