
Den Fahrerstreik auf der Raststätte Gräfenhausen wollte der polnische Spediteur martialisch beenden – ermittelt wird nun auch wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.
Weiterstadt. Es war ein martialischer Auftritt, der zumindest juristisch noch längst nicht abgeschlossen ist. Nach dem Einsatz eines polnischen Sicherheitsdienstes gegen streikende Lkw-Fahrer auf der Raststätte Gräfenhausen an der A5 ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt auch wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Das bestätigte die Behörde am Mittwoch auf Anfrage, zuvor hatte die „Frankfurter Rundschau“ darüber berichtet. Bei den Vorwürfen geht es um das gepanzerte Fahrzeug „AMZ TUR VI“, mit dem die Mitglieder der „Rutkowski Patrol“ - die Firma gehört einem in Polen bekannten Privatdetektiv - angerückt war.
Der Besitzer der Spedition hatte den Trupp offenbar angeheuert, um zu seinen Lastern zu gelangen. Dabei kam es zu Wortgefechten und auch einem Handgemenge, wobei die Schilderungen generell auseinandergehen: Während die Fahrer dem Trupp aggressives Auftreten und Einschüchterung vorwerfen, weisen der Spediteur und der Detektiv die Vorwürfe zurück. Es sei vielmehr darum gegangen, den Firmenchef gegen die ihrerseits aggressiven Fahrer zu schützen. Diese klagten über miserable Arbeitsbedingungen und seit langem ausgebliebenen Lohn. Erst nach einem wochenlangen Streik kam es schließlich zu einer Einigung. Gegen den aus Polen angerückten Trupp - insgesamt 19 Personen - ermittelt die Staatsanwaltschaft weiterhin wegen Landfriedensbruchs, Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und des Verdachts der Körperverletzung. Es lägen noch keine Einlassungen der Beschuldigten vor, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Gepanzertes Fahrzeug wurde für Patrouillen in gefährlichen Gebieten entwickelt
Und auch das Fahrzeug steht im Fokus: Dessen polnischer Hersteller AMZ Kutno fertigt auch Militärfahrzeuge, das gepanzerte Modell „Tur“ (deutsch: „Auerochse“) wurde für Patrouillen in gefährlichen Gebieten entwickelt. Und der Wagen dient seinem heutigen Besitzer, Detektiv Krzysztof Rutkowski, offensichtlich auch zu Marketingzwecken. In den sozialen Netzwerken präsentiert sich der in Polen als schillernde Persönlichkeit bekannte Chef der Sicherheitsfirma häufiger mit dem Auto.
In Darmstadt allerdings prüft nun die Staatsanwaltschaft, ob es sich bei dem Fahrzeug um eine Kriegswaffe handelt und deren illegale Einführung. Zudem seien in dem Auto ein Messer mit einer zwölf Zentimeter langen Klinge, ein Klappmesser und zwei Pfefferspraydosen sichergestellt worden.