Weinkönig und Weinprinzen statt Königin und ihre Prinzessinnen? Weinland Nahe ruft dieses Jahr erstmals ausdrücklich auch Männer auf, sich um das Amt der Weinmajestät zu bewerben.
Kreis Bad Kreuznach. Weinland Nahe sucht wieder nach drei neuen Weinmajestäten. Das ist erstmal nicht ungewöhnlich. Interessant wird es allerdings, wenn man auf die Überschrift der aktuellen Ausschreibung der Gebietsweinwerbung achtet. „Neue Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl der Naheweinmajestäten gesucht“, steht dort. Damit werden ausdrücklich auch Männer ermutigt, sich um das Amt zu bewerben. Bedeutet: Dieses Jahr könnte es erstmals einen Weinkönig oder einen Weinprinzen an der Nahe geben.
„Wir müssen das Amt ins 21. Jahrhundert führen“, begründete Victoria Krings, Geschäftsführerin von Weinland Nahe, die Entscheidung auf Nachfrage. Das Geschlecht sei hierbei nicht ausschlaggebend. „Stattdessen wollen wir noch stärker Inhalte und Fachkenntnisse bei der Wahl nach vorne stellen.“ Ohnehin sei das Bild der Weinmajestäten, als junge Frauen, die nur hübsch lächelten, längst überholt. Mit dem Schritt sollen weiter Vorurteile abgebaut und Gleichberechtigung gefördert werden. Als Vorbild habe man sich an der Region Mittelrhein orientiert, der mit ihrem Weinprinzen bereits eine männliche Besetzung des Amts gelungen war. Auch an der Mosel gab es schon einen Weinkönig.
Auch kritische Stimmen folgen auf Ausschreibung
Bewerben kann sich nun an der Nahe jeder, vorausgesetzt man ist mindestens 18 Jahre alt, hat einen festen Wohnsitz im Weinanbaugebiet sowie einen Führerschein der Klasse B. Nach wie vor müssen die Kandidaten nicht unbedingt aus einem Weingut stammen oder eine Ausbildung zum Winzer haben. Viel wichtiger sei, so Krings, das Interesse rund um das Thema Wein. Die Bewerberinnen und Bewerber sollten zudem „eine enge Verbundenheit zur Nahe-Region“ mitbringen „sowie die Freude daran, Menschen für den Nahewein zu begeistern“. So heißt es in der aktuellen Ausschreibung.
Nach Absprache im Vorstand habe man sich für diesen Schritt entschieden. Der Beschluss sei zwar einstimmig ausgefallen, allerdings nicht, ohne zuvor ausführlich zu diskutieren. „Wenn man nach 70 Jahren mit einer Tradition bricht, hat man nicht alle auf seiner Seite“, sagt Krings. „Uns ist bewusst, dass einige es nicht gutheißen werden.“ In den sozialen Medien habe es bislang viel positives Feedback zur Ausschreibung gegeben. Doch Krings ist auch bewusst, dass sich dort hauptsächlich ein jüngeres und weniger konservatives Publikum aufhält. Und das spiegelt natürlich nicht die Meinung der gesamten Bevölkerung der Naheregion wider. Die Geschäftsführerin selbst wurde auch schon mit kritischen Stimmen konfrontiert, erzählt sie. „Aber fragt man dann nach, warum es unbedingt eine Frau sein muss, kommt meist nicht viel.“
Die Idee, den Personenkreis potenzieller Bewerber, nicht länger auf das weibliche Geschlecht zu beschränken, hatte allerdings noch einen weiteren Hintergrund: die Sorge vor zu wenigen Bewerbern. In den vergangenen Jahren seien die Bewerbungen zunehmend später eingetroffen, oft erst kurz vor Fristende - oder wie bei der zurückliegenden Wahl sogar erst zwei Tage danach. Generell werde es schwieriger, genügend Ehrenamtliche zu finden, was aber alle Vereine betreffe, so Krings.
Weinmajestäten haben vollen Terminkalender
Viele schreckten vor dem enormen Aufwand zurück, der das Amt abverlange. Als Weinmajestät sei man ganzjährig gefordert, zwischen 150 und 200 Termine füllen den Kalender. Nicht nur an den Wochenenden, sondern auch an Werktagen sind die Majestäten im Einsatz. Das mit Studium oder Beruf zu vereinbaren, sei nicht immer einfach. Auch die Anforderungen seien über die Jahre gewachsen, erklärt Krings. Neben den Schulungen, Veranstaltungen und weiteren Terminen in Präsenz liegt es heute auch in der Verantwortung der Majestäten, den Instagram-Kanal zu bespielen.
Ob sich für die Wahl am 4. November tatsächlich männliche Kandidaten finden werden, das kann Krings derzeit nicht einschätzen, freuen würde es sie aber. Auch weil es ein Zeichen wäre, als Vorstand die richtige Entscheidung getroffen zu haben, so die Geschäftsführerin. Einen Haken gibt es jedoch. Wenn erstmals ein Mann zum Naheweinkönig gekrönt würde, könnte der vermutlich gar nicht zur Wahl um den deutschen Titel antreten. Ein König ist laut den aktuellen Statuten schlicht nicht vorgesehen. Doch Krings ist optimistisch, dass es in der Zukunft auch beim Deutschen Weininstitut zu einem Umdenken kommen könnte - und sich auch Männern die Chance offenbart, „Deutscher Weinkönig“ zu werden.