Fall Susanna: Polizeipräsident hält sich im Rechtsausschuss...

aus Der Fall Susanna

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Kerzen und Blumen im Eingang des Hauses, in dem Susanna gelebt hat. Foto: Sascha Kopp

Das rheinland-pfälzische Innenministerium sieht keine Versäumnisse der Mainzer Polizei im Fall Susanna. Es bestünden keine Zweifel an einer sachgerechten Bearbeitung des...

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MAINZ . Die Mainzer Polizei und das rheinland-pfälzische Innenministerium hielten sich am Donnerstag zum Fall Susanna zumindest auf politischer Bühne weitgehend bedeckt. Dabei war der Mordfall kurzfristig auf die Tagesordnung des Rechtsausschusses des Landtags gerutscht, um dort offene Fragen, auch zur Rolle der Mainzer Polizei, zu klären. Sowohl Polizeipräsident Reiner Hamm als auch der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) beriefen sich in der Sitzung jedoch darauf, dass die Suchmaßnahmen größtenteils Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zum Mordfall Susanna seien. Sie setzten sich vehement dafür ein, Details nur in nicht öffentlicher Sitzung zu besprechen. Dem wurde auch stattgegeben.

Dabei gibt es nach Informationen dieser Zeitung eine Freigabe der Wiesbadener Staatsanwaltschaft, dass die Polizei zu ihren Suchmaßnahmen Auskunft geben darf. Zumal es sich um abgeschlossene Vorgänge handelt und auch die Wiesbadener Polizei mehrfach über ihre Maßnahmen öffentlich Auskunft gab.

Mutter meldete Susanna am 23. Mai als vermisst

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Die 14-jährige Susanna war am 6. Juni tot in Wiesbaden-Erbenheim aufgefunden worden. Zuvor war sie am 23. Mai bei der Mainzer Polizei als vermisst gemeldet worden. Am 30. Mai übernahmen Wiesbadener Beamte die Ermittlungen. Der zum Tatzeitpunkt offenbar 21 Jahre alte Asylbewerber Ali Bashar, der mit seiner Familie in einem Flüchtlingsheim in Wiesbaden-Erbenheim lebte und nach der Tat zurück in seine Heimat Irak flüchtete, gestand die Tötung Susannas. In Irak wurde er gefasst und nach Deutschland gebracht. Er sitzt nun in Haft.

Joachim Laux, für die Polizei zuständiger Abteilungsleiter im rheinland-pfälzischen Innenministerium, sagte im Ausschuss nur so viel: Die Mutter der 14-jährigen Susanna habe ihre Tochter am 23. Mai gegen 22 Uhr, also einen Tag, nachdem das Mädchen zuletzt lebend gesehen wurde, bei der Mainzer Polizei als vermisst gemeldet. Die Beamten seien daraufhin nach einem standardisierten Maßnahmenkatalog aktiv geworden, hätten also regionale und überregionale Funkfahndungen gestartet, auch Krankenhäuser abgefragt. Zudem sei das Mädchen im bundesweiten Fahndungssystem gemeldet worden. Im Übrigen nehme die Polizei jede Vermisstenanzeige sehr ernst, sagte Polizeipräsident Hamm im Rechtsausschuss.

Wiesbadener Polizei führt detailliert Maßnahmen aus

Der Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren steht im Widerspruch zum Vorgehen der Wiesbadener Polizei: Diese hat bereits frühzeitig detailliert aufgeführt, welche Maßnahmen sie nach Übernahme des Falls in die Wege leitete. So soll noch am 30. Mai ein Hubschrauber aufgestiegen sein, der das Mädchen in Wiesbaden-Erbenheim suchte. Im Übrigen informierte die Wiesbadener Polizei auch darüber, dass der Hinweis einer Bekannten Susannas an die Mutter, das Mädchen sei einem Verbrechen zum Opfer gefallen, von der Mutter sowohl der Mainzer als auch der Wiesbadener Polizei gemeldet wurde. Damit gaben die Wiesbadener auch Informationen über Vorgänge preis, die auf Mainzer Seite einliefen.

Zudem gab die Wiesbadener Polizei an, mit Spürhunden und nach einem weiteren Zeugenhinweis vom Sonntag Bereiche in Wiesbaden-Erbenheim durchkämmt zu haben, und zwar von Montag, 4. Juni, bis Mittwoch, 6. Juni, dem Tag des Leichenfundes. Sogar die Anzahl der eingesetzten Kräfte wurde genannt. Diese Zeitung stellte der Mainzer Polizei zudem mehrfach schriftlich Fragen, ob Susanna bereits einmal vor dem 23. Mai bei der Polizei als vermisst gemeldet wurde: wenn ja, wann, wie oft, für welchen Zeitraum jeweils.

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Erstmals gestellt wurden die Fragen am Freitag, 8. Juni. Antwort: „Zum laufenden Ermittlungsverfahren kann die Polizei Mainz keine Stellung nehmen, die Beantwortung dieser Frage obliegt der Staatsanwaltschaft Wiesbaden.“ Keine Antwort, wie auch im Rechtsausschuss nicht.

Das Mädchen blieb mehrfach Schule und Zuhause fern

Um 15.30 Uhr am Donnerstag, unmittelbar nach dem Ausschuss, der um 14.30 Uhr begann, verschickte die Mainzer Polizei dann doch eine Pressemitteilung: Susanna sei vor der Anzeige am 23. Mai nicht polizeilich als vermisst gemeldet worden. Man habe an diesem Tag erstmals davon erfahren, dass das Mädchen mehrfach von Zuhause und der Schule ferngeblieben sein soll.

Zusätzlich hieß es in der Mitteilung: Am Donnerstag habe man Personen im Umfeld befragt und Nachrichten analysiert.