Frankfurt wird nach den Worten von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in sehr viel größerem Maße als bislang bekannt von einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union profitieren. „Wir haben rund 40 Finanzinstitute und Banken, die teilweise oder ganz hierher kommen werden als Folge dieser Brexit-Diskussion.“
Brexit
Die britische Premierministerin Theresa May leitete den Brexit am 29. März 2017 durch Mitteilung an den Europäischen Rat rechtlich wirksam in die Wege. Nach der vertraglich vorgesehenen zweijährigen Verhandlungsperiode ist nun mit dem Austritt für März 2019 zu rechnen.
FRANKFURT - Frankfurt wird nach den Worten von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) in sehr viel größerem Maße als bislang bekannt von einem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union profitieren. „Wir haben rund 40 Finanzinstitute und Banken, die teilweise oder ganz hierher kommen werden als Folge dieser Brexit-Diskussion“, sagte Bouffier in einem jetzt veröffentlichten Interview.
Mit seiner Äußerung hat er für Erstaunen gesorgt. Noch vor wenigen Wochen hatte Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) dieser Zeitung gesagt, es gebe die Zusagen von 15 Banken, die in Frankfurt ihre Europa-Abteilung auf- oder deutlich ausbauen wollen. Europaministerin Lucia Puttrich (CDU), die in Hessen für die Folgen des Brexits zuständig ist, war bis Dienstag davon ausgegangen, dass sich an dieser Zahl nichts geändert hat. Die von Bouffier genannten 40 Finanzinstitute könne sie sich nicht vorstellen, sagte sie vor Journalisten. „Das würde mich sehr wundern.“
„Entscheidungen der vergangenen Wochen“
Im hessischen Wirtschaftsministerium wollte man die vom Ministerpräsidenten angegebene Größenordnung zwar nicht bestätigen. Allerdings seien „in der Tat in den vergangenen Wochen eine Reihe von Entscheidungen gefallen“.
Die Finanzplatzinitiative Frankfurt Main Finance bezeichnet die von Bouffier genannte Zahl als „absolut korrekt“. Etwa zur Hälfte würden bestehende Niederlassungen erweitert, so Hubertus Väth, Geschäftsführer der Finanzplatzinitiative. „In rund 20 Fällen werden es neue Institute sein, die sich hier ansiedeln.“ Bis Jahresende würden größere Banken ihre Vorkehrungen für den Umzug ihrer Europaabteilung getroffen haben. Im kommenden Jahr werde es dann darum gehen, „auch die bei uns noch weniger bekannten, aber nicht minder geschätzten Institute für Frankfurt zu gewinnen“.
Entscheidung um EBA fällt am 20. November
Bouffiers Äußerung ist Teil eines Interviews, das in einem Beiheft des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“ am vergangenen Wochenende veröffentlicht wurde. Das Beiheft mit dem Titel „Starkes Land Hessen“ wird von einem Tiroler Verlag produziert, der ähnliche Beilagen auch schon für Bayern und Baden-Württemberg hergestellt hat.
Unterdessen hat Europaministerin Puttrich die Hoffnungen gedämpft, dass mit dem Brexit auch die European Banking Authority (EBA) von London nach Frankfurt wechseln könnte. Die Bewerbung Frankfurts um die EU-Behörde stehe in harter Konkurrenz mit anderen Städten, sie sei „kein Selbstläufer“. Die Entscheidung in diesem Rennen fällt am 20. November. Frankfurt beherbergt bereits die Europäische Zentralbank und die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen, Eiopa.