Lampertheimer Jugendliche beteiligen sich am Girls’ und Boys’ Day / Besuche in Kindergarten, Schwimmbad und Ingenieurbüro
LAMPERTHEIM. Sobald man die Maschinenhalle betritt, die unter anderem in einem Nebenraum ein Blockheizkraftwerk von Energie Ried beinhaltet, dringt lautes Surren in die Ohren. „Wir sind hier in einem unserer drei Filterhäuser für das Hallen- und Freibad, die dem Aufbereiten des Wassers dienen“, erklärte Meister Patrick Görling. In technisch komplexen Filteranlagen wird vorab das Seewasser für den Schwimmbadbetrieb gereinigt.
„Was hier so surrt, ist die Druckerhöhungspumpe“, schilderte Görling. Beim jährlichen Aktionstag Girls’ und Boys’ Day, an dem sich auch das Lampertheimer Biedensand-Bad beteiligte, durften sich Schülerinnen und Schüler in für das jeweilige Geschlecht untypischen Berufsfeldern selbst erproben.
Dies soll den Jugendlichen die Berufswahl erleichtern und starre Grenzen zwischen tradierten Männer- und Frauenberufen auflösen. Innerhalb des Filterhauses, das sonst für Besucher unzugänglich ist, rechts neben dem Haupteingang des Biedensand-Hallenbads, trennen dunkelrote Brandschutztüren die einzelnen Räume und Hallen voneinander. „Theoretisch könnte ich diese Anlage von zu Hause aus mit meinem Handy steuern“, erläuterte Patrick Görling, der Meister für Bäderbetriebe ist. Ein echtes Kunstwerk der Ingenieurwissenschaft stellen die Filteranlagen dar: Selbst kleinste Schmutzpartikel sieben diese automatisierten Maschinen aus dem einfließenden Naturwasser heraus. „Mikrobiologisch sollte in einem Schwimmbad nichts leben“, unterstrich Görling, der am Girls’ Day für die Betreuung von Hospitantin Laetitia Bopp zuständig war, die aktuell die Klasse 7bR der Alfred-Delp-Realschule besucht. Wieso entschied sich die Realschülerin dafür, in den Beruf der Fachkraft für Bäderbetriebe reinzuschnuppern? „Ich finde das interessant, hinter die Kulissen zu schauen, welche Maschinen ein Schwimmbad antreiben“, erzählte die 13-Jährige.
Im östlichen Gewerbegebiet rund um die Gaußstraße steht das Bürogebäude der Firma Energy Effizienz GmbH (E*EFF). Wenn es um das Leistungsspektrum der Energieversorgung geht, bietet sich die Firma mit ihren vielseitigen Dienstleistungen an. Mit Schlüsselbegriffen wie Bauplanung, energetische Gebäudesanierung und erneuerbare Energien. „Es ist eine Branche, in der nicht viele Frauen vertreten sind“, bedauerte Projektingenieurin Selma Janssen. Sechs Mädchen besuchten am Aktionstag die Firma Energy Effizienz. An einem Konferenztisch lösten die Heranwachsenden, darunter eine eigens aus dem über 200 Kilometer entfernten Bad Kissingen angereiste Teilnehmerin, aktionsbezogene Gruppenarbeiten.
Zu den Kunden von Energy Effizienz, ein 2010 aus einem Freundeskreis hervorgegangenes Unternehmen, zählen hauptsächlich Kommunen, zum Beispiel die Stadt Offenbach.
Anschließend besichtigte die Mädchengruppe einen Energiewohnpark in der Gemeinde Biblis – um aus der Theorie in die handfeste Praxis zu finden. Einen Projekttag als Erzieher in der Kindertagesstätte Saarstraße absolvierten dagegen Noah Kissel (13) und Jan Westendorf (13). „Wir haben die Gruppe aufgeräumt und ich habe den Kindern vorgelesen“, berichtete Lessing-Gymnasiast Noah Kissel.
Eine Kritik musste Sonja Niederhöfer, die städtische Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte, trotzdem vorbringen. „Die Schüler melden sich oft zu kurzfristig an“, bemängelte sie.