„Mir war klar, dass mir Gefängnis droht“: Deniz Yücel im Interview
Dankbar und weiterhin streitbar: Der Journalist Deniz Yücel - wohnhaft in Flörsheim - blickt im Interview auf die Zeit seiner Haft in der Türkei zurück.
Von Lars Hennemann und Hans Dieter Erlenbach
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Am 25. Dezember 2016 meldete die türkische Zeitung Sabah, dass ein Haftbefehl gegen Deniz Yücel verhängt worden sei. Als Grund wurden Berichte Yücels über den Medien zugespielte E-Mails des Schwiegersohns des türkischen Präsidenten Erdogan genannt.
Am 14. Februar 2017 wurde Yücel in Istanbul von der Polizei in Gewahrsam genommen, nachdem er einer Aufforderung zu einer Befragung Folge geleistet hatte. Mit ihm wurde erstmals ein Journalist mit deutschem Pass in der Türkei verhaftet. Staatspräsident Erdogan betonte im türkischen Fernsehen, dass man Yücel nicht überstellen werde, so lange er Präsident sei.
Am 27. Februar wurde Untersuchungshaft gegen Yücel angeordnet. Als Begründung dienten ein 2015 geführtes Interview mit einem Kommandeur der kurdischen PKK sowie ein Artikel aus 2016, in dem Yücel die Beteiligung der Gülen-Bewegung gegen Erdogan infrage stellte. Yücel wurde nach Silivri, dem größten türkischen Gefängnis, gebracht.
Am 4. April konnte erstmals ein deutscher Diplomat Yücel im Gefängnis besuchen. Am 11. April stellte Finanzminister Wolfgang Schäuble geplante Zahlungen an die Türkei wegen Yücels Inhaftierung infrage.
Am 6. Januar 2018 sicherte der türkische Außenminister Cavusoglu seinem Amtskollegen Sigmar Gabriel eine Beschleunigung aller Verfahren zu in der Türkei inhaftierten Deutschen zu. Einen Tauschhandel gegen Rüstungsgeschäfte oder einen Austausch gegen Gülen-Anhänger lehnte Yücel ab.
Am 16. Februar wurde Yücel entlassen, nachdem zuvor die Anklageschrift gegen ihn vorgelegt worden war. Am selben Tag verließ er die Türkei. Zur parallel gegen ihn angeordneten Gerichtsverhandlung, die im Juni begann, erschien Yücel nicht.