Das Regierungspräsidium Gießen hat ausgewertet, wie viel Wasser 2021 im Landkreis verbraucht und gewonnen wurde. Man sieht: Die Corona-Pandemie hatte wohl auch darauf Einfluss.
WETZLAR/DILLENBURG/GIESSEN. Trinken, Kochen, Waschen, Putzen: Jeder braucht Wasser - und für fast alles braucht man es. Wie viel Wasser im vergangenen Jahr im Lahn-Dill-Kreis verbraucht und gewonnen wurde, hat die Obere Wasserbehörde des Regierungspräsidiums (RP) Gießen ausgewertet. Man sieht in der Wasserbilanz: Die Corona-Pandemie hatte wohl auch darauf Einfluss.
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Verbrauch
Landkreis: Im Lahn-Dill-Kreis sind im vergangenen Jahr insgesamt rund 11,3 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht worden. Ein Kubikmeter Wasser entspricht 1000 Litern. Es waren also 11,3 Milliarden Liter Wasser.
Der Landkreis hat damit etwa 22 Prozent des Wassers in Mittelhessen, also im Bereich des RP Gießen (Landkreise Gießen, Lahn-Dill, Limburg-Weilburg, Marburg-Biedenkopf, Vogelsberg), verbraucht. In den fünf Landkreisen waren es 2021 insgesamt rund 51,2 Millionen Kubikmeter.
Kommunen: In Wetzlar wurde 2021 mit knapp 2,7 Millionen Kubikmetern am meisten Wasser verbraucht. Wenig überraschend: Schließlich ist Wetzlar die größte Stadt im Kreis (rund 53 000 Einwohner, Stand 2021).
Siegbach verbraucht am wenigsten Wasser verbraucht
Ebenfalls wenig überraschend wurde in der kleinsten Kommune des Lahn-Dill-Kreises, Siegbach (etwa 2500 Einwohner, Stand 2021), mit knapp 90 000 Kubikmetern am wenigsten Wasser verbraucht.
Bürger: 2021 hat jeder Einwohner des Lahn-Dill-Kreises im Durchschnitt 114 Liter Wasser am Tag verbraucht.
Klammert man das Hitzejahr 2018 (115 Liter pro Person, pro Tag) und das Corona-Jahr 2020 (118 Liter) aus, ist das der höchste Wert seit 2005. Das pandemiebedingte Homeoffice dürfte den Verbrauch im Privaten erhöht haben.
Mit 96 Litern war der Pro-Kopf-Verbrauch in Siegbach 2021 am niedrigsten. Mit 130 Litern pro Person und Tag war der Verbrauch in Wetzlar am höchsten.
Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Menschen in Siegbach am sparsamsten mit Wasser umgehen und in Wetzlar am verschwenderischsten, erklärt das RP auf Nachfrage. Bei der Berechnungen des Pro-Kopf-Verbrauchs der Einwohner wird der Verbrauch von Industrie und Gewerbe zwar weggelassen, aber nicht der des Kleingewerbes beziehungsweise von Betrieben, die weniger als 2000 Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen. Deren Verbrauch fließt mit in den Konsum der Bürger ein. Und in Wetzlar gibt es eben mehr Kleingewerbe als in Siegbach.
Industrie und Gewerbe: Gewerbe und Industrie haben im Lahn-Dill-Kreis im vergangenen Jahr etwa 825 000 Kubikmeter Wasser verbraucht. In echt dürfte es mehr sein, schließlich werden kleine Betriebe in dieser Statistik nicht erfasst.
Das ist der niedrigste Wert seit 2002 - mindestens, denn weiter reicht die Statistik des RP nicht zurück. Grund für den "Rekord" dürfte erneut die Corona-Pandemie sein. Unternehmen mussten ihre Produktion drosseln oder zeitweise auch ganz herunterfahren. So ist der Wert fürs erste Corona-Jahr, 2020, auch der zweitniedrigste seit 2002.
Viel Wasser geht an Gewerbe und Industrie
Am meisten Wasser wurde im Lahn-Dill-Kreis in Herborn an das Gewerbe und die Industrie verkauft. Es waren rund 182 000 Kubikmeter. Wetzlar, Dillenburg und Haiger knacken ebenfalls die 100 000-Kubikmeter-Marke. Es sind die einwohnerstärksten Städte des Lahn-Dill-Kreises, viele Firmen produzieren dort - und dafür braucht man für gewöhnlich viel Wasser.
