Wird der Corona-Impfstoff-Kandidat von Biontech genehmigt, will das Unternehmen den Impfstoff in Mainz und Idar-Oberstein produzieren. Die Vorbereitungen laufen bereits.
MAINZ. Biontech treibt die Entwicklung eines Impfstoffes gegen die vom Coronavirus verursachte Krankheit Covid-19 mit großen Schritten voran. Und bereitet sich gemeinsam mit dem Kooperationspartner, dem US-Pharmariesen Pfizer, bereits auf die Massenproduktion eines Impfstoffes vor. Wie Biontech mitteilte, will der Spezialist für Immuntherapien, sofern das Projekt erfolgreich ist und auch die Genehmigungsbehörden ihren Segen geben, zur Herstellung eines Corona-Impfstoffes seine bestehenden Produktionsanlagen am Sitz in Mainz und am Standort Idar-Oberstein entsprechend ausbauen.
Pfizer wiederum will an drei Standorten in den USA den Biontech-Kandidaten, der intern den Namen BNT 162 trägt, sowie in einem Werk in Belgien herstellen. Die beiden Unternehmen würden daran arbeiten, „die Produktionskapazitäten auf eigenes Risiko hin auszubauen, um eine mögliche weltweite Impfstoffversorgung zu gewährleisten“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal. Bis Ende 2020 will man „Millionen von Impfstoffdosen zur Verfügung stellen“, 2021 könnten es dann „hunderte Millionen“ sein.
Die klinischen Tests für BNT 162 am Menschen laufen bereits in Deutschland und den USA. Mit ersten Ergebnissen rechnet Sahin im Juni oder Juli. Biontech hatte als eines der ersten Unternehmen weltweit die Genehmigung für klinische Studien erhalten, und zwar in Deutschland und den USA.
Auch in der Onkologie geht es voran
Biontech ist damit zwar weltbekannt geworden, treibt aber auch und vor allem die Krebstherapie voran. Und zwar mithilfe der Immuntherapie. Also mit auf jeden einzelnen Patienten zugeschnittenen Behandlungskonzepten - man könnte auch sagen Tumorimpfstoffen -, die das Immunsystem dazu anleiten, Krebszellen zu erkennen und selbst zu zerstören. Nach Angabe von Sahin befinden sich in der Onkologie bereits zehn Produktkandidaten in elf klinischen Studien am Menschen.
Biontech stellte am Dienstag auch die Finanzdaten für das erste Quartal vor. Demnach verfügt das Unternehmen zum Stichtag Ende März über liquide Mittel von 451,6 Millionen Euro. Den Umsatz sei im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,7 Prozent auf 27,7 Millionen Euro gestiegen. Das Unternehmen beschränkt sich bislang allerdings weitestgehend auf Forschung und Entwicklung, ein Arzneimittel hat man noch nicht auf dem Markt. Lediglich der Verkauf von Peptiden sowie von Entwicklungs- und Herstellungsdienstleistungen an Drittkunden bringt ein wenig Geld. Im ersten Quartal lief den Angaben zufolge schließlich ein Nettoverlust 53,4 Millionen Euro auf; im Vorjahresquartal waren es 40,8 Millionen Euro.
Geld zur Unterstützung des Produktionsausbaus erwartet
Der Großteil der Entwicklungskosten für das Covid-19-Impfstoff-Programm werde über Beteiligungen von Pfizer und des chinesischen Partners Fosun Pharma, Kapitalbeteiligungen und Vorauszahlungen finanziert, hieß es. Weiteres Geld zur Unterstützung des Produktionsausbaus werde erwartet.
Die Börse honorierte die Zahlen des an der New Yorker Nasdaq gelisteten Unternehmens. Der Kurs der Biontech-Aktie kletterte am Dienstag in den ersten Handelsstunden um knapp vier Prozent auf annähernd 48 Euro.