Kurden gehen in Worms auf die Straße: Demonstration gegen türkischen Angriff in Syrien
Seit dem 20. Januar läuft der Angriff der türkischen Armee auf die kurdische Region Afrin im Norden Syriens. Wie sehr die in Deutschland lebenden Kurden aus Syrien und der Türkei davon emotional betroffen sind, wurde am Mittwochabend auch in Worms deutlich. 250 Demonstranten klagten gegen das Schweigen des Westens zum Krieg in Syrien.
Von Ulrike Schäfer
Etwa 250 Kurden aus Worms und der Region demonstrierten mit Plakaten von Hauptbahnhof zum Obermarkt. Foto: photoagenten / Ben Pakalski
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WORMS - Seit dem 20. Januar läuft der Angriff der türkischen Armee auf die kurdische Region Afrin im Norden Syriens. Wie sehr die in Deutschland lebenden Kurden aus Syrien und der Türkei davon emotional betroffen sind, wurde am Mittwochabend auch in Worms deutlich. Wie in vielen Städten gingen sie auch hier auf die Straße. Selahattin Nayir, deutscher Staatsbürger, hat die Demonstration ordnungsgemäß angemeldet und nach dem Schneeballprinzip dazu eingeladen. Schon vor Beginn der Kundgebung versammeln sich viele Menschen, vor allem Männer, junge und alte, aber auch zahlreiche Frauen, oft mit kleinen Kindern, auf dem Bahnhofsvorplatz. Schließlich mögen es 250 Demonstranten gewesen sein; sie kommen aus Worms und der umliegenden Region.
In der Mitte des Platzes liegen große Banner, auf denen steht: „Nein zum Krieg. Solidarität mit Afrin“ und „Keine deutschen Panzer für Erdogan“, dazu Schilder mit verletzten und weinenden Kindern, wie man sie täglich im Fernsehen sieht: Aufschrift: „Kindermörder Erdogan“. Die Plakate, die die Menschen hochhalten, hat Nayir selbst geschrieben. Eines ist ihm besonders wichtig: „Erst haben wir gegen den IS gekämpft, jetzt kämpft man gegen uns“. Gegen 17 Uhr branden Sprechchöre auf. Auf Deutsch, so Nayir, bedeuten sie „Afrin, wir sind stehen zu dir bis zum Tode“ und „Erdogan Terrorist“.
Kritik am Schweigen des Westens
Rojbin Aned von der kurdischen Jugend Mannheim und Ludwigshafen verliest eine Erklärung des kurdischen Dachverbands, glücklicherweise auch auf Deutsch. Darin wird beklagt, dass die vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Resolution auf einen 30-tägigen Waffenstillstand in ganz Syrien nicht eingehalten wird und dass die westlichen Regierungen dazu schweigen. Die Türkei setze verbotene Waffen gegen Zivilisten ein, habe nun die Belagerung des Zentrums von Afrin begonnen und versuche die Infrastruktur lahmzulegen. Strom- und Wasserversorgung seien unterbrochen. Die türkische Armee beabsichtige, die Kurden aus der Stadt zu vertreiben, was einer ethnischen Säuberung gleichkomme.
Großaufgebot
Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort, blieb aber mit vielen Fahrzeugen und Beamten in den Seitengassen im Hintergrund.
Als sich der große Zug, eskortiert von zahlreichen Polizisten, in Bewegung setzt, schwingen auch Fahnen mit dem Bild des PKK-Führers Abdullah Öcalan mit. Ein Polizist, befragt, ob das denn nicht seit 2017 verboten sei, gibt ein brüskes Nein zur Antwort. Während des Marsches durch die Wilhelm-Leuschner-Straße werden die zumeist türkischen Sprechchöre immer flammender. Die Demonstranten befeuern sich gegenseitig. Für die deutschen Passanten, die am Straßenrand stehen, sind sie nicht zu verstehen.
Kurzes Handgemenge am Parmaplatz
Kurz vorm Ziel kommt es vor dem Handyladen von Vodafone am Parmaplatz dann zu einem Zwischenfall, einem Wortwechsel zwischen Türken und zwei Kurden, der in eine Schlägerei ausartet. Die Polizei, mittlerweile um weitere Kräfte verstärkt, greift blitzartig ein, zwingt die Männer zu Boden und fesselt sie. Die Menge ist verstört, aber sie sammelt sich rasch vorm Schicksalsrad und skandiert ihre Parolen. Rojbin Aned verliest erneut die Erklärung des Dachverbands. Hinzugekommen ist auch Kritik an der Polizei.