Die Situation ist noch unübersichtlich, doch die Stadt bereitet sich schon auf die Ankunft von Flüchtlingen aus der Ukraine vor – und ruft auch die Mainzer zur Unterstützung auf.
MAINZ. Die Sonne scheint, es ist Rosenmontag, eigentlich aller Grund zur Freude – doch das Thema der Pressekonferenz, zu der Oberbürgermeister Michael Ebling und Sozialdezernent Dr. Eckart Lensch (beide SPD) geladen haben, könnte ernster und bedrückender kaum sein. Gemeinsam wollen die beiden erläutern, wie sich die Stadt auf die Ankunft von flüchtenden Menschen aus der Ukraine vorbereitet. „Wir alle schauen mit großer Sorge auf die Entwicklungen seit dem Angriff Russlands“, sagt Ebling. Viele Menschen versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. „Allein schon wegen der geografischen Nähe werden wir zu denen gehören, die dabei gefordert sein werden“, so der Oberbürgermeister. Wie viele Menschen möglicherweise nach Mainz kommen könnten, sei noch vollkommen unklar. „Wir haben keine Prognosen, wir wissen es nicht“, so Ebling. Klar sei aber: „Wir wollen helfen.“
Um vorbereitet zu sein, würden zwei aktuell leer stehende Häuser in der Housing Area in Gonsenheim hergerichtet, berichtet Lensch. Zusätzlich zu den dort zur Verfügung stehenden insgesamt 120 Plätzen hätten Anfragen bei Hotels und anderen Unterkünften ergeben, dass dort Optionen auf weitere rund 100 Plätze bestünden.
90 Tage Aufenthalt ohne Visum
Menschen aus der Ukraine können sich ohne Visum 90 Tage lang in Deutschland aufhalten, erklärt Andreas Drubba, der Leiter des Bürgeramts. Anschließend könne eine weitere Aufenthaltserlaubnis für 90 Tage ausgestellt werden. Falls die EU die Massenzustrom-Richtlinie anwende, könnten die Menschen dann auch eine Aufenthaltserlaubnis für maximal drei Jahre erhalten.
Die Unterkünfte in der Housing Area und an anderen Orten seien dafür gedacht, Menschen aufzunehmen, die kurzfristig nach Mainz kämen abseits des regulären Asylverfahrens, so Ebling. Der Weg über die Aufnahmeeinrichtung des Landes in Speyer sei allerdings der „präferierte Weg“, so der OB. Wenn die Geflüchteten diese Verfahren durchliefen und anschließend vom Land verteilt würden, erhielten sie schließlich auch die entsprechenden Leistungen und seien beispielsweise krankenversichert. Doch man bereite sich darauf vor, dass die Realität aus verschiedenen Gründen in vielen Fällen anders aussehen könne.
Parallel rufe die Stadt deshalb auch die Mainzer Bevölkerung auf, leer stehende private Unterkünfte für geflüchtete Menschen aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen, erklärt Ebling. Wer eine leer stehende Wohnung oder ein nicht benötigtes WG-Zimmer habe und helfen wolle, könne sich per E-Mail an die Stadt wenden unter fluechtlingskoordination@stadt.mainz.de, so Ebling. Zudem werde konkret um Geldspenden für die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft gebeten (siehe Infokasten).
Parallel zu den Vorbereitungen der Verwaltung auf die ersten Flüchtlinge haben sich zudem sechs Mainzer Vereine zusammengefunden, um Spenden für geflüchtete Ukrainer in Ostpolen zu koordinieren. Dabei handelt es sich um „Mombach hilft“, „Mainz 05 hilft“, Malteser Mainz, Lichtblick, den Ukrainischen Verein und die Mainzer Lionsclubs.
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„Wir müssen jetzt schnell reagieren“, betont Ulrich Rüther, Vizepräsident des Lionsclubs Mainz-Schönborn. Bevorzugt würden Geldspenden, damit die Vereine mit ihren Helferteams die richtigen Produkte kaufen können. Etwa ausgewählte Medikamente, Kindernahrung, Müsliriegel und neue Powerbanks. Und zwar große verpackte Mengen, die sich gut verstauen lassen. „Es bringt nichts, wenn die Leute ihre Keller entrümpeln“, sagt Rüther. „Wir dürfen Polen nicht zumüllen.“
Nur bestimmte Sachspenden
Ausgewählte Sachspenden (und zwar wirklich nur die genannten) werden trotzdem entgegengenommen. Dazu zählen: Schlafsäcke (frisch gewaschen und in guter Qualität), Decken in gutem und sauberem Zustand, Isomatten in gutem Zustand und Erste-Hilfe-Kästen (z.B. aus Autos). Abgegeben werden können sie im Haus der Kulturen der Malteser (Wormser Straße 201) am Dienstag und Mittwoch zwischen 14 und 18 Uhr.
Ein erster 7,5 Tonnen schwerer LKW startet bereits am Montagabend in die Krisenregionen in Ostpolen. Er wird mit übrig gebliebenen Spenden gefüllt sein, die vom Verein „Mombach hilft“ für die Flutopfer im Ahrtal vorgesehen waren. Voraussichtlich am Donnerstag soll ein zweiter und am Samstag ein dritter LKW starten. Daniela Gönner, Vorsitzende von „Mombach hilft“, ist über die schnelle und pragmatische Zusammenarbeit der Vereine begeistert: „So können wir unsere Erfahrungen aus den vergangenen Jahren bündeln und den Mainzern eine zentrale Anlaufstelle bieten.“