Mundschutz selbst nähen – eine Herausforderung

aus Coronavirus-Pandemie

Thema folgen
Für Anfänger ist das Nähen eines Mundschutzes mit ein paar Kniffen machbar. Foto: Bianca Beier

Mundschutze sollen das Risiko minimieren, andere Menschen mit Corona anzustecken. Ein Selbstversuch der Darmstädter Lokalredaktion, eine Maske zu nähen.

Anzeige

DARMSTADT. Einen Mundschutz selbst nähen – unter Nähbegeisterten ist das fast schon eine Art Trend. Doch wie einfach ist es, als Anfänger einen solchen Mundschutz zu nähen, der dann das Risiko, andere Personen mit Corona anzustecken, mindern soll?

Nach dem Entschluss kommt auch schon die erste Hürde. Wie geht das? Zahlreiche Anleitungen und Videos sind im Internet zu finden. Ähnliches gibt es in der Zeitung. Beim Überfliegen der Erklärungen folgt der Blick in die hauseigene Nähstube: Draht? Bänder? Gummi?

Im Schrank befinden sich verschiedene bereits gewaschene Baumwollstoffe. Das Waschen ist nötig, damit die Maske nicht später bei selbigem eingeht. Die Entscheidung fällt nicht leicht: Stoffe mit Schmetterlingen, Äpfeln, einfarbig und gemustert. Mit welcher Optik fällt man am wenigsten auf? Mit einem Mundschutz fällt man immer auf, dann wenigstens mit schönen Schmetterlingen.

Mit der großen Stoffschere zunächst entsprechend der Zeitungsanleitung ein passendes Stück schneiden, dann wie beschrieben ein präziseres Schnittmuster aus dem Internet aussuchen. Wie geht es nun weiter? Zeitung, Video-und Onlineanleitung passen hinten und vorne nicht zusammen. Es ist viel zu viel Stoff. Was soll das denn jetzt? Wieder und wieder die Anleitung lesen. Dann fällt der Groschen: Das Schnittmuster ist für einen Mundschutz mit Falten gedacht, die Zeitung schreibt aber später von einem Mundschutz mit Mittelnaht. Das leuchtet allerdings erst in der zweiten Texthälfte ein. Wäre wohl besser gewesen, die Anleitung komplett zu lesen, doch das Foto zeigt schließlich auch einen anderen Mundschutz. Lektion gelernt. Immer erst geduldig die Anweisungen durchlesen, bevor es losgehen kann.

Anzeige

Also noch mal nachdenken und weiter geht‘s. Stoff zurechtschneiden (zwei Stücke, jeweils 17 auf 17 Zentimeter). Jetzt links aufeinanderlegen und an zwei gegenüberliegenden Seiten zusammennähen.

Vorsicht! Die Schmetterlinge sollen am Ende natürlich ihre Fühler nach oben strecken und nicht seitlich auf der Maske liegen. Das Nähen selbst geht schnell: einfach geradeaus. Dann den Stoff auf rechts drehen und die Falten in den Mundschutz bringen. Erste Falte auf der Höhe von 3,5 Zentimeter. Kein Problem. Zweite und dritte Falte „ein Zentimeter“. Ein Zentimeter von wo? Auch die Nähbegabte der Familie ist ratlos. Sie probiert alle möglichen Varianten aus. Mal ist es zu viel Stoff, mal zu wenig. Beim nächsten Mal gibt es nur einen großen zusammengelegten Klops aus Stoff, der niemals für Mund und Nase reichen würde. Am Ende gibt es doch Falten, irgendwie. Wer die wie in den Stoff gebracht hat, bleibt ein Rätsel.

Mit dem Bügeleisen werden die Falten fixiert. Dann sollen die Bänder, zum Befestigen der Maske am Kopf, folgen. Zum Glück gibt es im Keller eine Kiste mit vielen Bändern. Jetzt nur noch die Bänder wie im Video angelegt und... Mist! Die Schmetterlinge sind doch falsch herum. Die Bänder kommen an die Seiten des Mundschutzes, nicht oben und unten. Also mit dem Nahttrenner alles wieder auf und die anderen Seiten zusammennähen.

Die Lust, den Mundschutz zu nähen, ist nicht mehr sonderlich groß. Braucht man das wirklich? Doch jetzt mischt sich der Ehrgeiz in die Gedanken: „Das Ding wird fertig gemacht!“ Also werden alle Schritte wiederholt. Auch beim zweiten Mal ergeben die Falten keinen Sinn. Egal. Sie werden fixiert, das Band angenäht.

Und dann ist es so weit: ein fertiger Mundschutz. Sieht gar nicht mal so schlecht aus und er passt tatsächlich. Viel Geld kostet die Herstellung eines Mundschutzes nicht, doch eine Menge Nerven und Geduld – und beim ersten Versuch fast zwei Stunden.