Polizei vor A49-Großeinsatz: 400 Barrikaden erwartet

Der Beginn der Räumung des Dannenröder Forstes steht kurz bevor. In einer Pressekonferenz gibt die Polizei einen Einblick, auf das, was sie im Wald an Widerstand erwartet. Archivfoto: Benjamin Gössl

Mit einem Großaufgebot bereitet die Polizei die Räumung des Dannenröder Forstes vor. Sie erwartet erheblichen Widerstand der A49-Gegner.

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VOGELSBERKREIS. In den kommenden Tagen wird die Polizei mit den logistischen Arbeiten für die weiteren Baumrodungen zum A49-Weiterbau im Dannenröder Forst beginnen. Das hat das Polizeipräsidium Mittelhessen während einer Online-Pressekonferenz am Montag bekannt gegeben. Aus den Ausführungen der beiden Sprecher für den Einsatz im Wald, Sylvia Frech und Jochen Wegmann, ging dabei auch noch einmal deutlich hervor, dass die Beamten mit einem höheren Widerstand rechnen als im Herren- und Maulbacher Wald.

Eben vor diesem Hintergrund wurden die Polizei-Hauptkommissarin und der Kriminaldirektor nicht müde, zu betonen, dass es der Polizei wie in den Wochen seit Anfang Oktober weiterhin darum gehe, mit „Sicherheit vor Schnelligkeit“ zu agieren. Bislang, so sagen sie, sei diese Taktik aufgegangen und die Räumungen seien glimpflich und ohne Verletzungen vorangegangen. Nun sei es oberste Priorität, dass der Einsatz weiterhin so verlaufe. Das hatte vergangene Woche bereits der mittelhessische Polizeipräsident Bernd Paul im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Und auch der „kommunikative Ansatz“ solle weiterhin verfolgt werden. „Wir haben unseren Zielgruppen-Kommunikator vor Ort, der weiterhin den Kontakt zu den Aktivisten sucht. Und wir bleiben auch ansprechbar für die Einheimischen“, versprach Wegmann, der auch Verständnis dafür äußerte, dass die enorme Polizeipräsenz so manchen Anwohner auf eine harte Geduldsprobe gestellt habe. Darüber hinaus sicherte Wegmann zu, dass das Team der Pressebetreuer noch einmal aufgestockt werde, um Journalisten den Zugang zum Wald und zu den von den Forstbehörden festgelegten Sicherheitsbereiche schneller zu ermöglichen. Gerade in den ersten Einsatztagen war immer wieder kritisiert worden, dass Pressevertreter nur schwer an den Ort des Geschehens gelangt waren und die Berichterstattung somit erschwert wurde.

Mit „logistischen Maßnahmen“, so erläuterte es Frech, ist unter anderem das Freiräumen von Zufahrts- und Rettungswegen in den Waldbereich gemeint. Erstmals nennt die Polizei dazu auch konkrete Zahlen: Rund 400 Barrikaden hat die Behörde im Wald ausgemacht, teils „massiv ausgestaltet“. Die Hauptkommissarin beschreibt die Barrikaden als „Meter hoch, aus Holz und Drähten sowie Zäunen, die teilweise ineinander verwoben sind“, aber auch Hindernisse, die mit Beton im Boden verankert und mit Gräben umgeben sind, werden die Räumung im Dannenröder Forst erschweren. Insgesamt geht die Polizei aktuell von rund 100 Behausungen in 11 Camps aus. „Das reicht von Zelten am Boden über Plattformen bis hin zu ganzen Häusern am Boden und in den Bäumen – mit Wänden Dächern, Solarpaneelen. Das wird eine besondere Schwierigkeit, diese zu entfernen“, beschrieb Frech die Situation im Wald, wo die Polizei von Personen „im unteren dreistelligen Bereich“ ausgeht. Darunter seien durchaus auch gewaltbereite Personen anzutreffen, erklärte Frech und berief sich dabei zum einen auf den jüngsten Bericht des Hessischen Landesamtes für Verfassungsschutz sowie auf die eigene Aufklärungsarbeit der Polizei. Immerhin seien Einsatzkräfte auch bereits aus dem Wald heraus aktiv angegriffen worden. Damit spielte Frech auf Steinbewürfe sowie Attacken mit Feuerwerkskörpern an. Und Wegmann stellte dazu fest: „Wir ermöglichen die Proteste und die Kundgebung von Meinung, aber wir dulden keine Straftaten.“ Wer sich den Anweisungen der Polizei widersetze, der müsse damit rechnen, dass er mit „unmittelbarem Zwang“ – also unter dem Einsatz körperlicher Gewalt aus dem Wald herausgeholt werde. Sowohl Wegmann als auch Frech riefen in diesem Zusammenhang, die friedlich protestierenden Menschen erneut dazu auf, sich von jenem Klientel zu distanzieren und abzugrenzen, das bereit sei Gewalt- und Straftaten zu verüben.

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Im bisherigen Einsatzverlauf seien bei rund 600 Personen die Identitäten festgestellt worden. 300 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten und 150 Strafanzeigen habe das nach sich gezogen. Dabei sei die Polizei auch auf Personen „aus dem nahen Ausland“ gestoßen.

Von Andreas Ungermann