Die Staatsanwaltschaft hat Informationen zum mutmaßlichen Täter vom Frankfurter Hauptbahnhof bekannt gegeben. Er war in der Schweiz zur Fahndung ausgeschrieben.
FRANKFURT. Bei dem Tatverdächtigen im Fall der tödlichen Attacke auf ein Kind im Frankfurter Hauptbahnhof handelt es sich um einen verheirateten Familienvater. "Er soll seit 2006 in der Schweiz leben, er soll verheiratet sein und Vater von drei Kindern sein", sagte die Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Nadja Niesen, am Dienstag. "Er hat angegeben, dass er vor wenigen Tagen von Basel mit dem Zug nach Frankfurt gefahren sei." In Deutschland sei er bislang nicht polizeibekannt.
In der Schweiz von Polizei gesucht
Am Dienstagnachmittag wurden sowohl von Bundespolizeipräsident Dieter Romann als auch von der Kantonspolizei Zürich weitere Informationen bekanntgegeben. Der mutmaßliche Täter war in diesem Jahr in psychiatrischer Behandlung. Bei einer Hausdurchsuchung seien Dokumente gefunden worden, die auf eine psychische Erkrankung und eine entsprechende Behandlung deuten würden. Hinweise auf eine Radikalisierung oder ideologische Motive des Täters seien bei den Ermittlungen und der Hausdurchsuchung nicht gefunden worden.
Der Tatverdächtige hatte demnach am vergangenen Donnerstag seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kleinkinder im Alter von ein, drei und vier Jahren sowie eine Nachbarin in ihren Wohnungen in Wädenswil eingesperrt. Zuvor hatte er demnach die Nachbarin tätlich angegriffen und sie verbal sowie mit einem Messer bedroht. Daraufhin sei er in der Schweiz zur Festnahme ausgeschrieben gewesen, sagte Bundespolizeipräsident Dieter Romann am Dienstag in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und BKA-Präsident Holger Münch.
Bis dahin nur wegen Verkehrsdelikt bekannt
Laut Polizei gaben sowohl die Nachbarin als auch seine Ehefrau an, dass dieser Gewaltausbruch des Mannes für sie überraschend gewesen sei. "Sie sagten übereinstimmend aus, dass sie ihn noch nie so erlebt hätten", sagte ein Polizeisprecher. Der 40-Jährige arbeitete den Angaben zufolge seit Januar 2019 nicht mehr. Er war wegen psychischer Probleme krankgeschrieben.
Die Hausdurchsuchung fand erst nach der Attacke in Frankfurt statt. Vor dem Vorfall vom 25. Juli war der Tatverdächtige der Polizei nur wegen einem geringfügigem Verkehrsdelikt bekannt geworden. Zur Person des mutmaßlichen Täters sagte Romann weiter, er sei 1979 in Eritrea geboren, verheiratet und Vater dreier Kinder. Seinen Wohnsitz habe er in der Schweiz. 2006 sei der Mann unerlaubt in die Schweiz eingereist und habe dort Asyl beantragt, was ihm zwei Jahre später gewährt worden sei. "Er besitzt seitdem in der Schweiz die Niederlassungsbewilligung der Kategorie C, das heißt gut integriert", sagte Romann. Der Verdächtige sei einer festen Arbeit nachgegangen, "aus Sicht der Ausländer- und Asylbehörden in der Schweiz vorbildlich". Der Mann sei in Publikationen sogar als Beispielfall gelungener Integration genannt worden, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).
Der 40-Jährige soll am Montag in Frankfurt am Main einen achtjährigen Jungen vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestoßen haben. Auch die Mutter des Jungen soll er ins Gleisbett gestoßen und es bei einer weiteren Person versucht haben. Der Junge starb noch im Gleisbett, seine Mutter konnte sich retten und wurde verletzt. Beide stammen aus dem Hochtaunuskreis.
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen des Verdacht des Mordes und des versuchten Mordes aufgenommen. Der Tatverdächtige soll am Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden.
Von dpa