Sattelschlepper überfährt an der Kreuzung...

Bei einem Verkehrsunfall in der Kasinostraße ist eine 38-jährige Radfahrerin getötet worden. Foto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Innerhalb weniger Tage ist in Darmstadt erneut ein Radfahrer tödlich verunglückt. Am Dienstagmorgen überfuhr ein Sattelschlepper an der Kreuzung Bismarckstraße/Kasinostraße...

Anzeige

DARMSTADT. Innerhalb weniger Tage ist in Darmstadt erneut ein Radfahrer tödlich verunglückt. Am Dienstagmorgen überfuhr ein Sattelschlepper an der Kreuzung Bismarckstraße/Kasinostraße eine Radfahrerin. Die 38 Jahre alte Frau starb noch an der Unfallstelle. Nur eine Kreuzung weiter - an der Einmündung der Grafenstraße in die Bismarckstraße - war am vergangenen Donnerstag der Darmstädter Theatermacher Hanno Hener (68) auf dem Fahrrad von einem abbiegenden Lastwagen erfasst und getötet worden.

Der Unfallhergang am Dienstag war zunächst unklar. Zeugen hatten um 8.40 Uhr die Polizei alarmiert. Der Sattelschlepper eines Transportunternehmens in Unterfranken hatte die Radfahrerin beim Rechtsabbiegen von der Bismarckstraße in die Kasinostraße Richtung Süden erfasst. Woher die Radfahrerin kam und wohin sie wollte, war nach Angaben der Polizei noch offen.

Die Tote wurde von einem Leichenwagen weggebracht. Ihr Fahrrad lag zerquetscht unter der Zugmaschine des Fahrzeugs. Der 54 Jahre alte, aus Schweinfurt stammende Fahrer des Lastwagens wurde psychologisch betreut. Zur Klärung des Unfallhergangs schaltete die Staatsanwaltschaft einen Sachverständigen ein. Die Polizei bat Zeugen des Unfalls, sich unter der Nummer 06151 9693710 zu melden.

Anzeige

Dorel Jivan, der an der Kreuzung auf der anderen Straßenseite einen Kiosk betreibt, sagte, er habe einen Knall gehört. "Dann habe ich die Frau unter dem Lastwagen liegen gesehen." Er habe die Polizei angerufen, doch die habe schon Bescheid gewusst. Der Kiosk-Besitzer betonte, er beobachte an der Kreuzung häufig gefährliche Situationen. Viele Lastwagen-Fahrer führen zu schnell um die Ecke. "Die Stadt muss etwas tun", sagte Jivan.

Die Bismarckstraße war wegen des Unfalls in Richtung Osten und die Kasinostraße in Richtung Süden längere Zeit gesperrt. Von privater Seite wurde für Mittwoch ab 18 Uhr eine Mahnwache an der Unfallstelle angemeldet.

Dass diese Straße ein häufiger Gefahrenpunkt ist, bestreitet die Stadt in einer Stellungnahme vom Dienstag. Barbara Boczek (Grüne), Verkehrs- und Planungsdezernentin, erklärt: "In den vergangenen Jahren waren die Bismarckstraße und ihre Kreuzungen nicht durch eine Häufung von Unfällen aufgefallen." Schwere Fahrradunfälle "sind dort bis dahin nicht bekannt". Die beiden Todesfälle binnen sechs Tagen seien "ein schreckliches Zusammentreffen der Umstände". In Trauer und Mitgefühl denke man an die Opfer und ihre Angehörigen.

Sollte sich aus der Analyse der Unfälle ergeben, dass an dieser Stelle erhebliche Risiken baulicher Art oder in der Verkehrsführung bestehen, "werden die Verkehrsplanung und das Straßenverkehrs- und Tiefbauamt unmittelbar Abhilfe schaffen", verspricht die Dezernentin.

Die Radler sollen künftig ohnedies auf neuen Wegen entlang der stark befahrenen Bismarckstraße geführt werden. Im westlichen Teil ist die Neuordnung schon gelaufen. Auch im östlichen Abschnitt zwischen Dolivostraße und Willy-Brandt-Platz sollen die Wege für Bahnen, Busse, Autos, Radler und Fußgänger neu organisiert werden. Heag-Mobilo und Stadt Darmstadt betreiben das Projekt unter dem Namen "Davia". Doch so schnell wird sich nichts ändern: Im Sommer 2018 soll erst die Planfeststellung dafür beim Regierungspräsidium beantragt werden; das Verfahren kann zwei Jahre dauern. Das Stadtparlament hatte dem Vorhaben schon 2014 zugestimmt.

Anzeige

Die entsprechende Planung werde "kritisch überprüft", sagt Boczek, sollten sich aus der Unfall-Analyse Hinweise auf Gefahren ergeben. Ansonsten wolle man die Neuordnung nach dem Muster der westlichen Bismarckstraße fortsetzen.

Diese hatte der Fahrradklub ADFC bereits am Montag kritisiert. Die teils rot abmarkierten "Schutzstreifen" für Radler, zwischen parkenden und fahrenden Autos, seien vielerorts zu schmal. "Man sollte diese Streifen im Zweifelsfall lieber weglassen", so Thomas Grän vom ADFC Darmstadt, und die Radler und Kraftfahrer auf einer Fahrbahn führen. Die Verkehrsdezernentin sieht das anders: "Schutzstreifen haben sich bewährt", sagt Boczek. Es gebe "keine Signifikanz im Hinblick auf Unfälle".