Allein im April landeten Maschinen von Ryanair 38 Mal nach 23 Uhr in Frankfurt - trotz Nachtflugverbots. Nun will die Airline einige Flüge vorziehen. Das sei Ergebnis eines...
FRANKFURT. Protest der Bürger und Druck aus der hessischen Landesregierung zeigen Wirkung: Die Fluggesellschaft Ryanair wird von Juni an zwei Flugverbindungen vorziehen, die regelmäßig erst nach 23 Uhr auf dem Frankfurter Flughafen landen. In dieser Zeit gilt eigentlich schon das Nachtflugverbot: Zwischen 23 Uhr am Abend und 5 Uhr in der Frühe dürfen in Frankfurt Maschinen nicht starten und landen.
Flugzeuge, die sich wegen technischer Probleme am Abflugort oder wegen des Wetters verspäten, haben jedoch noch bis Mitternacht Zeit. Voraussetzung ist, dass sich die Verspätung nicht schon aus der Flugplangestaltung ergibt.
Allein im April 38 Maschinen nach 23 Uhr gelandet
Wie Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mitteilte, wird Ryanair die planmäßige Ankunft einer Maschine aus London-Stansted vom 1. Juni an von 22.30 auf 22.10 Uhr vorziehen; die Ankunft eines Flugzeugs aus Catania (Sizilien) von 22.30 auf 21.15 Uhr. Die Zeiten beziehen sich auf die Ankunft am Terminal, die Landung erfolgt zehn Minuten früher.
Minister Al-Wazir bezeichnete die Veränderungen als Ergebnisse eines „sehr ernsthaften Gesprächs“ mit Ryanair und versprach: „Wir halten den Druck hoch.“ Die Nachtflugbestimmungen am Frankfurter Flughafen seien „keine freundliche Empfehlung, sondern geltendes Recht, das durchgesetzt wird“. Verstöße können mit 50.000 Euro Bußgeld, aber auch mit dem Entzug des Zeitfensters für die Flugverbindung geahndet werden.
Die irische Billigfluglinie Ryanair hat seit einem Jahr eine Basis am Frankfurter Flughafen und fällt dort mit notorischer Unpünktlichkeit auf. Allein im vergangenen April sind nach den Zahlen des Wirtschaftsministeriums 38 Maschinen nach 23 Uhr gelandet. Das ist gut die Hälfte der verspäteten Ankünfte. Aber auch andere Maschinen kommen häufiger zu spät an: Für Freitag beispielsweise wurde angekündigt, dass eine TUI-Fly-Maschine aus Hurghada (Ägypten) erst um 23.20 Uhr statt um 23 Uhr landen werde. An diesem Abend war für die Zeit zwischen 22 und 23 Uhr die Ankunft von 25 Maschinen geplant. 18 davon gehörten zu Ferien- und Billigfluggesellschaften wie Condor oder Easyjet. Ryanair war mit sechs Verbindungen vertreten.
Der Anteil der Low-Cost-Carrier wächst
Allerdings ist das Etikett „Billigflieger“ längst kein exklusives Merkmal mehr: Gerade hat die Lufthansa angekündigt, dass sie künftig auch für Flüge nach Übersee günstige Tarife im Angebot hat, in denen der Gepäcktransport nicht mehr enthalten ist. Und auch Condor bietet Flüge nach Mallorca oder Antalya (Türkei) für 29,99 Euro an.
Der Anteil der sogenannten Low-Cost-Carrier am Luftverkehr wächst zwar beständig; nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport liegt er in Frankfurt derzeit aber lediglich bei drei bis vier Prozent. Für das rasante Wachstum bei Passagieren und Flugbewegungen sind dort auch nicht in erster Linie Billigfluglinien verantwortlich. So hat die Lufthansa, die rund 60 Prozent zum Passagieraufkommen in Frankfurt beiträgt, im April insgesamt rund sechs Millionen Fluggäste befördert: 4,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Fraport zählte in diesem Monat 5,7 Millionen Fluggäste, ein Anstieg von 5,8 Prozent.
Zahl der Kontrollstellen wird aufgestockt
Um die steigende Zahl der Passagiere zu bewältigen, wird in Frankfurt unmittelbar vor Beginn der Hauptreisesaison die Zahl der Kontrollstellen aufgestockt. Das teilte Fraport am Freitag mit. Die Sicherheitskontrollen sind immer mehr zum Flaschenhals bei der Abfertigung geworden.
Von Rainer H. Schlender