Auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge in Heppenheim soll mit den Gelder von „Echo hilft!“ ein Bürgerpark entstehen. Der Zweite Vorsitzende sagt: „Jeder Euro zählt.“
HEPPENHEIM. Kurt Vettel und seine Frau Jana gehören zu den Gründungsstiftern der Bürgerstiftung Heppenheim. In der Gründungsveranstaltung wurde er durch das Stiftungsforum – alle Stifter, die zusammen das notwendige Gründungsguthaben von 50 000 Euro zugestiftet haben – zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Herr Vettel, wie sind Sie bei der Bürgerstiftung gelandet?
Im Vorfeld zur Stiftungsgründung wurden einige Informationsveranstaltungen veranstaltet. Zusammen mit meinem Freund Werner Krauß haben wir eine davon besucht. Dort sprach Marie-Luise Stoll-Stephan vom Verband der Bürgerstiftungen in Deutschland. Sie charakterisierte in ihrem Vortrag die Stiftungsform Bürgerstiftung als gemeinnützige von den Bürgern einer Stadt getragene Stiftung, deren Merkmale politische Unabhängigkeit und organisatorische Selbständigkeit sind. Das hat mich beeindruckt.
Warum engagieren Sie sich dort?
Ich habe in meinem Leben viel Musik (Tanzmusik-Bigband) gemacht und war beruflich in IT-Projekten weltweit unterwegs. Ich bin in keiner politischen Partei oder in einem Verein engagiert, arbeite aber gerne mit Menschen zusammen und habe Spaß daran, Projekte zu entwickeln und voranzubringen. Soziales und Gemeinschaft liegen mir am Herzen. Da ist die Bürgerstiftung Heppenheim genau der richtige Platz, um mich für die Bürger und meine Heimatstadt einzusetzen.
Was macht die Stiftung alles?
Projekte, die dem Wohle der Bürger von Heppenheim dienen und nicht im Aufgabengebiet einer Behörde oder Stadtverwaltung liegen. Ein breiter Fächer von Möglichkeiten, an denen jeder Heppenheimer partizipieren kann und individuell wie sein Fingerabdruck seinen Beitrag leisten kann. Die Bürgerstiftung soll keine Konkurrenz zu den Kultur-, Sport- und Hilfsvereinen darstellen. Wir kooperieren und unterstützen gerne gemäß unserer Satzungsinhalte.
Wie hoch ist das Stiftungskapital?
160 000 Euro. Das Stiftungskapital darf aber nicht verbraucht werden, nur Zinsgewinne dürfen im operativen Budget ausgegeben werden.
Was beim aktuellen Niedrigzins schwer sein dürfte.
Richtig. Nur die Spenden und Zustiftungen des einzelnen Bürgers bilden das Stiftungskapital. Was natürlich erst nach und nach wächst und nicht von vornherein zur Verfügung steht. Vermögende Bürger können auch größere Beträge in die Stiftung oder eine Testamentsstiftung einbringen und dabei den Verwendungszweck mit bestimmen.
Die Bürgerstiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Gelände der ehemligen Synagoge neues Leben einzuhauchen.
Das Grundstück am Starkenburgweg wurde der Bürgerstiftung zugestiftet. Mit dem Auftrag, im Rahmen der Denkmalpflege das Gelände zu verwalten, zu pflegen und unter Berücksichtigung des historischen Hintergrundes zu entwickeln.
Das könnte mit den Geldern aus „Echo hilft!“ schneller gehen als gedacht, oder?
Das war eine sehr schöne Überraschung und bedeutet eine große Hilfe für die Stiftung. Bisher haben wir den Pflegeauftrag fast ausschließlich mit Zeitstiftern, also ehrenamtlichen Helfern, geleistet. Wir hoffen, dass wir mit dem Geld Arbeiten angehen können, die nachhaltig unser Projekt nach vorne bringen – sodass wir bald die ersten Bereiche für die Bürger zur Verfügung stellen können. Ohne finanzielle Mittel einzusetzen, kommt man leider nicht über die Ziellinie. Aber der Weg ist noch weit, die Bürgerstiftung erst 36 Monate alt und hat noch viel Platz für neue Stifter und Spender.
Was wird mit dem gespendeten Geld konkret gemacht?
Ich könnte jetzt 50 Themen aufzählen. Es geht darum, den Bürgerpark in den nächsten Jahren zu entwickeln. Was genau geplant ist, ist auf unserer Homepage nachzulesen.
In dem Bürgerpark sollen sich Generationen treffen. Warum ist das aus Ihrer Sicht wichtig?
In unserer Stadt fehlt ein zentraler Platz, der von Jung und Alt genutzt werden kann und leicht zu erreichen ist. „Wir treffen uns heute Mittag auf dem Bürgerplatz“ – so könnte eine Verabredung ausgesprochen werden. Ob von einer Jugend- oder der Senioren-Gymnastikgruppe. Auch ist es denkbar, dass der Chef eines Unternehmens seine Mitarbeiter bei schönem Wetter zu einem Offsite-Meeting auf den Bürgerplatz einlädt, um das neue Projekt in einer anderen Umgebung zu besprechen.
Warum ist es so wichtig, dass das geschichtsträchtige Gelände einer neuen Bestimmung zugeführt wird?
Wir haben bewusst den Projektnamen „Bürgerpark“ gewählt. Von dem alten Synagogengebäude sind heute keine baulichen Reste und Spuren mehr erhalten. Wir werden selbstverständlich an der Stelle, wo diese stand, daran erinnern und den historischen Bereich entsprechend würdigen und gestalten.
Die Sparkassenstiftung hat angekündigt, jeden Euro im Dezember zu verdoppeln.
Wir freuen uns sehr, dass wir zum 20. Jubiläum der Sparkassenstiftung so stark unterstützt werden. Und wir würden uns freuen, wenn der Anreiz der Verdopplung jedes gespendeten Euros noch mal starke Wirkung auf die Spendenbereitschaft hat. Jeder Euro zählt.
Das Interview führte Matthias Rebsch.