Laut der Auswertung des RP wurde in den Kommunen Bischoffen, Breitscheid, Greifenstein, Hohenahr, Hüttenberg, Leun, Mittenaar, Schöffengrund und Solms kein Wasser an Industrie und Gewerbe verkauft. Das ist eine statistische Ungenauigkeit. Schließlich werden Firmen mit einem niedrigen Verbrauch nicht erfasst. Es kann aber auch möglich sein, dass Betriebe das Wasser selbst fördern - oder die Kommune keine separaten Zahlen für Industrie und Gewerbe meldet, teilt das RP mit.
Förderung
Landkreis: Insgesamt sind im Lahn-Dill-Kreis rund 10,5 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert worden. Diese Zahl setzt sich aus rund 8,2 Millionen Kubikmetern Wasser zusammen, die die Städte und Gemeinden des Landkreises selbst gefördert haben. Und 2,3 Millionen Kubikmetern, die Wasserverbände - vor allem der Wasserbeschaffungsverband Wasserwerke Dillkreis Süd mit Sitz in Sinn - gewonnen haben.
Kommunen: Am meisten Wasser hat Dillenburg mit rund 1,3 Millionen Kubikmetern gefördert. Hüttenberg, Leun und Schöffengrund haben laut der Statistik kein Wasser selbst gefördert.
Als Wasserversorger wird auf den Internetseiten von Hüttenberg und Schöffengrund der Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke mit Sitz in Gießen angegeben. Die Stadt Leun bezieht ihr Wasser nach eigenen Angaben von den Wasserwerken Dillkreis Süd.
Ankauf
Landkreis: Insgesamt rund 5,3 Millionen Kubikmeter Wasser haben die Städte und Gemeinden von Wasserverbänden oder anderen Kommunen gekauft.
Eine große Rolle spielen dabei die Wasserwerke Dillkreis Süd. Laut der Satzung des Wasserbeschaffungsverbands (Stand 1. März 2020) sind Aßlar, Breitscheid, Dietzhölztal, Driedorf, Ehringshausen, Eschenburg, Greifenstein, Herborn, Leun und Sinn teil des Verbandsgebiets.
Kommunen: Die Stadt Wetzlar hat mit etwa 2 Millionen Kubikmetern am meisten Wasser zugekauft. Mit rund 480 000 Kubikmetern folgt Hüttenberg, die selbst kein Wasser fördern.
Bischoffen, Braunfels, Dillenburg, Haiger, Hohenahr, Mittenaar, Siegbach haben das gesamte Wasser, das sie benötigen selbst gefördert - und dementsprechend auch nichts gekauft.
Verkauf
Landkreis: Nur wenige Kommunen des Lahn-Dill-Kreises haben Wasser verkauft. Insgesamt waren es 2021 rund 185 000 Kubikmeter.
Kommunen: Diese haben sich auf Breitscheid (rund 89000), Wetzlar (rund 74000) und Aßlar (rund 22000) verteilt.
Eigenbedarf und Verluste
Das RP erklärt, dass die Wasserversorger, also Wasserwerke oder -verbände, selbst Wasser brauchen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Sie nutzen es etwa, um Leitungen zu reinigen. Das wird als Eigenbedarf bezeichnet. Unter Verlusten wird Wasser aufgeführt, das wegen undichter Rohre oder Armaturen im Boden versickert ist.
Landkreis: Knapp 2 Millionen Kubikmeter Wasser sind wegen Eigenbedarf und Verlusten im Lahn-Dill-Kreis 2021 "verloren" gegangen. Rund 1,3 Millionen Kubikmeter sind dabei auf Verluste entfallen.
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Kommunen: Mit rund 93 000 Kubikmetern Wasser hat Ehringshausen den größten Eigenbedarf angegeben. Hüttenberg und Schöffengrund geben an, keinen Eigenbedarf gehabt zu haben. Sie fördern ihr Wasser nicht selbst, sondern beziehen es vom Zweckverband Mittelhessische Wasserwerke. Einen Eigenbedarf dürfte es jedoch auch dort gegeben haben. Denn laut RP ist das fürs Aufrechterhalten der Infrastruktur nötig.
Am höchsten waren die Rohrnetzverluste in Dillenburg (etwa 204 000 Kubikmeter), also beim größten Wasserförderer. Am niedrigsten waren sie in Dietzhölztal (knapp 6000 Kubikmeter Wasser), also bei einem der kleinsten Förderer.