Die große Hitze sorgt tagsüber für einen Rückgang der Besucherzahl in Gernsheim. Viel Andrang gibt es bei dem neuen Angebot, der Weinprobe im Riesenrad. Die Winzer sind zufrieden.
Von Hans-Josef Becker
Friedlich verläuft das 70. Rheinische Fischerfest in Gernsheim nach Angaben der Polizei.
(Foto: Vollformat/Robert Heiler)
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GERNSHEIM - Vor dem letzten großen Besucherandrang auf dem 70. Rheinischen Fischerfest am Montagabend sprach die Polizei von einem „sehr friedlichen Fest“. Die Beamten waren wie gewohnt mit ihrer Festplatzwache am Eingang als direkte Anlaufstelle zu finden, hatten darüber hinaus das Geschehen während der ganzen Öffnungszeiten im Blick.
Keinen Urlaub hatten die täglich 40 Helfer des Roten Kreuzes aus vielen Ortsvereinen der Umgebung, die in zwei Schichten arbeiteten. Täglich waren etwa 25 Personen auf Hilfe angewiesen, wie der Gernsheimer Bereitschaftsleiter David Gräbener sagte: Insektenstiche und abends Alkohol waren die häufigsten Ursachen. Die Hitze ließ die Helfer in ihrer dicken Einsatzkleidung ächzen: „Das geht an die Substanz.“
Bei Stefan Patzelt gingen mehr Getränke über die Theke als in den Vorjahren. Der Wirt des „Gernsheimer Hofes“ und der Lounge registrierte eine Tendenz zu erfrischenden, kohlensäurehaltigen Getränken. Erheblich gestiegen sei auch die Nachfrage nach Eis in den Schoppen. Dabei erwartete Fischerfest-Geschäftsführer Michael Schäfer insgesamt nicht so viele Besucher wie in den Vorjahren. Die Hitze sorge tagsüber für einen Rückgang der Gästezahl.
Viel Andrang gibt es bei einem neuen Angebot: Weinprobe im Riesenrad „Collossus“. Die Bergsträßer Winzergenossenschaft sowie die Weingüter Lucius (Framersheim), Mucke (Eltville) und Werner (Flonheim) stellten den mehr als 100 Genießern ihre Erzeugnisse vor. Die tolle Stimmung setzte sich danach fort: „Viele verlangten nach dem Wein, den sie im Riesenrad probiert haben“, bestätigte Sandra Lucius vom gleichnamigen Weingut. Während die Menschen tagsüber eher Gespritzte verlangten, gingen abends die Sommerweine gut. Dann herrschte auch Betrieb wie in den Vorjahren. Das Fischerfest bezeichnete die Winzerin als ein schönes, ruhiges Fest ohne Krawall. Die Lage des Weindorfes direkt am Strom sei besonders: „Es ist wie Urlaub.“
Die Sonne sorgte auch für die zehn Radfahrer aus der französischen Partnerstadt Bar-sur-Aube für erheblichen Flüssigkeitsverlust. Seit gut 40 Jahren treten sie die etwa 400 Kilometer lange Reise auf den Velos an, um das Fest mitzufeiern. Unter ihnen ist stets der Vorsitzende der Verschwisterungskommission, Arnaud Schwartz. Auch er musste sich der Leibesvisitation am Eingang unterziehen. Abschnittsleiter Michael Barbieri sieht eine gewachsene Akzeptanz für die Kontrollen, auch wenn es ab und zu kleinere Diskussionen gebe.
Weinprobe im Riesenrad kommt gut an
Mit Einkommenseinbußen rechnete Klara Kaplan an ihrem Stand: „Crépes laufen bei Hitze nicht gut.“ Ansonsten sei sie sehr zufrieden: „Es gibt immer ein Auf und Ab.“ Zufrieden äußerte sich auch Cornelia Würtele vom Tropical Eis Café: „Abends langen die Gäste länger zu als sonst.“ Seit 1981 ist die Firma mit dem Eiswagen auf dem Fischerfest: „Wir wollen auch nächstes Jahr wieder kommen.“
Erstmals zu Besuch beim Rheinischen Fischerfest, musste Tadeusz Pogoda auch schon Hand anlegen: Der Bürgermeister der polnischen Partnerstadt Świecie (Schwetz) brauchte zwar einige Schläge, um das Fass Bier am Donnerstagabend anzustechen. Aber kein Tropfen ging daneben. Es ist das Ritual, mit dem das Fest eröffnet wird. „Bewährtes bewahren, Neues wagen“ sei das Motto, erklärt Heiko Adler.
Der Geschäftsführer erinnerte an das erste Fest 1949 und den vorausgegangenen Streit zwischen Berufs- und Hobbyfischern. Sein Dank galt der Fischerfest-Mannschaft für die vielen mit der Ausrichtung verbundenen Arbeiten. Nicht umsonst steht auf den T-Shirts „Die Macher“. Stefan Seibold als Vertreter einer Brauerei erwähnte, dass im vergangenen Jahr 950 Fässer zu je 30 Liter Bier geleert worden waren: „1000 sollten wir dieses Jahr schon erreichen.“ Das wird wohl nichts, aber mit dem Vorjahreswert wird gerechnet.
Trotz anhaltender Hitze brauchten die Besucher nicht auf die angekündigten Feuerwerke zu verzichten. Sowohl das Pyromusical mit Musik über dem Hafen als auch das Höhenfeuerwerk über dem Rheinstrom zum Abschluss wurden nicht abgesagt.