Das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) hat die Arbeiten am abgerissenen „Sandhas“ in Lorsch gestoppt – wegen „unsachgemäßen Umgangs mit Asbest“. Auf Anfrage dieser...
LORSCH. Das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) hat die Arbeiten am abgerissenen „Sandhas“ in Lorsch gestoppt – wegen „unsachgemäßen Umgangs mit Asbest“. Auf Anfrage dieser Zeitung erklärt ein Sprecher der Behörde zugleich: „Eine Gefährdung der Öffentlichkeit ist nicht vorhanden.“
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Vor dem in diesem Jahr erfolgten Abriss der Hotelruine sei die vom RP „ausdrücklich geforderte Gefahrstofferkundung vor Abriss unterblieben. Als die Behörde davon erfuhr, war von dem Gebäude nur noch ein großer Haufen mit Bauschutt übrig.“ Weil eine vom RP genommene Probe das als krebserregend geltende Asbest enthielt, wurden der Abtransport des Schuttbergs und weitere Arbeiten untersagt.
Carsten von Waffenstein, der im Auftrag des Investors Miller Wohnbau die Bauleitung auf dem Sandhas-Gelände hat, findet die scharf formulierte Meldung des RP, die ohne Namensnennung den Lorscher Fall meint, übertrieben. Alle von ihm gesteuerten Prozesse seien nach Recht und Gesetz abgelaufen. Die Faserzementplatten der Dachkonstruktion seien asbestfrei gewesen, wie der TÜV Süd festgestellt habe. Lorscher hätten sich kostenlos welche genommen. Im Inneren sei etwa bei Entlüftungskanälen Asbest festgestellt worden. Bei fachkundiger Behandlung seien diese aber ungefährlich, betont von Waffenstein. Gefährlich werde es, wenn die Zementplatten beschädigt und Fasern freigesetzt werden.
Genau das aber sei ohne sein Zutun geschehen. Während die österreichische Firma, die das Hauptgebäude abgerissen habe, „hochprofessionell“ vorgegangen sei, habe es Wochen vorher „einen vollkommen unsachgemäßen Abriss“ gegeben. Eine Firma aus Frankfurt hatte demnach im Auftrag des Investors Eingang und Wintergarten des Sandhas niedergemacht und die Reste in einen Container gepackt. „Davon wusste ich nichts“, versichert der Bauleiter.
Zwischenlager in wassergefülltem Container
Jetzt steht ein Container mit belastetem Material auf dem Gelände, und auch im Schutthaufen selbst wurde Asbest festgestellt. Auf allenfalls 25 Kilogramm schätzt Carsten von Waffenstein das Gewicht.
Auch wenn das wenig wäre im Verhältnis zur Schuttmasse, sind die Folgen gravierend. Auf Anordnung des RP, das wohl einen Hinweis aus der Nachbarschaft bekommen hat, muss der Haufen gewässert werden. Dieter Ohl, Sprecher des Regierungspräsidiums, erklärt es so: „Zur Verhinderung von Staub-/Faserverschleppung werden die Haufwerke dauerhaft feucht gehalten.“ Später werden die Sandhas-Reste aufwendig entsorgt: Dazu werden sie in einen mit Wasser gefüllten Container geschüttet. Was sich als Schlämme absetzt, muss als Sondermüll entsorgt werden; der Rest ist Bauschutt beziehungsweise normales Schmutzwasser.
Viel Aufwand, meint der Bauleiter, angesichts der Tatsache, dass nahezu alle Proben aus dem großen Haufen unbedenkliche Messwerte aufweisen. Denn selbstverständlich sei der Schutt untersucht worden.
Das alles kostet Zeit und den Investor ordentlich Geld. Vier bis sechs Wochen beträgt der Zeitverlust laut von Waffenstein. „Wir sind dann immer noch im Zeitplan.“ Die Baugrube für das „Nibelungen-Palais“ werde wohl erst Ende Mai fertig sein. Seit Mittwoch liegt das Konzept des Darmstädter Ingenieurbüros Umweltplanung Bullermann für die Schutt-Entsorgung vor. Wenn sich die Parteien darauf einigen, wird nach Einschätzung des RP „voraussichtlich im Lauf der nächsten Woche eine Probesanierung durchgeführt“.
Was das alles zusätzlich zu den 8,5 Millionen Euro Investition für die Miller Wohnbau kostet, kann dessen Sprecher Robert Miller nach eigenen Angaben jetzt noch nicht absehen. Von der Frankfurter Abrissfirma wird kaum etwas zu holen sein: Sie ist insolvent.
Zusätzlich hat ein mit Umweltvergehen beauftragter Beamter der Polizei Südhessen Ermittlungen aufgenommen. Was daraus folgt, ist ebenfalls noch unklar. Klar ist nach den Worten von Robert Miller dies: „Das wird alles sauber geklärt.“
Von Christian Knatz