Bereits seit Ostern sei das Listerien-Problem bei der Wilke-Wurst bekannt gewesen. Aus Baden-Württemberg kommt heftige Kritik.
Von Christoph Cuntz
Redakteur Politik
Blick auf die Produktionsgebäude des Fleischherstellers Wilke Wurstwaren. Nach zwei Todesfällen durch Keime in Wurstwaren muss der Hersteller die Produktion stoppen.
( Foto: Uwe Zucchi/dpa)
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WIESBADEN - Kritik an der Arbeit hessischer Behörden im Fall Wilke kommt jetzt auch aus einem anderen Bundesland: Der baden-württembergische Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) spricht von Fahrlässigkeit und mangelnder Transparenz, die er noch nie erlebt habe. Bereits seit Ostern sei das Listerien-Problem bei Wilke bekannt gewesen.
Damals seien bei Kontrollen in Balingen (Zollernalbkreis) in einem Wilke-Frischwurst-Aufschnitt Keime nachgewiesen worden. „Die Nichtreaktion ist eine grobe Fahrlässigkeit der verantwortlichen Behörden und hat Menschenleben aufs Spiel gesetzt", sagte Hauk dem SWR.
Wie berichtet, war Wurst der Firma Wilke mit pathogenen Listerien belastet. Der Befund wird für 37 Krankheits- und drei Todesfälle verantwortlich gemacht. Der Betrieb im nordhessischen Twistetal ist aber erst seit 2. Oktober geschlossen.
Mindestens einer der Toten soll aus Baden-Württemberg kommen. Doch waren hessische Behörden nicht nur aus Süddeutschland frühzeitig gewarnt worden. Am 15. März hatte auch das Veterinäramt Hamburg-Mitte pathogene Listerien in einer Pizza-Salami nachgewiesen und Hessen informiert.
Eine Sprecherin des hessischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz bestätigte, dass entsprechende Warnungen bei der Fachaufsicht eingegangen und auch dem Ministerium vorgelegt worden waren. Der bloße Nachweis von Listerien sei noch nicht gravierend. Es habe damals so ausgesehen, als ob das ein normaler Befund gewesen sei. Auch waren Kontrollen beim Wursthersteller Wilke angeordnet worden.
Wie berichtet, wurden bei einer dieser Kontrollen ekelerregende Zustände festgestellt. Trotzdem hatte es Wochen gedauert, bis der Betrieb geschlossen wurde.
Die Sprecherin des hessischen Umweltministeriums wies daraufhin, dass es am Freitag kommender Woche in Berlin zu einem Bund-Länder-Treffen kommt, bei dem das Thema Lebensmittelsicherheit erörtert wird. Eingeladen dazu habe Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft. Es wird erwartet, dass bei diesem Treffen der Skandal um die Wilke-Wurst Thema Nummer eins ist. Hessen will darauf drängen, dass dem Ministerium mehr Kontrollkompetenzen übertragen werden. Diese liegen derzeit bei den Behörden vor Ort.