Wenn der Lampertheim Altrhein auch von künftigen Generationen genutzt und genossen werden soll, dann muss er irgendwann von den Schlammmassen befreit werden. Darüber herrscht...
LAMPERTHEIM. Wenn der Lampertheim Altrhein auch von künftigen Generationen genutzt und genossen werden soll, dann muss er irgendwann von den Schlammmassen befreit werden. Darüber herrscht in der Spargelstadt Einigkeit. Das von einer Grünen gelenkte hessische Umweltministerium kann sich dafür indes nicht erwärmen. Immerhin ist der Bergsträßer Bundestagskandidat der Grünen nach einer Fährfahrt über den Altrhein endgültig überzeugt, dass das Gewässer erhalten werden muss.
„In meiner Freizeit halte ich mich vor allem draußen auf. Meine Lieblingsplätze in der Region sind das Fürstenlager in Auerbach, die Welterbestätte Kloster Lorsch und das Felsenmeer im Lautertal“, schreibt der 24 Jahre junge Moritz Müller auf seiner Internetseite. Zu diesen Lieblingsplätzen des grünen Bundestagskandidaten könnte jetzt noch der Lampertheimer Altrhein kommen. Denn bei einer Fahrt mit der Fähre Frischling am Sonntag zeigte er sich von der Schönheit der Natur rund um Rhein und Biedensand begeistert.
Die grüne hessische Umweltministerin Priska Hinz hat sich nicht als Anhängerin einer Ausbaggerung zu verstehen gegeben. Ende 2015 schrieb sie an den Lampertheimer Grünen-Fraktionschef Helmut Rinkel: „Unter Berücksichtigung der bestehenden hydraulischen und naturräumlichen Verhältnisse am Lampertheimer Altrhein ist die Verlandung dieses Gewässers mit Flusssediment als natürlicher Vorgang anzusehen, der mit den bestehenden rechtlichen Regelungen in Einklang steht.“ Im Rahmen der Sukzession seien „interessante und fachlich mindestens gleichwertige Biotopänderungen zu erwarten“. Außerdem müssten sich Eingriffe an Gewässern grundsätzlich auf das wasserwirtschaftlich Erforderliche beschränken. Ihr Fazit war deutlich: „In Anbetracht der geschilderten Sachlage bitte ich um Verständnis dafür, dass ich mich außerstande sehe, derzeit eine Entnahme der Sedimente am Lampertheimer Altrhein zu unterstützen.“ Gespräche dazu seien „nicht zielführend“, schrieb Hinz damals.
Der Bensheimer Moritz Müller wusste um die Meinung der Umweltministerin seiner Partei. Doch er betonte gegenüber dieser Zeitung, dass er die Meinung der Ministerin nicht teilt. Es gebe eine Reihe von Gründen, die für eine Ausbaggerung des gesamten Lampertheimer Altrheins sprächen. Ein gewichtiger Grund sei, dass ein ausgebaggerter Altrhein mehr Wasser bei Hochwasser aufnehmen könne und damit das Ried bei solchen Ereignissen schützt. Auch dass das Naturschutzgebiet zahlreichen Zugvögeln als Rastplatz dient, ist Müller bewusst. Diese Natur zwischen Alt- und Neurhein müsse erhalten werden. Daher will er sich nun an seine Ministerin und andere Skeptiker der Ausbaggerung wenden, um diese von der Notwendigkeit des Handelns zu überzeugen. „Das Land Hessen sollte sich auch an den Kosten für die Ausbaggerung beteiligen“, urteilt der Bundestagskandidat.
Die Lampertheimer Grünen hatten am Muttertag gemeinsam mit dem Kreisverband Bergstraße zur ersten Küstenschifffahrt eingeladen. Die Resonanz war groß, es gab mehr Interessenten, als bei den zwei Touren über Alt- und Neurhein mitfahren konnten. Kapitän Werner Reuters gab den Fahrgästen Erläuterungen zum Lampertheimer Industriehafen, wo sogar am Sonntag Stahl entladen wurde, sowie anderen Begebenheiten rund um den Altrhein und steuerte die Frischling bis zur Wormser Rheinbrücke und zurück zur Anlegestelle.
Am Ende schleppte der Kapitän mit Unterstützung von Otto Edinger vom Wirtschafts- und Verkehrsverein sogar noch ein liegen gebliebenes Boot auf dem Altrhein ab. Das war ein wenig symbolisch, engagieren sich doch Reuters und Edinger auch und vor allem für die Rettung des Lampertheimer Altrheins.