Kreis Groß-Gerau: Nitratwerte bis 140 Milligramm

Der Verein VSR-Gewässerschutz hat Brunnenwasser im Kreis Groß-Gerau untersucht und Nitratbelastungen gefunden. Archivfoto: bilderhexchen - stock.adobe

VSR-Gewässerschutz veröffentlicht Ergebnisse der Brunnenwasseruntersuchung im Kreis Groß-Gerau

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KREIS GROSS-GERAU. (red). Viele Bürger kamen Ende Mai an den Informationsstand der gemeinnützigen Organisation VSR-Gewässerschutz in Groß-Gerau, um ihr Brunnenwasser untersuchen zu lassen. Es waren zahlreiche Brunnenbesitzer dabei, die wissen wollten, ob sie im Notfall das Wasser auch zum Trinken nutzen können, schreibt VSR-Gewässerschutz in einer Pressemitteilung.

„Gerade für Familien mit Säuglingen und Kleinkindern ist es wichtig, dass das Wasser keine höhere Nitratbelastung als 50 Milligramm pro Liter aufweist“, erläutert Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des Vereins VSR-Gewässerschutz. Sie erklärt: „Wenn Babynahrung aus Wasser mit hohen Nitratkonzentrationen zubereitet wird, kann es bei Säuglingen zur Blausucht kommen. Das ist eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff und könne für Kleinkinder lebensbedrohlich sein.“

Leider musste jeder zehnte Brunnenbesitzer erfahren, dass der Nitratgrenzwert der Trinkwasserverordnung überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 166 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Raunheim, Rüsselsheim, Trebur, Nauheim, Groß-Gerau, Klein-Gerau, Büttelborn, Riedstadt und Gernsheim analysiert. Diplom-Physiker Harald Gülzow und Dr. Matthias Ahlbrecht fanden bei den Untersuchungen 140 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Worfelden. Weitere mit Nitraten stark verschmutzte Brunnen stellten die Umweltschützer in Mörfelden mit 61 Milligramm pro Liter (mg/l), in Königstädten mit 131 mg/l, in Trebur mit 65 mg/l, in Erfelden mit 105 mg/l, in Crumstadt mit 67 mg/l, in Gernsheim mit 81 mg/l und in Klein-Rohrheim mit 70 mg/l fest.

Der gemeinnützige Verein setzt sich laut der Pressemitteilung bereits seit vielen Jahren für den Schutz des Grundwassers ein. Die Mitglieder werten nicht nur die Ergebnisse der Nitratmessungen des Brunnenwassers aus, sondern auch die regionalen landwirtschaftlichen Daten. Anhand dieser Recherchen könnten die Umweltschützer erkennen, welche landwirtschaftliche Nutzung besonders zur Nitratbelastung beitrage. Auf der Homepage von VSR-Gewässerschutz sind die aktuellen Auswertungen veröffentlicht.

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Ist der Weizenanbau die Ursache?

Bei ihrer Recherchearbeit fiel den Gewässerexperten laut der Mitteilung auf, dass gerade in den Kreisen, in denen viel Weizen angebaut werde, auch eine höhere Nitratbelastung vorliege. Im Kreis Groß-Gerau mache der Weizenanbau bereits 21 Prozent der Ackerflächen aus.

Weizen ist eine der wichtigsten Nahrungsnutzpflanzen der Welt. Mit einer zusätzlichen späten Düngung des Weizens werde ein besonders hoher Eiweißgehalt des Getreides erreicht – heutzutage immer noch ein Qualitätsmerkmal für besonders gute Backeigenschaften, schreibt VSR-Gewässerschutz. Der Dünger werde häufig nicht mehr vollständig von den Pflanzen aufgenommen und die überschüssigen Nitrate würden dann ins Grundwasser ausgewaschen. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass diese Nitratauswaschung von den Weizenfeldern vermieden werden muss, heißt es abschließend.