Bei der Lufthansa standen die Zeichen bereits wieder auf Streik. Dann einigten sich Unternehmen und Piloten auf eine Zwischenlösung. Nun wurden Details bekannt.
FRANKFURT. Lufthansa-Passagiere müssen bis zum Sommer 2023 keine weiteren Piloten-Streiks befürchten. Dafür erhalten die Cockpit-Besatzungen im Gegenzug in zwei Stufen insgesamt 980 Euro mehr Grundgehalt. Während dieser Zeit wollen Piloten und Vorstand die noch strittigen Punkte klären. Die zuständigen Gremien müssen der Zwischenlösung noch zustimmen.
„Die Erhöhung des Grundgehalts mit einheitlichen Sockelbeträgen führt zu der gewünschten überproportionalen Anhebung der Einstiegsgehälter“, berichtet Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann in Frankfurt. Die rückwirkende Steigerung des Grundgehalts ab 1. August 2022 und weitere Erhöhung zum 1. April 2023 um jeweils 490 Euro bedeutet für Berufseinsteiger während der Laufzeit ein Plus von etwa 20 Prozent. Kapitäne in der Gehaltsendstufe erhalten etwa 5,5 Prozent mehr Geld, wie Lufthansa vorrechnet. Streiks sind bis zum 30. Juni 2023 ausgeschlossen.
Kompromiss als Zwischenlösung
„Das ist als positives Signal Richtung der Kollegen im Cockpit, der Passagiere und der Zukunftsfähigkeit der Lufthansa zu werten“, betont Matthias Baier, Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC) in Frankfurt. Die Tarifverträge seien zwar weiterhin offen, aber die Punkte könnten nun vertraulich diskutiert werden. „Das gute monetäre Ergebnis ist erfreulich, aber ebenso freuen wir uns, dass wir einen weiteren Schritt in Richtung einer tragfähigen Partnerschaft erzielen konnten“, berichtet der Vorsitzende Tarifpolitik der VC, Marcel Gröls. Die Eckpunkte der kurzfristigen Lösung liegen über dem bisherigen Angebot der Lufthansa. Der Konzern hatte zuvor mit einer Laufzeit von 18 Monaten eine Erhöhung der Gehälter um 500 Euro zum 1. September und um weitere 400 Euro zum 1. April 2023 angeboten. Allerdings konnte sich auch VC Cockpit nicht durchsetzen. Die Pilotenvertretung hatte eine Gehaltssteigerung um 5,5 Prozent bis Ende des Jahres und von Januar 2023 an einen Ausgleich oberhalb der Inflationsrate gefordert. Letztere Forderung wurde aufgrund rechtlicher Bedenken später konkretisiert: Verlangt wurde nun eine Erhöhung um 8,2 Prozent ab Jahresanfang 2023.
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Der Forderungskatalog umfasst allerdings insgesamt 16 Einzelpunkte. So soll nach Ansicht der Piloten eine neue Gehaltstabelle mit höheren Grundvergütungen sowie mehr Geld zum Beispiel für Krankheitstage, Urlaub und Schulungen vereinbart werden. Diese Fragen können nun in aller Ruhe weiter verhandelt werden.
Nicht Bestandteil der Tarifverhandlung sind dagegen strittige Fragen zur Konzernstrategie. Dabei geht es um die sogenannte Perspektivenvereinbarung zwischen Piloten und Lufthansa, die den Piloten der Kernmarke Lufthansa eine Flotte von 325 Flugzeugen garantiert hatte. Während der Corona-Pandemie hat Konzernchef Carsten Spohr die Zusage aufgekündigt und gleichzeitig die Gründung einer weiteren kostengünstigeren Fluggesellschaft angekündigt. Die im Aufbau befindliche „Cityline 2“ soll Zubringerflüge an die Drehkreuze Frankfurt und München übernehmen. Die Piloten der Kernmarke befürchteten, dass Lufthansa damit den Tarifvertrag der Kernmarke unterlaufen will.