Nach der Messerattacke auf eine Schwangere in einem Krankenhaus in Bad Kreuznach bestätigten Behörden in Biblis, dass der Täter vorher nicht auffällig geworden war. Der Afghane hatte zuletzt in Biblis gelebt.
Von Christian Knatz
Im Krankenhaus Marienwörth in Bad Kreuznach wurde eine 25-jährige schwangere Frau Opfer einer Messeratacke.
(Foto: dpa)
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BAD KREUZNACH / BIBLIS - Der Mann, der am Freitag in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) eine Frau lebensgefährlich verletzt und ihr ungeborenes Kind getötet haben soll, hatte zuletzt als Asylbewerber in Biblis (Kreis Bergstraße) gelebt. Dort war er nach Angaben der Behörden nicht auffällig geworden. Der Afghane, über dessen Asylantrag noch nicht entschieden wurde, galt vielmehr als Beispiel für geglückte Integration. Weil er bis Jahresende einen Arbeitsplatz bei einem Logistikunternehmen hatte, lebte der Mann in Abstimmung mit dem Bergsträßer Ausländeramt in einer von ihm selbst bezahlten Privatwohnung in Biblis.
Im mehr als 70 Kilometer entfernten Bad Kreuznach hatte der 25-Jährige am Freitag eine gleichalte Polin besucht, die dort stationär in einem Krankenhaus untergebracht war. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach waren die beiden zumindest vorübergehend ein Paar.
Asylbewerber hält Kontakt zu Behörden
Im Krankenzimmer sei es zu einem Streit zwischen der Polin und dem Afghanen gekommen. Eine Mitpatientin hat der Anklagebehörde zufolge beobachtet, wie der Mann die Schwangere mit einem Messer angriff. „Das Kind ist infolge der Misshandlung zu Tode gekommen“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Frau habe notoperiert werden müssen und daher bislang noch nicht befragt werden können. „Es geht ihr aber besser.“
KEIN KANDEL ZWEI
Der Bibliser Bürgermeister Felix Kusicka ist bei aller Vorsicht zu einem entschlossen: „Wir wollen alle gesicherten Informationen über den Fall publik machen, damit so etwas wie in Kandel erst gar nicht aufkommt.“ In der südpfälzischen Kleinstadt hatte der tödliche Angriff eines Asylbewerbers auf eine junge Deutsche zu Demonstrationen gegen Ausländer und Hassaufwallungen in sozialen Medien geführt.
Nach der Tat stellte sich der Mann in Bad Kreuznach der Polizei. Er sitzt in Untersuchungshaft. Nach Deutschland gekommen war der Afghane bereits im August 2015. Mehrere Jahre wohnte er in einer Gemeinschaftsunterkunft in Lampertheim (Kreis Bergstraße). Von dort zog er zum 1. Juli des vergangenen Jahres nach Biblis. Eine engmaschige Kontrolle hat es den Behörden zufolge schon deshalb nicht gegeben, weil der Mann privat untergebracht war. Es habe aber auch keinen Anlass gegeben. Dies bestätigt der Bibliser Bürgermeister Felix Kusicka (CDU): „Der Mann ist hier in keiner Weise auffällig gewesen.“
Mit einer Flüchtlingsbetreuerin des Landratsamts Bergstraße hatte der Verdächtige zuletzt im Dezember Kontakt. Auch bei diesem Gespräch habe es keinerlei Anhaltspunkte dafür gegeben, dass Gefahr im Verzug sei, erklärte der für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständige Kreisbeigeordnete Karsten Krug (SPD) auf Anfrage dieser Zeitung.