Peter Maffay rockt den Hessentag in Pfungstadt

Hessentag 2023 in Pfungstadt - Peter Maffay und Band spielten am Samstag Abend auf der Sparkassen-Arena. 7500 Fans verfolgten das Konzert.
© Guido Schiek

Die Fans in der ausverkauften Arena sind begeistert. Der deutsche Rockmusiker gibt allerdings auch alles, um seine meist langjährigen Fans glücklich zu machen.

Anzeige

Pfungstadt. Würde Peter Maffay für die Deutsche Bahn arbeiten, hätte die vermutlich deutlich weniger Probleme wegen mangelnder Pünktlichkeit. Auf die Minute genau um 20 Uhr ertönten die ersten E-Gitarrenklänge auf der Bühne der ausverkauften Sparkassen-Arena beim Hessentag in Pfungstadt. Ohne Vorgruppe kam Maffay völlig schnörkellos auf die Bühne – und rockte direkt mit „Freiheit, die ich meine“ los. Das Publikum – größtenteils zwischen 40 und 70 Jahren – war bereits vor Maffays „Guten Abend, Pfungstadt!“ begeistert, und es gingen rund 15.000 Hände – ihrem Peter zujubelnd – in die Höhe.

Mit ihm auf der Bühne waren zehn Musikerinnen und Musiker. Teilweise alte Weggefährten wie der Gitarrist Peter Keller oder Bassgitarrist Ken Taylor, aber auch junge Gesichter wie die Keyboarderin Lisa Müller oder Backgroundsängerin Linda Teodosiu. Gemeinsam wirkten sie wie eine große Familie, und echte Verwandte waren sogar auch mit dabei: Maffays Sohn Yaris – 19 Jahre alt – aus seiner vierten Ehe mit Tania Spengler. Von ihr ist er längst getrennt, aber mit dem Filius performte er im Laufe des Abends sehr harmonisch, sang im Duett und gab ihm sogar die Bühne frei für den eigenen, bisher noch unveröffentlichten Song „Fühlen“.

Hessentag 2023 in Pfungstadt - Peter Maffays Sohn Yaris war als Background-Sänger und mit einem eigenen Lied dabei. Mit Linda Teodosiu (links) sang Maffay gemeinsam ein Duett.
Hessentag 2023 in Pfungstadt - Peter Maffays Sohn Yaris war als Background-Sänger und mit einem eigenen Lied dabei. Mit Linda Teodosiu (links) sang Maffay gemeinsam ein Duett.
© Guido Schiek

Zudem gab es einen perfekten Mix aus schnellen und langsamen Songs. Immer, wenn man aus der Puste kam, gab es Ruhigeres zum Verschnaufen und zum Nachdenken: Texte über die Liebe und das Leben, gegen den Krieg und die Zerstörung, für mehr Frieden und ein Miteinander. Es gab neuere Songs wie „Größer als wir“ oder „Schwarze Linien“ und – zur Freude aller Zuschauerinnen und Zuschauer – ganz viele Songs aus der Vergangenheit wie „Über sieben Brücken musst Du geh´n“, „Samstag Abend in unserer Straße“ oder „Weil es Dich gibt“. Bei „Du“ wurden sämtliche Handys gezückt, es wurde hin- und her geschunkelt und lautstark mitgesungen. Immer wieder übergab der Sänger an das Publikum, und die Zuschauer füllten die Arena mit ihren Stimmen.

Anzeige

Mit seinen 73 wirkt Peter Maffay fitter als so mancher Mittzwanziger

Die Fans wippten und sangen unermüdlich mit, aber vor allem der Star auf der Bühne zeigte keinerlei Ermüdungserscheinungen – noch nicht einmal eine Schweißperle stand ihm auf der Stirn. Der 73-Jährige könnte mit seiner Fitness so manchen Mittzwanziger in den Schatten stellen. Überhaupt sah man Maffay sein Alter nicht an. Er wirkte noch wie vor zwanzig Jahren, nur bei Nahaufnahmen auf den beiden Bildschirmen neben der Bühne sah man, dass die Falten etwas tiefer geworden sind. In Jeans und enganliegendem weißen T-Shirt – anfangs noch mit knapper Lederjacke darüber – performte er und zeigte, dass er körperlich noch ziemlich gut in Schuss ist.

Hessentag 2023 in Pfungstadt - Peter Maffay und Band spielten am Samstag Abend auf der Sparkassen-Arena. 7500 Fans verfolgten das Konzert.
Fans von Peter Maffay beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.
Peter Maffay beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.
Hessentag 2023 in Pfungstadt - Peter Maffay-Konzert
Peter Maffay beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.
Band von Peter Maffay beim Hessentag 2023 in Pfungstadt. Lisa Müller am Keyboard.
Peter Maffay mit seiner Band beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.
Peter Maffay beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.
Peter Maffay ist in guter Stimmung beim Hessentag 2023 in Pfungstadt.

„Er ist älter geworden, aber nicht alt“, befand Christine Stecklum-Mühle aus Griesheim, großer Fan von Anbeginn. Ihr 12. Konzert seit den 1970er Jahren war es an diesem Abend, und sie war begeistert: „Er kann das Publikum wirklich mitreißen. Ich finde es auch toll, dass er immer noch Deutsch singt.“ Dem stimmten andere Konzertbesucher zu. Man konnte alles ohne Übersetzungs-App verstehen, und es lohnte auch, den Textzeilen zuzuhören. „Die Lieder sind aktuell und haben eine Botschaft“, so Besucherin Barbara Kent aus Darmstadt.

Anzeige

Ich wünschte, dieser Wahnsinn in der Ukraine ist bald vorbei.

PM
Peter Maffay

Zwar war Peter Maffay an diesem Abend kein Mann der großen Worte, und er verkniff sich zwischen seinen Songs gedankenreiche Reden oder Botschaften, aber ein paar Dinge mussten doch gesagt werden, wie vor „Eiszeit“. Dieses Stück aus dem Jahr 1982 war einst ein Statement zum Kalten Krieg. „Und wir spielen dieses Lied heute immer noch“, bedauerte der Star. „Ich wünschte, dieser Wahnsinn in der Ukraine ist bald vorbei.“

Dennoch sollte kein Trübsal geblasen werden an diesem Abend, und so ging es weiter mit dem, was das Publikum glücklich machte. Für Susanne Raab aus Griesheim war es das erste Maffay-Konzert. Sie wurde „mitgeschleppt“, aber sie habe es nicht bereut, sondern ist nun auch zu den Verehrern übergelaufen. „Die Bandmitglieder waren der Wahnsinn. Und die Zugabe war besonders mitreißend.“

Sieben Songs gab es als „Encore“, also als Draufgabe, darunter „Tiefer“ und „Und es war Sommer“. Bei „Sonne in der Nacht“, holte es dann auch die Zuschauer auf den hinteren Sitzplätzen von ihren Stühlen. Die Band zeigte in Saxofon-, Keyboard- und Gitarren-Solos noch einmal großartige musikalische Qualität: professionell, „genial“ und „ein Erlebnis“, wie etliche Fans konstatierten. Nach zwei Stunden und 36 Minuten verabschiedete sich Maffay ohne jegliches Anzeichen von Erschöpfung von der Bühne, und wer „einfach so“ gekommen war, der ging mindestens mitgerissen, manchmal gar als „großer Fan“ wieder heim.