FRANKENTHAL - Bei der Fortsetzung des Prozesses wegen der Entführung, Erpressung und Ermordung zweier Unternehmer standen am Montag am Frankenthaler Landgericht die Zeugenvernehmungen der mit den Fällen betrauten Polizeibeamten im Mittelpunkt. Wie ein 55-jähriger Beamter aussagte, gelang es, viele Blutspuren von Ismail Torun am Ort seiner Gefangenschaft zu sichern, obwohl die Räume zuvor gründlich gereinigt wurden. Für die Verbrechen an dem Automatenaufsteller Marijan Hrenek aus Brühl und dem Ludwigshafener Bauunternehmer Ismail Torun angeklagt sind der 38-jährige Hüseyin T. und der 49-jährige Ramazan G. aus Ludwigshafen sowie Yasemin T. (43).
Zu Beginn des Verhandlungstages sorgten Anträge von Verteidigern für Aufsehen. Weil Ramazan G. bei seiner Vernehmung im Dezember gesagt habe, dass es einen Datenträger mit einem Video der Tötung des Bauunternehmers gebe und sich dieser im Gerichtssaal befinde, beantragten die Rechtsanwälte der 43-jährigen Mitangeklagten, den 49-Jährigen sowie alle Zuschauer im Saal durchsuchen zu lassen. Staatsanwalt und Gericht lehnten dieses Ansinnen als nicht erfolgversprechend ab. Der Angeklagte sei unter ständiger Beobachtung und besitze keinen Datenträger, meinte der Richter. „Ich möchte mitteilen, dass der Datenträger existiert“, widersprach der 49-Jährige. Warum er diesen nicht herausgibt, wenn der zu seiner Entlastung vom Mordvorwurf beitragen kann, blieb unklar. Die beiden Angeklagten beschuldigen sich gegenseitig, die Opfer getötet zu haben. Die Pflichtverteidigerin des 49-jährigen Angeklagten stellte den Antrag, ihren Mandanten aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Die lange U-Haft seit Januar 2017 sei „nicht verhältnismäßig“, die „Verhandlungsdichte“ zu gering und verstoße gegen das „Beschleunigungsgebot“, sagte Rechtsanwältin Miriam Weis. Ramazan G., der die Zusammenarbeit mit Weis ablehnt, meinte, der Antrag sei ihm „unwichtig“. Das Gericht nahm den Antrag zur Prüfung mit.
Ein mit der Spurensicherung beauftragter Polizist schilderte, dass der entführte Unternehmer in einer ehemaligen Bäckerei im Mannheimer Stadtteil Waldhof gefangengehalten wurde. In der „Mehlkammer“ seien Fingerabdrücke und Blutspuren gefunden worden, auch im Keller und am Treppengeländer hätten von Kriminaltechnikern noch Blutspuren Toruns gesichert werden können.
Über die Vernehmung der Ex-Freundin Semra P. des angeklagten 38-jährigen Hüseyin T. berichtete eine 34-jährige Kriminalbeamtin aus Ludwigshafen. Diese sei durch Erzählungen seines Kumpels Mehmet Y. zu der Vermutung gekommen, dass Hüseyin damit zu tun haben könnte. Mehmet Y. hatte seinem Freund Hüseyin den Bus geliehen, in dem die beiden Opfer transportiert wurden. Wie die Freundin sagte, habe Hüseyin ihr erzählt, dass Torun übel ausgesehen hätte. Mehmed Y. habe Hüseyin als „ehrlos“ bezeichnet wegen der Art und Weise, wie sie Torun geschlagen hätten. Um das zu wissen, müsste nicht nur Hüseyin T., sondern auch Mehmed Y. im Transporter dabei gewesen sein, folgerte das Gericht. Bereits früher hatte ein Kriminalbeamter aus Ludwigshafen Zweifel angemeldet, ob alle Tatbeteiligten ins Netz gegangen sind.