Um die Gründungsversammlung "Juden in der AfD" hat es bereits im Vorfeld viel Wirbel gegeben. Nun wurde die für Sonntag in Offenbach geplante Veranstaltung nach Wiesbaden verlegt.
Von Wolfgang Degen
Mitarbeiter Lokalredaktion Wiesbaden
AfD Hessen. Symbolbild: dpa
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WIESBADEN / OFFENBACH - Die für Sonntag in Offenbach geplante viel beachtete und umstrittene Gründungsversammlung „Juden in der AfD“ findet nun in Wiesbaden statt, und zwar ab 16 Uhr im Bürgerhaus Erbenheim.
Die Verlegung aus Offenbach habe seines Wissens aber nichts mit Drohungen zu tun, erklärte Robert Lambrou, Sprecher der Hessen AfD und Stadtverordneter seiner Partei in Wiesbaden. Der Offenbacher Gastwirt habe abgesagt, weil die Gründungsversammlung schon im Vorfeld für reichlich öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt habe, und das sei dem Mann „einfach zu viel geworden“, so Lambrou. Man habe auch nicht das Risiko eingehen wollen, dass die in Offenbach dann an anderer Stelle geplante Veranstaltung kurzfristig hätte abgesagt werden müssen. Mit dem Bürgerhaus in Erbenheim gebe es aus Sicht der Veranstalter „Planungssicherheit“. Für Offenbach war auch eine Gegendemonstration angekündigt gewesen, zu der die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD) aufgerufen hatte.
Geschlossene Veranstaltung
Dass die geplante Gründungsversammlung derart in den öffentlichen Fokus geraten ist, kann Lambrou, wie er sagt, „nicht nachvollziehen“. Ein Jude könne politisch links sein, er könne sozialdemokratisch engagiert sein oder eben politisch konservativ und damit in der AfD, so der Sprecher. „Und es ist ja auch nicht der erste Arbeitskreis, der parteiintern gegründet wird.“ Die Gründungsversammlung sei eine geschlossene Veranstaltung mit geladenen Gästen. Das werde sich „im Rahmen von etwa 100 Personen bewegen“.
Es werde zu einer Pressekonferenz eingeladen. „Teilnehmen dort kann jeder, der sich anmeldet und als Journalist arbeitet.“ Auch bei der eigentlichen Veranstaltung seien Journalisten zugelassen, „aber nur ein ausgewählter Kreis“, kündigt Lambrou an. Bei dem zu erwartenden „enormen Andrang“ sei es nun mal nicht möglich, allen Journalisten den Zugang zu der an sich geschlossenen Veranstaltung zu gewähren. „Es wird eine Auswahl getroffen.“ Nach welchen Kriterien diese Auswahl getroffen werde, das ließ Lambrou offen. „Das muss die Gruppe, die zur Gründungsversammlung eingeladen hat, selbst entscheiden.“
Vertreter jüdischer Gemeinden haben mit Befremden auf die geplante Gründung des Arbeitskreises „Juden in der AfD“ reagiert. Als Initiator der Gründung gilt der Wiesbadener AfD-Stadtverordnete Dimitri Schulz. Der Russlandstämmige ist weder Mitglied der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden noch einer anderen Jüdischen Gemeinde in Hessen.