Nah an der Natur sein, sich an der frischen Luft aufhalten und die Abwehrkräfte stärken: Mit solchen Vorteilen punktet der neue Waldkindergarten „Fuchsbau“, der sein...
LAMPERTHEIM. Nah an der Natur sein, sich an der frischen Luft aufhalten und die Abwehrkräfte stärken: Mit solchen Vorteilen punktet der neue Waldkindergarten „Fuchsbau“, der sein Domizil ab sofort auf einer freien Lichtung hinter der Grillhütte im Lampertheimer Stadtwald hat. Vor zwei Wochen haben diese ökologische Stätte neun Kinder mit ihren zwei Erzieherinnen und einem männlichen Erzieher bezogen.
Der Waldkindergarten befindet sich in Trägerschaft der Stadt. „Das war hier mal der zweite Bolzplatz, deshalb mussten nicht zuerst Bäume gefällt werden“, erklärte Erster Stadtrat Jens Klingler (SPD) bei einer Besichtigung. Jetzt sind an der Stelle ein großer orangefarbener Bauwagen und ein kleiner roter Bauwagen als Geräteschuppen aufgebaut, eine Feuerstelle gibt es ebenfalls. Am 18. Juni soll bei einem internen Grillfest die Einweihung gefeiert werden.
Ein wenig erinnere der neue Waldkindergarten, wie SPD-Mann Jens Klingler amüsiert feststellte, an den Löwenzahn-Bauwagen des freigeistigen Latzhosenträgers Peter Lustig. „Ohne den Hessen Forst wäre das nicht zustande gekommen“, sagte Stadtrat Klingler. Für die Betreuung im Grünen sind die Erzieherinnen Susanne Jäger und Brigitte Hamm-Kessler verantwortlich. Sie vermitteln ihren Schützlingen den Respekt vor der Natur. „Es wird nichts kaputtgemacht, es werden keine Pflanzen abgerissen und keine Tiere getötet, das wollen wir vermeiden“, betonte Leiterin Susanne Jäger, die davor im städtischen Kindergarten in Hofheim gearbeitet hat. „Ich bin selbst ein Naturmensch, wir haben Hunde und Pferde.“ Außerdem möchten die Mitarbeiter die Kinder in ihrer Selbstständigkeit unterstützen, das Selbstbewusstsein der jungen Menschen stärken. „Das ist alles Vorschularbeit, die Kinder lernen bei uns den Umgang mit Säge und Schere“, erläuterte Pädagogin Susanne Jäger.
Jeden Morgen ein gemeinsames Frühstück
Im Waldkindergarten „Fuchsbau“ beginnt jeder Morgen mit einem gemeinschaftlichen Frühstück. Wenn es das Wetter zulässt im Freien, ansonsten frühstücken die Mädchen und Jungen in ihrem mit Ikea-Möbeln eingerichteten Bauwagen. Sogar eine kleine Büro-Ecke mit internetfähigem Tablet-Computer beinhaltet der stromlose Bauwagen, der zusätzlich über eine Propan-Gasheizung und eine Gasherdplatte verfügt. Als Toilette dient am Rande der Waldlichtung eine Dixi-Kabine, die wöchentlich geleert wird.
Der Waldkindergarten will sich ständig weiter entwickeln. „Wir haben schon viele Ideen für den Herbst und Winter“, kündigte Erzieherin Susanne Jäger an. Sobald die dunkle Jahreszeit anbricht, möchten die Kindergärtnerinnen mit den Sprösslingen eine Nachtwanderung mit Taschenlampe quer durch den Stadtwald unternehmen. „Wir denken schon über Halloween nach, dafür werden wir eigene Kürbisse anpflanzen“, verriet die 38-Jährige.
Trotz der vielen Vorteile müsse ein Waldkindergarten zwangsläufig auf einigen Komfort verzichten. Eine warme Mahlzeit könne der grüne Betreuungsort seinen Besuchern nicht bieten. Es sei ein pädagogisches Konzept, das eben nicht für jedes Kind geeignet ist. Bald möchte das Team verschiedene Beete anbauen. Damit die Kleinen jeden Tag das langsame Wachstum der Pflanzen beobachten können.