Teilnehmer der zweiten Bürgerbeteiligung tragen ihre Wünsche und Ideen zur Zukunft der Stadt vor.
LORSCH. Wie wollen die Menschen 2030 in Lorsch leben? „In einer Stadt mit Lebensqualität“, waren sich die Teilnehmer der zweiten Bürgerbeteiligung zur Aufstellung des Stadtentwicklungsplans einig. Diese Lebensqualität soll in einer Stadt realisiert werden, die naturnah und klimaaktiv, traditionell und innovativ, gemeinschaftlich und nachhaltig ist. Zumindest sehen das jene Leitbilder vor, welche die den Planungsprozess begleitenden Büros für Lorsch vorschlagen. Erreicht werden sollen die Leitbilder durch die Verbesserung der Lebens-, Wohn- und Arbeitsbedingungen. Dies wiederum soll auf der Basis einer nachhaltigen Strategie erfolgen, die auch den regionalen Kontext nicht aus dem Blick verliert.
Vorfahrt für Elektroautos und Fahrräder?
Soweit, so abstrakt. Und damit sich das Ganze zudem nicht nur nach Allgemeinplätzen anhört, haben die Planer, die seit Frühjahr am Stadtentwicklungsplan arbeiten, auch fünf Handlungsfelder für Lorsch vorgeschlagen. „Stark vor Ort“ umfasst die Bereiche Soziales, Einzelhandel, Arbeitsplätze und Freizeit. Die „verträgliche Flächenentwicklung“ schließt die Themenfelder Wohnen, Gewerbe, Landwirtschaft und Schutzgebiete ein. Kultur, Tourismus, Gastronomie und Klimaanpassung werden im Handlungsfeld „Ausgewogene Lebensqualität“ zusammengefasst. Weiterhin gibt es die Felder „Zukunftsweisender Klimaschutz“ und „Nachhaltige Mobilität“. Dort geht es um Energie und Emissionen, respektive um Lärm, Barrierefreiheit, den Fuß-, Rad- und Autoverkehr sowie den öffentlichen Nahverkehr.
Zu diesen Handlungsfeldern sammelten die rund 30 Teilnehmer, darunter zahlreiche Mandatsträger und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, nun bei einem Stadtrundgang sowie einem anschließenden Workshop in der Nibelungenhalle Ansätze und Anregungen für Projekte. Spätestens auf dieser Ebene wurde der Begriff „Lebensqualität“ dann auch mit Leben und Vorschlägen aus der Praxis gefüllt. So können sich einige Bürger die Ausweisung der Innenstadt zwischen Kaiser-Wilhelm-Platz und dem Platz „Oam Keschdbaom“ in der Bahnhofstraße als Bereich vorstellen, in dem der Rad- dem Autoverkehr zumindest gleichgestellt ist. Ein Vorschlag lautete auch, zukünftig ausschließlich Elektro-Fahrzeuge in der Innenstadt zuzulassen. Ladestationen für E-Autos und E-Bike im Innenstadtbereich wurden ebenfalls angeregt.
Seit der ersten Bürgerbeteiligung zum Stadtentwicklungsplan im Juni haben die Planungsbüros eine Stärke- und Schwächenanalyse der Stadt erstellt sowie Empfehlungen für die Handlungsfelder erarbeitet.
Als Stärken werden etwa der historisch gewachsene Innenstadtkern, die Welterbestätte, eine landschaftlich attraktive Umgebung, eine kompakte Siedlungsstruktur („Stadt der kurzen Wege“ sowie ein großes Kultur- und Veranstaltungsangebot benannt. Als Schwäche wird die Begrenzung der Siedlungsstruktur durch Straßen und Schutzgebiete gesehen, die Entwicklungsmöglichkeiten für Wohnen und Gewebe einschränke.
Die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Fortschreibung eines 2001 aufgestellten Stadtentwicklungsplans soll einen Orientierungsrahmen für die kommunale Entwicklung bilden. Der neue Plan basiert auf einer Analyse, die auch umliegende Kommunen berücksichtigt. Dargestellt werden auch die demografische und wirtschaftliche Situation sowie Entwicklungsperspektiven. Im Zentrum der Betrachtung steht die Frage der Lebensqualität in der Stadt, nicht zuletzt mit Blick auf die Grundversorgung, die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und ein gutes soziales Miteinander.
Neben der Bürgerbeteiligung begleitet eine Lenkungsgruppe die Arbeiten. Diese setzt sich analog der parlamentarischen Ausschüsse aus drei Vertretern der CDU, je zwei vom PWL und SPD sowie je einen für Grüne und FDP zusammen. Die Fraktion Bürger für Lorsch (BFL) wird in der Lenkungsgruppe zwar vertreten sein, jedoch ohne Stimmrecht. Die Zahl der Vertreter aus der Bürgerschaft beläuft sich auf neun Personen.
Im November (28.) erfolgen in einer dritten allgemeinen Bürgerbeteiligung die Präsentation von Projekten und die Bestimmung von Prioritäten im Gesamtprojekt.