Seit Montag arbeiten die Kitas wieder im gewohnten Modus. Was bedeutet das für Eltern, Kinder und Erzieher im Landkreis? Wir haben drei Einrichtungen besucht.
ENGELSTADT/OCKENHEIM/WEINOLSHEIM. Seit Montag arbeiten die Kindertagesstätten im Land wieder im Regelbetrieb. Doch die Corona-Zeit hat Spuren hinterlassen. Ein Besuch in drei Einrichtungen.
„Wir sind im Garten“ – das Schild steht bei schönem Wetter meistens vor der Eingangstür zur „Kindertagesstätte Wolkennest“ in Engelstadt. Seit Corona auch das Leben der Kindergartenkinder und ihrer Erzieher bestimmt, sind die Kleinen noch häufiger draußen als sonst. „Im vergangenen Sommer haben wir einfach alles draußen gemacht. Wir haben auch draußen mit den Kindern gefrühstückt und zu Mittag gegessen. Wir haben uns erst einmal gar nicht mehr reingetraut“, sagt Erzieherin Nadine Hubert. Mittlerweile sei die Angst aber weniger geworden.
An den Alltag mit Corona hätten sich alle längst gewöhnt. In der zweigruppigen Einrichtung habe man die Kinder gut trennen können. Regelmäßiges Händewaschen ist zur Routine geworden. Die Erzieherinnen seien weitgehend geimpft. Dass nun wieder der Regelbetrieb in den Kindertagesstätten losgehe, mache für sie kaum einen Unterschied. Draußen spielen die Kinder ohnehin wieder zusammen. Und die Eltern liefern ihre Kinder nach wie vor an der Eingangstüre ab und kommen nicht mit ins Gebäude rein. „Das hat tatsächlich auch Vorteile für die Kinder. Sie sind beim Schuhe an- und ausziehen viel selbstständiger geworden“, sagt Nadine Hubert und lacht. Das könne man gerade so beibehalten.
Bis auf einen Corona-Fall in der Einrichtung seien sie im „Wolkennest“ gut durch die Pandemie gekommen. Für die Kinder ist die Rückkehr in den Regelbetrieb kaum spürbar. In einem gemütlichen Eckchen sitzen ein paar Mädels zusammen und machen ihre Obstpause. „Schrecklich war Corona“, sagt Mayla (6 Jahre) und lacht. Und Nora (ebenfalls 6 Jahre alt) findet es toll, dass das Leben wieder normaler wird. In der Kindertagesstätte merken sie aber keinen großen Unterschied. „Wir wollen mal wieder ins Schwimmbad“, sagen die Mädels.
Ähnlich unspektakulär startete auch in der „Kindertagesstätte Blumenwiese“ in Ockenheim die Rückkehr in den Regelbetrieb. „Bei uns gibt es im Ablauf noch keine großen Veränderungen“, sagt Leiterin Frauke Weidner. Die Gruppen seien im Haus ohnehin getrennt. Und draußen dürfen die Kinder nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt schon länger wieder zusammen spielen. Alle weiteren Veränderungen will Weidner mit ihrem Team in Ruhe besprechen, zum Beispiel wann Elternabende und Aktionen mit Eltern durchgeführt werden könnten, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Für die Eltern gibt es eine gute Nachricht: Ab dem 1. Juli werden die Öffnungszeiten wieder ausgeweitet. Und auch Frauke Weidner freut sich auf mehr Normalität. Während Corona war sie hauptsächlich mit organisatorischen Dingen beschäftigt und selten in die Arbeit mit den Kindern eingebunden. Das soll sich nun wieder ändern.
Vor der „sprechenden Wand“ warten ein Vater und eine Mutter darauf, ihre Kinder aus der Weinolsheimer Kindertagesstätte „Haus der kleinen Forscher“ abzuholen. An diesem Zaun hängen Fotos, Basteleien, Auskünfte zur Arbeit in der Einrichtung. Trotz der Rückkehr zum Regelbetrieb wird die Wand vorerst auch weiterhin „sprechen“, also die Eltern übers Geschehen in der Einrichtung auf dem Laufenden halten.
Pia Löhe, die Leiterin der Kita, erläutert, dass mittels der Infos die Eltern gleichsam „reingeholt“ werden in die Kita, obwohl sie die Einrichtung noch nicht betreten dürfen. „Bringen und holen finden weiterhin im Freien am Zaun statt, dort gibt es auch Feedback der Erzieherinnen zu den Kindern und ihrer Entwicklung“, unterstreicht Pia Löhe. Denn sie und ihr Team möchten keinen ständigen Wechsel der Vorschriften. Dürften die Eltern jetzt im Sommer die Einrichtung betreten und müssten ab September, Oktober wegen eventuell wieder steigender Infektionszahlen erneut draußen bleiben, wäre das sehr frustrierend, weiß Pia Löhe. Kinder, pädagogisches Fachpersonal und Eltern könnten sich ohnehin nur „Schritt für Schritt und mit Bedacht“ wieder dem Regelbetrieb annähern. Alles andere würde vor allem die Kinder überfordern.
So hat das Team beschlossen, dass die Vorschulkinder auch weiterhin in einer geschlossenen Gruppe betreut werden, erst gegen 11 Uhr auf die jüngeren und die mittleren Kinder treffen. Dann, wenn alle im Hof zum Spielen zusammenkommen nämlich. „Die künftigen Erstklässler haben ja ohnehin den Übergang zur Schule und eine neue Situation zu bewältigen. Würden auch noch die Regeln hier in der Kita dauernd geändert, würde sie das überfordern“, verdeutlicht die Erzieherin.
40 Kinder zwischen einem und sechs Jahren besuchen die Weinolsheimer Kita, acht pädagogische Fachkräfte arbeiten dort. Eigentlich handelt es sich um eine offene Einrichtung, doch das Konzept musste wegen der Corona-Regeln zwischenzeitlich geändert werden. Erzieher und Kinder waren ihren festen Gruppen zugeordnet, die sich nicht mischen durften. „Das war für die Kinder unter drei Jahren manchmal schwierig. Sie sind es gewohnt, mit Älteren zu tun zu haben, und waren plötzlich nur noch unter sich“, schildert Pia Löhe die Lage.
Masken müssen die Erzieher jetzt nicht mehr tragen, im Kontakt mit den Eltern und in bestimmten pädagogischen Situationen sind sie aber noch Pflicht. Der normale Alltag ist also noch lange nicht da – doch Pia Löhe und ihre Mitarbeiter sind froh, dass sie trotz Corona stets ihre Teamsitzungen mit viel Abstand im Dorfgemeinschaftshaus abhalten konnten. „Diese Sitzungen sind Kern unserer pädagogischen Arbeit. Es war gut, dass sie stattfanden“, bilanziert Pia Löhe.